Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Titel: Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Mathies
Vom Netzwerk:
auch für mich Gesetze und Regeln galten, hatte ich ja als Jugendlicher schon nicht einsehen wollen. Nun war ich ein Star, und erst recht unantastbar. Ich hatte meine eigenen Regeln, leider gab es daneben noch andere.
    »Ich nehm die Abkürzung«
    Auch berühmt-berüchtigte Skilehrer und Bergführer müssen natürlich in regelmäßigen Abständen zu den so genannten Wiederholungskursen. Es gibt Skilehrerlehrgänge mit Abschlussprüfungen, und als Winterbergführer muss man regelmäßig Touren führen, um so seine Fitness und Fähigkeit immer wieder unter Beweis zu stellen. Da hatte auch ich keine Narrenfreiheit.
    Doch der König vom Arlberg hatte Besseres zu tun, als sich prüfen zu lassen. Ich musste nichts und niemandem mehr etwas beweisen. Als mir die Aufforderung zur Bergführer-Wiederholungsprüfung ins Haus flatterte, war mit sofort klar, dass ich nicht den ganzen Tag in den Bergen herumkraxeln würde, nur um zu demonstrieren, dass ich als Bergführer noch taugte. Ich sollte von Galtür (in Tirol, auf 1584 Meter) auf die Heilbronner Hütte aufsteigen. Die Schutzhütte des Deutschen Alpenvereins liegt auf 2320 Meter im österreichischen Bundesland Tirol. Die Kursteilnehmer, an die 20 Bergsteiger, mussten also zuerst mit ihren Autos durchs Paznauntal bis Galtür fahren, was schon mal gut eine Stunde dauerte, um dann von dort auf die Heilbronner Hütte aufzusteigen, eine Tour von dreieinhalb bis vier Stunden. Und das Gleiche wieder zurück. Nicht mit mir.
    Mein Kollege Toni und ich beschlossen, uns mit dem Helikopter und weiblicher Begleitung auf die Hütte fliegen zu lassen. Das war mir die Sache wert, und nur so machte eine Wiederholungsprüfung Spaß. Zuerst lehnte der Helikopterpilot Hans, ein guter Freund unseres Hauses, ab: »Das geht nicht, Willi, ich kann da oben nicht landen.« Ich wusste Rat: »Brauchst du auch nicht. Es reicht, wenn du kurz über dem Boden schwebst, wir springen dann ab!« Ich bekam natürlich, was ich wollte. So war es ja immer. Toni überraschte seine Frau Eva mit diesem Ausflug, und ich machte meiner Edeltrud eine Freude. Zu viert fuhren wir nach St. Anton, wo wir mit Hans, dem Piloten, verabredeten waren. Während die anderen Bergführer mit schwerem Gepäck und Steigeisen ihre Prüfungstour durch eine wunderschöne Schneelandschaft absolvierten (allerdings auch mit ewigen öden Firnfeldern, die zu bewältigten waren), schwebten wir mit unseren Damen durch die Lüfte. Für Edeltrud und Eva ging ein großer Wunsch in Erfüllung, denn ein Hubschrauberflug durch die Alpen ist ein einmaliges Erlebnis.
    Und so flogen wir ganz bequem, und ohne auch nur einen Schweißtropfen zu vergießen, auf die westliche Fluhspitze (2681 Meter) zu. Der Pilot senkte den Helikopter vorsichtig ab und hielt ihn ruhig knapp über dem Boden. Wir beförderten unsere Rucksäcke und Skier hinaus, verabschiedeten uns von unseren Frauen, dann sprangen wir ab. Schön war’s dort oben! Ganz gemütlich fuhren wir mit unseren Skiern hinunter zur Heilbronner Hütte. Und nach dieser »Tour« hatten wir uns ein Bier und die deftige Brotzeit redlich verdient.
    Wir saßen bereits gesellig beim Verdauungsschnäpschen (und es war nicht das erste), als die anderen Bergführer und Prüfer endlich die Hütte betraten und ihren Augen nicht trauten: »Wie kommt es, dass ihr schon da seid?« Doch ich hatte, wie immer, eine gute Erklärung parat: »Wir sind von St. Anton durchs Verwalltal erst zur Konstanzer Hütte marschiert, und dann in einem echten Gewaltmarsch von fünfeinhalb Stunden bis hierher!« Natürlich waren sie allesamt misstrauisch, aber beweisen konnte man uns nichts. Doch der Wiederholungskurs war noch nicht beendet, zwei weitere Tage wurden wir auf Herz und Nieren geprüft und bekamen erst am Ende den Teilnehmerstempel in unser Bergführerbuch. Am Nachmittag fuhren wir mit den Skiern nach Partenen ins Montafon, wo unsere Frauen uns erwarteten.
    Solche Geschichten haben ebenfalls zu meinem Ruf beigetragen, denn die Menschen wussten, dass von mir immer eine schräge Aktion (oder Rebellion) zu erwarten war. Hätte ich mich vollkommen unauffällig (und konform) benommen, wären die Leute schwer irritiert und enttäuscht gewesen. Doch ich tat es nicht, um den Menschen zu gefallen. Da ich schon als kleiner Bub gedankenlos und abenteuerlustig jedem Nervenkitzel hinterhergejagt bin, muss es tatsächlich an meinen Genen liegen. Applaus und Aufmerksamkeit kamen später von alleine hinzu – und ich hatte nichts dagegen. Mir

Weitere Kostenlose Bücher