AAA - Das Manifest der Macht
hat. Ein paar Briefe, die sich im Besitz eines alten Mannes befinden sollen, der in der Nähe von Köln wohnt.
Da will ich hin, mit diesem Mann sprechen und ihn überreden,
mich diese Briefe lesen zu lassen. Vielleicht verstehst du, dass ich da nicht locker lasse. Und das mache ich alles nur für dich, mein Lieber!“
„Sei doch ehrlich, alles nur für deine Story. Ich wette, du findest gar nichts, jedenfalls nichts Neues.“
„Abwarten, sage ich nur. Abwarten.“ Zum Zeichen, dass sie an einem weiteren Gespräch nicht interessiert war, stellte Samantha ihre Sitzlehne nach hinten, schloss die Augen und schlief kurz darauf ein.
Fast pünktlich auf die Minute landete die Maschine auf dem Flughafen Köln-Bonn. Trotz des Überseefluges und der Zeitverschiebung waren alle drei voller Tatendrang. Während John und Ben das Gepäck holten, steuerte Samantha schon einen der Mietwagenschalter an.
„Welches Modell nimmst du denn?“, rief John ihr nach.
„Lass´ dich überraschen!“, gab Samantha über die Schulter zurück.
Eine halbe Stunde später verstauten die drei die Koffer und Bens Umhängetasche mit der Kameraausrüstung in einem silberfarbenen C-Klasse-Mercedes. John nickte anerkennend.
„Den wollte ich immer schon einmal ausprobieren“, verkündete er.
„Pech gehabt, ich fahre!“, entgegnete Samantha und öffnete die Fahrertür.
„Schön, aber kennst du überhaupt den Weg?“ John war misstrauisch, ging aber gleich zur anderen Seite des Fahrzeugs.
„Da mach´ dir mal keine Sorgen, ich habe extra einen mit Navigationssystem geordert.“
Sie stieg ein und begann auf der Tastatur zu tippen.
„So“, sagte sie schließlich,„fertig, wenn das Ding richtig gerechnet hat, sind wir in einer Stunde und siebzehn Minuten da.“
Sie startete den Motor und fuhr los. Zunächst ging die Fahrt noch durch ein Stadtrandgebiet. Samantha konzentrierte sich auf den Verkehr, der hier allerdings um einiges ruhiger und spärlicher floss, als sie es von New York her gewohnt war. Ben und John dagegen blickten gespannt aus den Fenstern und versuchten, so viel wie möglich von der Umgebung zu erfassen.
Es war hier so anders als in New York, als in Amerika. Allein die Häuser dieses Vorortes sahen gänzlich anders aus. Sie waren aus massivem Stein gebaut, nicht aus Holz oder aus den roten Backsteinen, wie sie in Queens oft verwendet wurden.
Auf ihre Vorgärten scheinen die Deutschen großen Wert zu legen, dachte John bei sich. Wo die Amerikaner sich mit einer grünen Wiese zufriedengaben, blühten hier die schönsten Blumen. Manche, stellte John belustigt fest, hatten kleine Gartenzwerge im Vorgarten aufgestellt und zu deren Schutz sogar einen Zaun errichtet, was in den USA auch nur selten passierte. Er dachte einen Moment an seine moderne Wohnung inmitten New Yorks. Das war seine Welt. Hier, in diesen idyllischen Häusern, würde er nicht leben wollen. Er fragte sich, was das wohl für Menschen waren, die sich kleine Männchen mit roten Zipfelmützen in den Garten stellten.
Die Gegend wurde jetzt zunehmend ländlicher, und schließlich führte die Straße nur noch vereinzelt durch kleine Dörfer, die manchmal aus nicht mehr als einem Dutzend Häusern bestanden.
Zwischen den einzelnen Dörfern gab es nur Felder und Wiesen und manchmal auch ein paar Bäume, die bisweilen einen kleinen Wald bildeten.
Keiner der drei bemerkte, dass ihnen in gebührendem Abstand ein schwarzer VW Golf folgte.
„Ich bin gespannt, wo die in dieser gottverlassenen Gegend hinwollen“, führte Dominique Selbstgespräche. Sie überlegte angestrengt. Irgendjemand mischte sich in ihre Pläne ein, und sie hatte keine Ahnung, wer das sein könnte.
„Wo sind wir hier eigentlich?“, ließ sich Ben nach etwa einer Stunde Fahrt von der Rückbank her vernehmen.
„Wenn ich ehrlich bin“, antwortete Samantha, „ich habe nicht die geringste Ahnung. Ich weiß nur, dass wir bald da sind. Hoffe ich wenigstens.“
Wenige Kilometer weiter, an einem kleinen Gehöft, bog Samantha auf Geheiß des Navigationssystems von der Landstraße auf einen Waldweg ab, der immer schlechter wurde und die Stoßdämpfer des Mietwagens erheblich beanspruchte.
„Und du bist sicher, dass wir hier richtig sind?“ keimte Johns Misstrauen wieder auf, während er kräftig durchgeschüttelt wurde.
„Goldrichtig!“ Samantha warf einen kurzen Blick auf das Display.„Es sind noch etwa zwei Kilometer.“
Sie blickte sich um, sah aber nur Wiesen und
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