Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Mechtel dann, wenn wir uns besser kennen. Ich würde gern so viel über deine Seele wissen wie du über meine…
    »Weil ich dich kaum kenne.«
    »Wenn es das ist… Auch ich kenne dich kaum«, sagte Fräulein Liebherz.
    »Darauf setze ich meine Hoffnung«, sagte Feucht und bekam dafür ein Lächeln.
    »Gute Antwort. Geschickt. Wo gehen wir heute Abend tatsächlich essen?«
    »Natürlich im Le Foie Heureux«, sagte Feucht.
    Daraufhin wirkte Fräulein Liebherz aufrichtig überrascht. »Hast du reserviert?«
    »Ja.«
    »Ein Verwandter von dir arbeitet dort, stimmt’s? Erpresst du den Oberkellner?«
    »Nein«, erwiderte Feucht. »Aber ich habe einen Tisch für heute Abend.«
    »Dann ist es irgendein Trick«, sagte Fräulein Liebherz. »Ich bin beeindruckt. Aber ich warne dich: Genieß die Mahlzeit, denn es könnte deine letzte sein.«
    »Warum?«
    »Die Gesellschaft des Großen Strangs bringt Leute um, Herr Lipwig. Auf alle möglichen Arten. Bestimmt gehst du Reacher Gilt auf die Nerven.«
    »Oh, ich bitte dich! Ich bin kaum eine Wespe bei ihrem Picknick!«
    »Und was machen die Leute mit Wespen, hm?«, fragte Fräulein Liebherz. »Der Strang hat Probleme, Herr Lipwig. Die Gesellschaft hat ihn wie eine Maschine zum Geldprägen benutzt. Sie glaubten, Reparaturen wären billiger als Wartung. Sie haben alles bis auf das Nötigste reduziert, bis auf das Allernötigste. Diese Leute verstehen keinen Spaß. Glaubst du, Reacher Gilt würde auch nur eine Sekunde zögern, nach dir zu schlagen?«
    »Aber ich bin sehr…«, begann Feucht.
    »Glaubst du, du kannst ein Spiel mit ihnen spielen? An der Tür klingeln und dann weglaufen? Gilt hat es darauf abgesehen, eines Tages Patrizier zu werden, das sagen alle. Und plötzlich ist da dieser… dieser Idiot mit einer goldenen Mütze und erinnert alle daran, wie schlecht es um die Klacker steht, und er macht sich darüber lustig, eröffnet das Postamt wieder…«
    »Moment«, warf Feucht ein. »Dies ist eine Stadt und nicht irgendein Kuhdorf! Hier bringt man seine geschäftlichen Konkurrenten nicht einfach um.«
    »In Ankh-Morpork? Glaubst du das wirklich? Nein, er wird dich nicht umbringen. Er spart sich sogar die Formalität, die Assassinengilde zu beauftragen. Du wirst einfach sterben. So wie mein Bruder. Und er wird dahinter stecken.«
    »Dein Bruder?«, fragte Feucht. Auf der anderen Seite des großen Raums begann der Kampf dieses Abends mit einem gut ausgeführten Er-hat-mich-komisch-Angesehen, was zwei Punkte und einen ausgeschlagenen Zahn einbrachte.
    »Er und einige andere, die für den Strang gearbeitet haben, bevor er gestohlen wurde – gestohlen, Herr Lipwig –, wollten einen neuen Strang konstruieren«, sagte Fräulein Liebherz und beugte sich vor. »Irgendwie hatten sie genug Geld für einige Türme aufgetrieben, um die Vorteile ihres neuen Systems vorzuführen, das viermal so schnell sein sollte wie das alte. Sie hatten clevere Dinge mit der Codierung vor, eine wundervolle Sache. Viele Leute gaben ihnen ihre Ersparnisse, Leute, die für meinen Vater gearbeitet haben. Die meisten guten Ingenieure verließen die Gesellschaft, als mein Vater den Strang verlor, weißt du. Sie hielten nichts von Gilt und seinen Plünderern. Mein Bruder wollte all unser Geld zurückholen.«
    »Da komme ich nicht ganz mit«, sagte Feucht. Eine Axt krachte in den Tisch und blieb zitternd stecken.
    Fräulein Liebherz sah ihn an und blies Rauch an seinem Ohr vorbei.
    »Mein Vater war Robert Liebherz«, sagte sie kühl. »Er war Vorsitzender der ursprünglichen Gesellschaft des Großen Strangs. Die Klacker waren seine Vision. Die Hälfte der Mechanismen in den Türmen hat er selbst entworfen. Und er tat sich mit einigen anderen Ingenieuren zusammen, alles ernsthafte Männer mit Rechenschiebern, und sie liehen sich Geld und nahmen Hypotheken auf und bauten ein lokales System, und das Geld, das sie damit verdienten, investierten sie wieder, und so begann der Strang. Es kam viel Geld herein – jede Stadt wollte mit dem Strang verbunden sein, und alle konnten reich werden. Wir hatten Ställe. Ich hatte ein Pferd. Zugegeben, ich mochte es nicht sehr, aber ich fütterte es und beobachtete, wie es herumlief oder was Pferde so machen. Alles sah gut aus, und dann bekam er plötzlich diesen Brief, und es gab Versammlungen, und angeblich konnte er von Glück sagen, dass er nicht ins Gefängnis kam wegen, oh, ich weiß nicht, es ging um irgendeine komplizierte rechtliche Sache. Doch mit den Klackern wurde

Weitere Kostenlose Bücher