Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
kommt schneller wieder auf die Beine, wenn ihr es ihnen leichter macht, und außerdem sind es dann sicher eure Beine. Na schön, alle in Position, wir gehen es noch einmal durch…«
    Feucht schob sich durch die Gruppe und ließ seinen Blick durch den großen Raum schweifen. Wichtig war, nicht langsamer zu werden. Wenn man langsamer wurde, erregte man Aufmerksamkeit.
    Er sah einen dünnen, bläulichen Rauchfaden über der Menge und bahnte sich einen Weg in die entsprechende Richtung.
    Fräulein Liebherz saß allein an einem sehr kleinen Tisch, ein kleines Glas vor sich. Bestimmt war sie noch nicht lange hier, denn es saß niemand auf dem anderen Stuhl.
    »Kommst du oft hierher?«, fragte Feucht und nahm schnell Platz.
    Fräulein Liebherz hob die Brauen. »Ja. Warum nicht?«
    »Nun, ich schätze… für eine Frau allein ist es hier nicht sehr sicher.«
    »Was, mit all diesen starken Männern, die mich beschützen können? Warum holst du dir nichts zu trinken?«
    Feucht erreichte schließlich die Theke, indem er eine Hand voll kleine Münzen auf den Boden fallen ließ. Das schuf für gewöhnlich Lücken im Gedränge.
    Als er zurückkehrte, saß ein Derzeit Freundlicher Betrunkener auf dem anderen Stuhl. Feucht erkannte den Typ und wusste daher: Das Wort, auf das es ankam, lautete »derzeit«. Fräulein Liebherz hatte sich zurückgelehnt, um seiner Aufmerksamkeit und vermutlich auch seinem Atem zu entgehen.
    Feucht hörte die vertraute Stimme eines großzügig Abgefüllten.
    »Was… genau. Was ich sagen wollte, ja, was ich sagen wollte, ich meine, was ich meine, warum gibst du mir keinen, genau, Kuss? Ich meine ja nur…«
    Bei den Göttern, ich muss was unternehmen, dachte Feucht. Er ist groß und hat ein Schwert wie ein Hackbeil, und wenn ich was sage, erreicht er sofort Phase Vier, Wahllos Gewalttätiger Irrer, und die können erstaunlich präzise sein, bevor sie umfallen.
    Er stellte sein Glas ab.
    Fräulein Liebherz sah kurz zu ihm auf und schüttelte den Kopf. Unterm Tisch bewegte sich etwas, und es erklang ein leises Geräusch von der fleischigen Art, und der Betrunkene beugte sich plötzlich vor und erbleichte. Vermutlich hörten nur er und Feucht, wie Fräulein Liebherz säuselnd sagte: »Was in deinem Fuß steckt, ist ein vier Zoll langer Mitzy-›hübsche Lucretia‹-Absatz, das gefährlichste Schuhwerk der Welt. Umgerechnet in Pfund pro Quadratzoll ist es so, als träte einem ein sehr spitzer Elefant auf den Fuß. Nun, ich weiß, was du jetzt denkst. Du denkst: ›Kann sie ihn bis ganz zum Boden durchdrücken?‹ Und um ehrlich zu sein: Ich bin mir nicht sicher. Die Sohle deines Stiefels könnte mir Schwierigkeiten machen, aber sonst nichts. Aber das ist nicht der beunruhigende Teil. Der beunruhigende Teil ist dieser: Als Kind hat man mich praktisch mit vorgehaltenem Messer in den Ballettunterricht gezwungen, was bedeutet, dass ich wie ein Esel treten kann. Du sitzt vor mir, und ich habe noch einen Schuh. Gut, du hast verstanden, wie ich sehe. Ich ziehe den Absatz jetzt zurück.«
    Ein leises Pop ertönte unterm Tisch. Ganz vorsichtig stand der Mann auf, drehte sich um und wankte ohne einen Blick zurück fort.
    »Darf ich mich setzen?«, fragte Feucht. Fräulein Liebherz nickte, und er nahm Platz, die Beine unter dem Stuhl gekreuzt. »Er war nur ein Betrunkener«, fügte er hinzu.
    »Ja, Männer sagen so etwas«, erwiderte Fräulein Liebherz. »Wie dem auch sei… Hätte ich das nicht getan, würdest du jetzt vermutlich deine Zähne vom Boden aufsammeln und in deine Mütze legen. Die du nicht trägst, wie ich sehe. Dies muss deine geheime Identität sein. Entschuldige, habe ich da was Falsches gesagt? Du hast dich fast verschluckt.«
    Feucht wischte Bier von seinem Revers. »Nein, dies bin ich«, sagte er. »Rein und schmucklos.«
    »Du kennst mich kaum und hast mich zum Essen eingeladen«, sagte Fräulein Liebherz. »Warum?«
    Weil du mich einen Hochstapler genannt hast. Weil du mich sofort durchschaut hast. Weil du meinen Kopf nicht mit einem Armbrustbolzen an die Tür genagelt hast. Weil du keinen Smalltalk kennst. Weil ich dich besser kennen lernen möchte, obwohl es vielleicht darauf hinausläuft, mit einem Aschenbecher zu schmusen. Weil ich mich frage, ob du die gleiche Leidenschaft, mit der du rauchst, in den Rest deines Lebens stecken könntest. Trotz Fräulein Makkalariat würde ich mich gern des Techtelmechtels mit dir schuldig machen, Fräulein Adora Belle Liebherz… Nun, zuerst nur Techtel, und

Weitere Kostenlose Bücher