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Aasgeier

Aasgeier

Titel: Aasgeier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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ich den Trawler selbst wegbringen soll? Ich kenne da einen bombigen Ankerplatz, in einer Bucht, die nur alte Surfer kennen. Unten bei Lompoc, gar nicht weit. Kommt kein Mensch drauf.“
    „Die wissen doch genau, wo dein Boot jetzt gerade liegt. Die sind doch nicht dämlich. Eines meiner Gemeindemitglieder ist Polizist in Morro Bay – der soll mit dem Streifenwagen ans Pier fahren und das Schiff offiziell beschlagnahmen. Die Hafenpolizei nimmt es in Verwahrung. Du musst höchstens eine Liegegebühr zahlen, wenn du es wieder holst. Kein Problem, mein Knabe macht das schon mir zuliebe. Wenn du dich blicken lässt, brauchen wir gar keine weiteren Pläne machen. Dann gehst du in die Lokalgeschichte ein, und ich komme gelegentlich mit Blumen.“
    Na ja, wenn man´s so sieht. Also gut. Ich würde allerdings viel lieber hier oben irgendwo mein Auto abgeben und ein frisches mieten. Vielleicht in Salinas oder Monterey. Und dann irgendwo in der Prärie übernachten, morgens früh raus und ihn in San Miguel treffen. Fand er gut.
     
    Wir trennten uns bald. Gonzales würden jeden Augenblick zurückkommen, und die ersten Schäfchen wurden erwartet. Also gaben wir uns wieder mal markig die Hände, ich stieg in mein Mietmobil und dampfte ab, nach Salinas. Da oben kannte ich eine nette Reiterpension, da könnte ich übernachten, und da würde mich garantiert keiner aufspüren. Hoffte ich.

 
     
     
    12 Autos
     
     
    Der faule, heiße Spätnachmittag war wie geschaffen, ziellos durch die Gegend zu fahren. Ich hielt im lang gestreckten, von der ewigen Sonne ausgebleichten Soledad, und schaute mir aus respektvoller Entfernung das Zuchthaus an. Irgendwie habe ich´s mit Penitentiaries, mit diesen Zuchthäusern, die zivilisierte Länder inzwischen zwar abgeschafft haben, aber wir bauen immer neue. Faszinieren mich einfach, diese stacheldrahtumwickelten Horrorhäuser. Ich war mal auf Alcatraz, habe mal eine Führung durch die Knastinsel mitten in der San Francisco-Bucht mitgemacht, und war hinterher wochenlang völlig mit den Nerven runter.
    Ich fuhr weiter nach Norden und aß im ebenso winzigen, staubigen und ausgebleichten Spreckels zu Abend. Da war´s natürlich schon viel zu spät, um auf dem Land noch einen Leihwagen abzugeben und einen frischen zu mieten, also bin ich die acht Meilen Feldweg gefahren bis zur Pension, die ich von früher her kannte.
     
    Am nächsten Morgen trollte ich mich recht früh im spärlichen Verkehr nach Salinas und gab mein Auto ab, was nicht so einfach war, wie es scheint – der Annahmefritze wollte unbedingt den Vermieter in Morro Bay anrufen und Bescheid sagen, dass sein Auto wieder aufgetaucht sei. Der Kerl in Morro Bay hatte am Vorabend per Rundschreiben darum gebeten. Ich fand das seltsam – vielleicht, weil ich, da ohne Kreditkarte, cash bezahlt habe und eine flotte Kaution dazu hinterlegte, die ich nun wiederhaben wollte. Jedenfalls haben sich die beiden geeinigt, ich bekam nach einer guten Stunde Nörgeln und Drängeln meine Kaution per Scheck und bin losmarschiert, zum nächsten Gebrauchtwagenhändler. Dem habe ich den ältesten Karren abgekauft, den er hatte. $250 plus einen Monat Autosteuer und Versicherung auf den Tisch, was meinen Kautionsscheck so ziemlich auffraß. Er gab mir noch dreiundzwanzig Dollar bar raus.
     
    Die Mühle war keine zehn Dollar wert. Ich hatte kaum die Stadt hinter mir als die Kühlwasseranzeige schon im roten Bereich stand. Also hielt ich, ließ den Karren eine Weile mit aufgedrehter Heizung im Leerlauf brummeln, um die Temperatur runterzubringen, und habe dann den größten Teil des eiskalten Inhaltes meiner frisch gekauften Colaflasche eingefüllt, ohne dass sich im Kühler viel tat. Also bin ich auf Eiern zur nächsten Tankstelle, habe dort erstmal Kühlflüssigkeit und ein „Guaranteed To Work Or Your Money Back“ flüssiges Dichtungsmittel gekauft und beides eingefüllt, etwas Öl nachgegossen und mit dem Daumen die Keilriemenspannung geprüft, als ob das was bringen würde, und bin weitergefahren. Ich meine, ich wollte den Mistkarren irgendwo stehen lassen, aber doch erst, wenn ich wieder ein richtiges Auto hatte.
     
    Die Fahrt nach San Miguel dauerte den ganzen Tag. Ich war heilfroh, als ich gegen sieben völlig ausgelaugt an der Mission ankam. Dieser alte Hurenbock von Mercury kühlte unterwegs kaum ab, der Dichtungsmittelfabrikant hatte wohlweislich auf seiner Büchse keinen Hinweis, wo die Garantieleistung bei Nichtfunktionieren anzufordern war, und

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