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Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Titel: Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Mathies
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Hause saß mit einem ordentlichen Haxenbruch, frustriert auf mein Gipsbein starrend, dann wusste ich: Da draußen vermisst man mich an allen Ecken und Enden: auf der Piste, an der Theke, auf der Tanzfläche. Ich langweilte mich zu Tode. Und im Ort herrschte Trauerstimmung. Ohne mein grandioses Unterhaltungsprogramm war der Skiurlaub in Stuben nur die Hälfte wert. (So glaubte ich es, und so versicherten es mir meine Gäste!) Aber den buntesten Hund vom Arlberg fesselte noch nicht einmal ein gebrochenes Bein ans Bett. Kurzerhand wurde eine Plastiktüte zum Schutz um den Gips gewickelt, hinausgehumpelt und mit dem Sessellift auf die Albona hochgefahren, um, sehr zur Freude meiner Fans, auf nur einem Ski im Tiefschnee wieder runterzufahren. So kannte man mich. Immer showtime. Ich erfüllte die Erwartungen und wurde dafür reichlich belohnt.
    Doch auch wenn ich das nicht so gerne wahrhaben wollte, dieses Leben auf der schwarzen Piste hinterließ seine Spuren, nicht nur in Form von Knochenbrüchen. Ich fuhr ja nicht nur tagsüber zum Spaß mit den Gästen die leichtesten Hänge, sondern betreute weiterhin auch die anspruchsvollste Gruppe, die 1A, bestehend aus bis zu acht Personen, was sehr anstrengend war. Jeden Tag vier bis fünf Stunden und das nur im unwegsamenGelände. Nach einer durchzechten Nacht fiel auch mir die Arbeit mit den ehrgeizigen und guten Fahrern zunehmend schwerer. Mit einer jungen Frau ein bisschen über die blauen Pisten zu wedeln, sie nach diversen Stürzen auf die schönen Beine zu stellen, ist ja keine Arbeit, sondern ein Traumjob. Aber die Gruppe der Besten forderte mich.
    Mitte der 1970er Jahre, unsere Kneipe boomte, meine nächtlichen Dorfrunden nahmen zu, da wurde mir die Arbeit mit der Renngruppe zu anstrengend. Die Kräfte reichten einfach nicht mehr. Doch ich musste mir diese Tatsache erst einmal eingestehen, ein Schritt, der mir nicht leichtfiel.
    Nach einem anstrengenden Skitag betrat ich das Skischulbüro, ich wollte es nun endlich hinter mich bringen. Der damalige Skischulleiter saß schon über der Gruppeneinteilung für den nächsten Tag. »Kann ich dich sprechen?« Er nickte: »Was gibt’s?« Ich zögerte ganz kurz, dann bat ich ihn: »Bitte, Chef, gib mir eine andere, leichtere Gruppe, die 1A ist mir zu anstrengend.« Er schaute mich verständnislos an, dann widmete er sich wieder seinem Plan. »Du fährst die 1A, ansonsten brauche ich dich nicht mehr, andere Lehrer habe ich genug«, war seine schroffe Antwort.
    Noch bevor ich richtig überlegen konnte, welche Konsequenzen ich aus dieser Antwort zog, brach ich mir bei den Klostertaler Meisterschaften den linken Knöchel, womit die Saison für mich so oder so beendet war.
    Jetzt hatte ich Zeit zum Nachdenken, und mir wurde klar, dass mein Leben so nicht ewig weitergehen konnte. Im Winter machte ich Tag für Tag die Pisten und Hütten unsicher und kostete das exzessive Nachtleben aus. Im Sommer verrichtete ich meist körperlich anstrengende Bauarbeiten, am Arlberg oder anderswo. Ich wollte etwas Ruhe und Ordnung in meinen Alltag bringen und entschied mich im Alter von 34 Jahren für die Gendarmerieschule in Feldkirch. Ausgerechnet ich wollte Polizist werden! Mit Verkehrsdelikten aller Art kannte ich mich ja bestens aus. Der Job bei der Alpingendarmerie hätte mir sehr gut gefallen, dennsie war zu dieser Zeit auch in Zürs und Lech im Einsatz, vor allem wenn die Schönen und Reichen dort residierten. Die Adligen und Prominenten brauchten besonderen Schutz, auch auf der Piste. Und wer würde sich da besser eignen als Willi Mathies! Auf diesem Weg würde ich endlich nach »oben« kommen, denn der Nobelskiort Zürs hatte für mich auch nach Jahren nichts von seiner Faszination verloren.
    So träumte ich von einer seriösen Polizistenkarriere und sah mich schon als persönlicher Bodyguard an der Seite einer hübschen Prinzessin. Einige Dinge sollten ruhig so bleiben, es war ja nicht alles schlecht!
    Voller Zuversicht bewarb ich mich und erlebte eine herbe Enttäuschung. Ich wurde noch nicht einmal zu einer persönlichen Vorstellung eingeladen. Das konnte ich mir beim besten Willen nicht erklären. Ich hatte eine Ausbildung als Schlosser, war sowohl staatlich geprüfter Skilehrer als auch Ski- und Winterbergführer. Darüber hinaus verfügte ich über eine hervorragende physische Konstitution: Der König der Albona hatte kein Gramm Fett an seinem Körper, war topfit und durchtrainiert! Warum also durfte ich kein Polizist werden?
    Nun

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