Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
doch heute werden Nachrichten immer mit maximaler Geschwindigkeit übermittelt. Allerdings gibt es dauernd Ausfälle. Wir haben Jungs gesehen, deren Augen sich drehten und deren Hände zitterten, als sie die Türme verließen, und sie hatten keine Ahnung, ob es Morgen oder Abend war. Es macht sie verrückt, verdammich!«
    »Obwohl sie bereits verrückt sind«, sagte Harri. »Man muss verrückt sein, um in den Türmen zu arbeiten.«
    »Sie werden so verrückt, dass selbst Verrückte sie für verrückt halten.«
    »Stimmt. Trotzdem kehren sie immer wieder zu den Türmen zurück. Die Klacker holen sie zurück. Die Klacker beherrschen sie, selbst ihre Seelen«, sagte Harri. »Sie bekommen praktisch nur einen Hungerlohn, aber sie würden selbst dann in die Türme zurückkehren, wenn sie gar nichts bekämen.«
    »Seit die neue Gruppe ihn übernommen hat, blutet der Große Strang«, sagte Anton. »Es läuft darauf hinaus, Menschen für Geld umzubringen.«
    Harri trank seine Tasse aus. »Damit wollen wir nichts zu tun haben«, brummte er. »Wir nehmen deine Post mit, Herr Lipwig, obwohl du eine dumme Mütze trägst.«
    »Habt ihr mal von etwas namens Rauchendes Gnu gehört?«, fragte Feucht.
    »Weiß nicht viel darüber«, antwortete Anton. »Einige der Jungs haben sie mal erwähnt. Illegale Signalgeber oder so ähnlich. Hat was mit dem Overhead zu tun.«
    »Was ist der Overhead? Äh… Tote leben darin?«
    »Wir hören einfach nur zu, Herr Lipwig, klar?«, erwiderte Anton. »Wir reden freundlich und sanft mit ihnen, denn wenn sie aus ihren Türmen kommen, sind sie so dösig, dass sie einem vor die Kutsche laufen…«
    »Es liegt daran, dass die Türme wackeln«, sagte Harri. »Sie gehen wie Seeleute.«
    »Genau. Der Overhead? Es heißt, viele der Nachrichten, die von den Klackern weitergeleitet werden, betreffen die Klacker selbst, verstehst du? Anweisungen von der Gesellschaft, interne Mitteilungen, Nachrichten über Nachrichten…«
    »… die Namen von Toten…«, warf Feucht ein.
    »Ja, auch das. Das Rauchende Gnu ist irgendwo da drin«, fuhr Anton fort. »Mehr weiß ich nicht. Ich fahre Kutschen, Herr Lipwig. Ich bin keiner der cleveren Leute da oben auf den Türmen. Ha, ich bin dumm genug, auf dem Boden zu bleiben!«
    »Erzähl Herrn Lipwig von Turm 93, Anton«, sagte Harri. »Auf dass er eine Gänsehaut bekommt!«
    »Ja, hast du davon gehört?«, fragte Anton und richtete einen listigen Blick auf Feucht.
    »Nein. Was ist passiert?«
    »Nur zwei Jungs waren dort oben, obwohl es eigentlich drei hätten sein sollen. Einer von ihnen ging während eines Sturms nach draußen, um eine klemmende Klappe zu lösen, und das hätte er besser nicht tun sollen. Er stürzte, und die Sicherheitsleine wickelte sich um seinen Hals. Der zweite Bursche eilte nach draußen, um ihm zu helfen, ohne seine Sicherheitsleine, was dumm von ihm war… Man nimmt an, dass beide vom Turm geweht wurden.«
    »Schrecklich«, sagte Feucht. »Aber nicht unheimlich. Nicht richtig.«
    »Oh, du möchtest den unheimlichen Teil hören? Zehn Minuten nach ihrem Tod sendete der Turm eine Nachricht, in der er um Hilfe bat. Von der Hand eines Toten geschickt.« Anton erhob sich und setzte seinen Dreispitz auf. »Muss in zwanzig Minuten mit einer Kutsche los. Freut mich, dich kennen gelernt zu haben, Herr Lipwig.« Er öffnete eine Schublade des zerkratzten Schreibtischs und holte ein Bleirohr daraus hervor. »Das ist für Wegelagerer«, erklärte er und nahm dann eine große silberne Brandyflasche. »Und das ist für mich«, fügte er weitaus zufriedener hinzu. »Ja, verdammich!«
    Und ich dachte, das Postamt wäre voller Verrückter, dachte Feucht.
    »Danke«, sagte er und stand auf. Dann erinnerte er sich an den seltsamen Brief in seiner Tasche, was auch immer er bedeuten mochte, und fügte hinzu: »Habt ihr eine Kutsche, die morgen in Pseudopolis hält?«
    »Ja, fährt um zehn Uhr los«, antwortete Harri.
    »Wir haben einen Postbeutel für sie«, sagte Feucht.
    »Ist es die Sache wert?«, fragte Anton. »Es sind mehr als fünfzig Meilen, und der Strang wird repariert, wie ich hörte. Die Kutsche hält unterwegs an anderen Orten und erreicht Pseudopolis erst am Abend.«
    »Wir müssen uns die Mühe machen, Anton«, sagte Feucht. Der Kutscher sah ihn an, und ein Glitzern in seinen Augen verriet: Er vermutete, dass Feucht auf irgendetwas aus war. »Du bist schneidig, das muss ich dir lassen. Wir warten auf deinen Postbeutel, Herr Lipwig, und viel Glück für

Weitere Kostenlose Bücher