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Aasgeier

Aasgeier

Titel: Aasgeier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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in der Tasche fand. Eine Geheimnummer, die in der Methamphetaminzentrale beantwortet und zu meiner bescheidenen Mobilbehausung am Strand zurückverfolgt wurde. Mit fatalen Folgen für uns alle.
     
    Ich erzählte, bis die Sonne untergegangen war und der Himmel überm Meer voller Sterne hing. Ich erzählte von Misty und Rick, von Sammy Sheerstein („ach, Sammy The Mouth,“ wurde der Kinderarzt nostalgisch – scheint ein kleiner Kreis zu sein, der sich mit solchen Dingen beschäftigt und daher bestens kennt) und meiner Julie, von Avila und Big Sur, und natürlich immer wieder von Winston. Ignacio ließ ich draußen – der sollte selbst erzählen, wenn ihm danach war. Und viele Einzelheiten wollte ich nicht preisgeben, nicht erzählen. Das mit dem verrückten Cop, wie der starb, das ließ ich ganz weg, erzählte auch nicht wie wir ans Geld kamen und wie wir es weiterverteilten. Aber sonst ziemlich umfassend. Der Doc hörte gebannt zu, und auch die beiden Freunde lauschten. War immerhin fünf Jahre her, dass wir das Ding drehten, und die Zeit löscht doch einiges aus der Erinnerung. Ich musste selbst staunen, wie flott das alles heraussprudelte. Wie gefährlich ich damals gelebt hatte. Wenn es auch nur ein paar Monate waren.
    „Und jetzt sitzen wir im Prinzip in der gleichen Scheiße, in der damals Moreno und die Bundescops saßen. Finanziell, jedenfalls. Dass wir noch leben ist ja hocherfreulich, kann sich aber schlagartig ändern“. Ich meinte mit „wir“ natürlich Misty, Rick und mich, aber Ignacio schaute erschrocken drein. Ich tätschelte seine Hand und stellte richtig.
    Jeff rief, dass wir nun umdrehen sollten. Der kochende Butler, nebenher auch brauchbarer Seemann, wendete das Schiff und fuhr mit erhöhter Geschwindigkeit in Richtung Oxnard und Silver Strand. Ich war auf einmal hundsmüde.
    „Ich habe nicht nur die Bullen gerufen, damit ich den Perez wieder loswerde", sagte der Doc unvermittelt. „Ich habe auch einiges investiert. Weil ich gern sicher bin, ehe ich was unternehme. Der Kerl macht regelmäßige Lieferungen nach Mexico. Einmal die Woche. Und da er am gleichen Wochentag heimkommt, kann ich mir nicht vorstellen, dass er Drogen runterbringt und mit Geld zurückkehrt. Eher umgekehrt. Ich bin noch nicht ganz sicher, was er macht und wie das läuft, aber ich habe vorsichtshalber schon mal Winston benachrichtigt. Damit wir uns was überlegen können.“
    Ich war wieder wach.
    Winston rückte etwas näher, obwohl uns niemand hören konnte. „Ich denke mir, dass da eines Tages was draus werden kann. Wenn ich recht habe und der Perez mit dem Verschwinden deines Geldes was zu tun hat, könnten wir ja versuchen, es zurückzuholen.“
    Fraglich, was ich davon halten sollte. Alles sehr undurchsichtig. Aber ich hatte in den letzten Tagen soviel Undurchsichtiges erfahren, dass mich diese Neuigkeit nicht umwarf. Sollte ich mich etwa an einem Raubüberfall beteiligen?
    „Klar", sagte ich so dahin. „Warum nicht?“
     

     

 
     
     
    16 Casa Moreno
     
     
    Die Villa war riesig, nur Doc und der Butler bewohnten sie, also war naheliegend, dass wir als seine Gäste die Nacht dort verbrachten.
     
    Ich wollte am späten Abend noch einen Spaziergang machen und fragte, ob jemand mitgeht. Sie waren alle zu müde, also marschierte ich los. Um die Ecke, in die Richtung, die der Doc mit ausgestrecktem Arm anzeigte, als er mir am Nachmittag von Perez erzählte. Sie wohnen um die Ecke. Also ging ich um die Ecke.
     
    Natürlich wusste ich nicht welches Haus ihres war. Eines dieser Häuser hier, alle riesig, weiß, rotbeziegelt, Palmen und lange Auffahrten. Zwei oder drei standen einfach weit von der Straße weg, auf riesigen Grundstücken, aber die meisten Paläste in dieser breiten Wohnstraße waren von hohen Hecken oder Mauern umgeben. Eine zweistöckige Mittelmeervilla war nicht nur durch eine übermannshohe Backsteinmauer geschützt, sondern wies ein zweiflügeliges schmiedeeisernes Tor und Wachhaus auf. Zwei bullige Kerle lehnten innen am Tor. Ihre ausgebeulte Jacken fielen trotz des taghell beleuchteten Gartens hinter ihnen auf. Ich schaute zu Boden und überquerte vorsichtshalber die Straße zur Dunkelheit.
    Der Rest der Nachbarschaft war gediegen, wohlhabend und offensichtlich nicht zur Gewalt neigend. Nirgendwo sonst standen Bewaffnete herum, nirgendwo sonst waren Vorgärten grell ausgeleuchtet. Auf einem Vorgartenrasen lag ein schnell hingeworfenes Kinderfahrrad. Kein Wunder, dass hier nicht geklaut

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