Ab die Post
dich. Muss jetzt los.«
»Mit welcher Kutsche brichst du auf?«, fragte Feucht.
»Ich übernehme die ersten beiden Etappen der Expresskutsche nach Quirm, und um sieben geht’s los«, sagte Anton. »Falls sie noch alle ihre Räder hat.«
»Es ist fast sieben?«
»Zwanzig vor.«
»Ich bin spät dran!«
Die Kutscher sahen Feucht nach, als er über den Hof eilte, langsamer gefolgt von Herrn Pumpe und Gladys.
Anton streifte nachdenklich die Lederhandschuhe über und sagte dann zu seinem Bruder: »Weißt du, wie man da so ein komisches Gefühl kriegt?«
»Und ob ich das weiß, Anton.«
»Und weißt du, dass ich so das komische Gefühl habe, dass morgen zwischen hier und Pseudopolis die Klacker ausfallen?«
»Seltsam, dass du das erwähnst. Ich meine, man könnte ohnehin darauf wetten, so wie die Dinge derzeit laufen. Vielleicht wettet er gern, Anton.«
»Ja«, sagte Anton. »Ja. Verdammich!«
Feucht legte den goldenen Anzug ab. Er war gute Werbung, kein Zweifel, und wenn er ihn trug, hatte er das Gefühl, dass ihm Stil aus den Ohren wuchs. Aber wenn er so etwas in der Geflickten Trommel trug, musste er damit rechnen, dass ihm jemand einen Stuhl auf den Kopf schlug, und er wollte nicht daran denken, was ihm dann aus den Ohren kam.
Er warf den Flügelhut aufs Bett und zog den zweiten golemgefertigten Anzug an. Etwas Dunkleres, hatte er gesagt. Das musste man der Golem-Schneiderei lassen. Der Anzug war so schwarz, dass Eulen mit ihm kollidiert wären, wenn er Sterne darauf verstreut hätte. Feucht brauchte mehr Zeit, aber Adora Belle Liebherz vermittelte den Eindruck, dass man sie besser nicht warten ließ.
»Du siehst gut aus, Herr«, sagte Grütze.
»Danke.« Feucht rang mit der Krawatte. »Kümmere dich hier um alles, Herr Grütze. Es sollte heute Abend ruhig sein. Denk dran: morgen früh zuerst die Post für Pseudopolis, jeweils zehn Cent, klar?«
»Ja, Herr. Darf ich jetzt die Mütze tragen?«, bat Herr Grütze.
»Was?«, fragte Feucht und starrte in den Spiegel. »Habe ich Spinat zwischen den Zähnen?«
»Hast Du Heute Spinat Gegessen, Herr?«, fragte Herr Pumpe.
»Ich habe keinen Spinat mehr gegessen, seit ich alt genug bin, um zu spucken«, erwiderte Feucht. »Aber darüber macht man sich bei solchen Gelegenheiten immer Sorgen. Ich dachte, der Spinat könnte einfach erscheinen. So wie… Moos. Was hast du eben gefragt, Herr Grütze?«
»Darf ich die Mütze tragen, Herr?«, wiederholte Grütze geduldig. »Immerhin bin ich dein Stellvertreter, und du gehst aus, Herr.«
»Aber wir haben geschlossen, Grütze.«
»Ja, aber… ich… ich würde die Mütze gern tragen. Für eine Weile, Herr. Nur für eine Weile. Wenn du nichts dagegen hast.« Grütze trat von einem Fuß auf den anderen. »Ich meine, während deiner Abwesenheit bin ich hier für alles zuständig.«
Feucht seufzte. »Ja, natürlich, Herr Grütze. Du darfst die Mütze tragen. Herr Pumpe?«
»Ja, Herr?«
»Herr Grütze ist heute Abend der Leiter des Postamts. Du wirst mir bitte nicht folgen.«
»Nein, Das Werde Ich Nicht«, sagte der Golem. »Mein Freier Tag Beginnt Jetzt. Für Uns Alle. Wir Werden Morgen Abend Bei Sonnenuntergang Zurückkehren.«
»Oh… ja.« Ein freier Tag pro Woche, hatte Fräulein Liebherz gesagt. Es war Teil von dem, was Golems von Hämmern unterschied. »Darauf hättest du mich etwas eher hinweisen sollen. Es bedeutet, dass wir morgen recht knapp besetzt sind.«
»Du Hast Davon Gewusst, Herr Lipwick.«
»Ja, ja. Eine Regel. Es ist nur, dass morgen…«
»Sei unbesorgt, Herr«, sagte Grütze. »Einige der Jungs, die ich heute eingestellt habe, Herr, sind Söhne von Postboten, Herr, und Enkel. Kein Problem, Herr. Sie werden morgen zustellen.«
»Oh. Gut. Ausgezeichnet.« Feucht rückte erneut die Krawatte zurecht. Eine schwarze Krawatte an einem schwarzen Hemd unter einer schwarzen Jacke ist nicht leicht zu finden. »Alles in Ordnung, Herr Pumpe? Noch immer kein plötzliches Spinatwachstum in Sicht? Ich bin mit einer Dame verabredet.«
»Ja, Herr Lipwick. Mit Fräulein Liebherz«, sagte der Golem ruhig.
»Woher weißt du das?«, fragte Feucht.
»Du Hast Es In Anwesenheit Von Ungefähr Hundert Personen Gerufen, Herr Lipwick«, antwortete Herr Pumpe. »Wir – Und Damit, Herr Lipwick, Meine Ich Alle Golems – Wünschen Uns, Dass Fräulein Liebherz Glücklicher Wäre. Sie Hatte Viele Probleme. Sie Sucht Nach Jemandem Mit…«
»… einem Zigarettenanzünder?«, fragte Feucht schnell. »Bitte halte an
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