Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Titel: Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Mathies
Vom Netzwerk:
vermietet und somit natürlich eine wichtige Einnahmequelle.
    Der Winter war, bei allem Vergnügen, dennoch lang und anstrengend. Wir fieberten dem Saisonende entgegen, denn meist war ein schöner Urlaub in Sicht, den wir bitter nötig hatten. Anfang Mai zog es uns mit den Kindern in den sonnigen Süden, nach Monaten voller Schnee und Kälte sehnten wir uns nach Sonne und Meer. Doch bevor wir unsere Koffer packen konnten, stand noch eine letzte Kraftanstrengung an: Nachdem die letzten Gäste Stuben verlassen hatten, wurde die Bettwäsche in den Pensionszimmern abgezogen, alle Räume gesaugt und gewischt, Berge von Wäsche, Laken, Handtücher gereinigt, gebügelt und sorgfältig in den Schränken verstaut.
    Auch die Gaststätte richteten wir für die Sommerpause her, nach Monaten voller Jubel, Trubel, Heiterkeit, kehrte eine gespenstige Stille ein. Unzählige Liter Bier, Hunderte von Williams mit Birne, Marillenschnäpse, Wodka-Feige und Schoppen Wein waren über die blank gescheuerte Theke gegangen. Gesang, Gelächter und laute Gespräche hatten den gemütlichen, holzvertäfelten Raum erfüllt. Nun lag Stille und kalter Rauch in der Luft. Die Lichter wurden gelöscht, die Tür abgesperrt. »Willi’s Pilsstüble« brauchte eine Verschnaufpause, genau wie wir.
    Stuben schien jetzt wie ausgestorben, ein vergessenes Dorf, kaum vorstellbar, dass hier noch vor ein paar Tagen der Bär los war. Wir waren urlaubsreif, mit letzter Kraft verstauten wir das Gepäck in den Wagen und machten uns auf den Weg in die Sonne. Meistens fuhren wir nach Italien, ein Land mit Sonnengarantie und leckerem Essen. Trotz Vorfreude war die Stimmung etwas gedämpft. Der Akku war leer, sämtliche Kraftreserven verbraucht, auch Spaß und gute Laune kann man nicht endlos produzieren.
    Unsere Kinder waren zwar stets total aufgekratzt, weil der Urlaub für sie ein großes Abenteuer war, sie sich am Strand tummeln, Sandburgen bauen und im Wasser planschen konnten. Aber für Edeltrud und mich waren die Urlaube weniger entspannt und harmonisch. Wir mussten die Geschehnisse der Skisaison erst verarbeiten, was verständlicherweise nicht ganz reibungslos vonstatten ging. Wir hatten beide extrem anstrengende Monate hinter uns, jeder auf seine Weise, und nun kamen auch all jene Eskapaden auf den Tisch, die sich in meinem Alltag zwischen Piste und Party ereignet hatten. Dennoch: Ich habe schöne Erinnerungen an unsere Urlaube, und am Ende haben wir es immer wieder geschafft, voller Elan und Harmonie in die nächste Saison zu starten.

Sommerarbeit
    Dass ich heute weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt bin, liegt natürlich hauptsächlich an meinen sagenumwobenen Skilehrerqualitäten. Doch das ist ja nur die Wintervariante meines Lebens, der Sommer hatte ja auch seine Vorzüge. Die Arbeit stand zwar immer im Vordergrund, aber auch von meinen »Auslandseinsätzen« (ab Mitte der 1960er Jahre) habe ich Eindrücke und Geschichten mitgebracht, die ich euch nicht vorenthalten möchte.
    Als ich noch keine eigene Familie hatte, ging ein großer Teil meines hart verdienten Geldes für schnelle Autos, Motorräder und Partys drauf – und für meine Eskapaden. Schon alleine deshalb musste ich Stuben in den Sommermonaten verlassen, um Arbeit in der Landwirtschaft, auf dem Bau oder als Fahrer zu finden. Und auch später, als ich eine Familie ernähren musste, spielte die Sommerarbeit eine entscheidende Rolle. Natürlich ist es mir auch dabei oft gelungen, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden.
    Anfang der 1960er Jahre sollte auf der Albona, unserem Hausberg, ein Wasserreservoir für das Stubner Trinkwasser gebaut werden. Ich war ein kräftiger junger Mann mit handwerklicher Erfahrung, und so bot man mir die Arbeit an: »Willi, wir haben einen Job für dich. Kannst du Sand, Bretter, Zement und anderes Material tragen?«
    Ich sagte zu, denn körperliche Arbeit machte mir nichts aus und das Geld, pro Kilo Material 1,34 Schilling, konnte ich zudem gut gebrauchen. Mein Vater gab mir den Tipp, doch einen Esel als Lastentier zu kaufen, mit dem ich Sand und Material transportieren sollte. Doch ich winkte ab: »So schlimm wird es schon nicht werden, das mach ich alleine.«
    Jeden Morgen fuhr ich mit dem Lift hinauf zur Mittelstation. Sepp (mit dem ich schon als Kleinhirte auf der Bludenzer Alpe Jungvieh gehütet hatte)war mittlerweileAngestellter der Albona-Bahn, er füllte die Säcke mit Sand (pro Sack 35 Kilo), und ich trug jeweils zwei mit einem

Weitere Kostenlose Bücher