Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)
rächte sich eine große von mir begangene Dummheit, sie kam nach fast zehn Jahren wie ein Bumerang zurück und war nicht mehr rückgängig zu machen. Der Ablehnungsbescheid wurde mit meiner Ausmusterung beim Bundesheer begründet. Der Inspektor setzte mich kurz und bündig darüber in Kenntnis, dass ich ohne einen Bundesheernachweis keine Chance hätte, in die Gendarmerieschule aufgenommen zu werden. Einen Gendarm, der als A- und B-untauglich eingestuft worden war, konnte man in Österreich nun wahrlich nicht gebrauchen. Das war zwar einleuchtend, aber in meinem Fall einfach nicht wahr. Nur: Wie hätte ich das erklären sollen?
Ich hatte mir meine schillernde Zukunft als Prominentenpolizist mit Zigarettencocktail und anderen blöden Tricks also selber versaut. Was war ich nur für ein Hornochse! Da war es mir auf wundersame Weise gelungen, während meiner wilden Jugend nicht eine Vorstrafe zu kassieren, und dann passierte so etwas! Kein bürgerliches Leben, kein seriöser Beruf. Es stimmte schon: Skilehrer waren damals Hallodris mit zweifelhaftem Ruf, und ich hatte nun nicht gerade dazu beigetragen, ihn zu verbessern, sondern bestätigte stattdessen sämtliche Vorurteile. Nachdem mein Traum vom ehrbaren Ordnungshüter geplatzt war, nahm ich mein altes Leben wieder auf, getreu dem Motto: The show must go on!
Ich hatte zum einen eine Familie zu ernähren, aber auch viele lieb gewonnene Stammgäste, die ich nicht enttäuschen wollte. Sie erwarteten wie gewohnt gute Unterhaltung, und die bekamen sie auch. Die Jahre zwischen 1967 und 1981 waren, abgesehen von den vielen dummen Jugendsünden, meine wildesten und erfolgreichsten, denn der ganze Spaß war zudem auch finanziell extrem lukrativ. Trotzdem mussten wir hart dafür arbeiten – meine Frau Edeltrud sicher noch um einiges mehr als ich. Tag und Nacht schuftete sie, während ich mich nebenher ums Vergnügen kümmerte. Um das der Gäste und mein eigenes. Edeltrud führte die Pension, bewirtschaftete die Kneipe, kümmerte sich um unsere Kinder, machte die Buchhaltung und las mir die Leviten, wenn ich mal wieder über die Stränge geschlagen hatte. Ich stand zwar auf der Bühne und machte die Faxen, aber sie hielt die Fäden in der Hand, sonst wäre unser kleines Unternehmen nicht so erfolgreich gewesen. Jeden Abend sprach ich inbrünstig mein kleines Nachtgebet: Lieber Gott, erhalte mir meine Gesundheit und die Arbeitskraft meiner Frau!
Weil mein Bruder Anton mir drei seiner Zimmer vermietete, erhöhte sich die Bettenanzahl in unserer Pension auf 18. Während der Wintersaison waren wir meistens ausgebucht, und unsere Gäste fühlten sich wohl und kamen in jedem Winter wieder. Doch vor allem unser Lokal entwickelte sich zur wahren Goldgrube. Der Laden brummte. Morgens frühstückten hier die Pensionsgäste, weshalb meist noch in der Nacht die Tische eingedeckt wurden. Tagsüber war »Willi’s Pilsstüble« ein beliebtes Restaurant, denn unser Koch Roland zauberte Deftiges und Feines, da blieben keine Wünsche offen. Und am Abend wurde unsere gemütliche Kneipe dann zur Partyhochburg, die immer bis auf den letzten Platz besetzt war. Rund um die Theke standen die Gäste in Zweierreihen, wer einen Platz an der Sonne ergattert hatte, gab ihn vor Morgengrauen nicht wieder her. (Das ist übrigens immer noch so, ohne Reservierung: keine Chance!) Es dauerte nicht lange, bis die Ersten auf den Tischen tanzten, denn entweder dröhnte Musik aus den Lautsprechern, oder ich griff zum Akkordeon und unterhielt die Leute selbst. »Willi’s Pilsstüble« ohne Willi – das funktionierte nicht. Selbst wenn ich es gewollt hätte, ich konnte gar nicht zu Hause bleiben, denn die Gäste erwarteten, mich hinter der Theke zu sehen. Und so huschte ich nach einem langen Skitag mit Hüttenzauber schnell unter die Dusche, schlüpfte in frische Klamotten und betrat meine Bühne: Vorhang auf für den Charles Bronson vom Arlberg!
Wir verdienten sehr viel Geld in dieser Zeit und hatten uns einen gewissen Lebensstandard erarbeitet. So konnte ich meine große Leidenschaft für schnelle Motoren weiter pflegen und mir einen weiteren Traum erfüllen: Ich tauschte den roten Porsche gegen ein perlmuttweißes Modell (ich setzte eben immer noch eins drauf) … Aber das Bodenständige kam auch nicht zu kurz, denn 1987 erwarb ich das sogenannte »Luggi-Haus« in Stuben (heute »Haus Alpenblick«) und baute es fast ganz alleine zu einem Ferienhaus um. Die zwei gemütlichen Wohnungen waren das ganze Jahr
Weitere Kostenlose Bücher