Ab die Post
Kutscher stapfte heran, und sein großer Umhang wehte.
»Der verdammte Gilt steckt dahinter, nicht wahr?«, knurrte er. »Brandstiftung. Was können wir für dich tun, Herr Lipwig?«
»Geht heute noch immer eine Kutsche nach Pseudopolis?«, fragte Feucht.
»Ja«, erwiderte Anton. »Harri und die Jungs haben alle Pferde aus den Ställen geholt, als sie den Rauch rochen. Nur eine Kutsche ist verloren gegangen. Wir helfen dir, verdammich, aber der Strang funktioniert. Du vergeudest deine Zeit.«
»Stell du die Räder zur Verfügung, Anton, und ich gebe ihnen etwas, das sie befördern können«, sagte Feucht. »Um zehn haben wir einen Beutel für dich.«
»Du bist dir deiner Sache sehr sicher, Herr Lipwig«, sagte Anton und neigte den Kopf zur Seite.
»Ein Engel kam und hat im Schlaf zu mir gesprochen«, entgegnete Feucht.
Anton lächelte. »Ach, so ist das. Ein Engel. Eine recht zuverlässige Hilfe in schweren Zeiten, wenn ich das richtig verstehe.«
»Ja, ich denke schon«, sagte Feucht und ging hinauf in die zugige, rußgeschwärzte und mit drei Wänden ausgestattete Höhle, die von seinem Büro übrig geblieben war. Er strich die Asche vom Stuhl, griff in die Tasche und legte den Brief vom Rauchenden Gnu auf den Schreibtisch.
Die einzigen Leute, die wussten, wann ein Klackerturm ausfallen würde, mussten Mitarbeiter der Gesellschaft sein. Beziehungsweise ehemalige Mitarbeiter. So liefen die Dinge. Zum Beispiel die Bank in Sto Lat… Ohne das Buch mit den Unterschriften, das ihm der alte Angestellte verkauft hatte, wäre er nicht imstande gewesen, jene Dokumente zu fälschen. Es war ein guter Tag gewesen.
Der Große Strang machte sich nicht nur Feinde – er produzierte sie massenweise. Und jetzt wollte ihm das Rauchende Gnu helfen. Illegale Signalgeber. Denk nur an all die Geheimnisse, die sie kennen…
Feucht horchte nach dem Uhrengeläut, und inzwischen war es nach Viertel vor neun. Wie würden die Leute vorgehen? Wollten sie einen Turm einfach in die Luft jagen? Nein, sicher nicht. Menschen arbeiteten in den Türmen…
»Oh, Herr Lipwig!«
Es geschieht nicht oft, dass eine jammernde Frau hereinkommt und sich einem Mann in die Arme wirft. Feucht war so etwas noch nie passiert. Jetzt passierte es, und er fand es sehr bedauerlich, dass die Betreffende Fräulein Makkalariat war.
Sie wankte heran und klammerte sich an Feucht fest. Tränen strömten über ihre Wangen.
»Oh, Herr Lipwig!«, jammerte sie. »Oh, Herr Lipwig!«
Feucht taumelte unter ihrem Gewicht. Sie zog so sehr an seinem Kragen, dass er auf dem Boden zu landen drohte, und die Vorstellung, zusammen mit Fräulein Makkalariat auf dem Boden gefunden zu werden… Eine solche Vorstellung war einfach unvorstellbar. Der Kopf würde explodieren, bevor sich ein derartiges Bild in ihm formen konnte.
Eine rosarote Klammer steckte in ihrem grauen Haar, geschmückt mit handgemalten Veilchen. Dieser Anblick, nur wenige Zentimeter vor Feuchts Augen, war seltsam beunruhigend.
»Na, na, Fräulein Makkalariat«, murmelte er und versuchte, für sie beide das Gleichgewicht zu wahren.
»Oh, Herr Lipwig!«
»Der bin ich, genau, Fräulein Makkalariat«, sagte er verzweifelt. »Was kann ich für dich…«
»Herr Aggy hat gesagt, das Postamt wird nie wieder aufgebaut! Er meinte, Lord Vetinari gäbe nie das dafür nötige Geld! Oh, Herr Lipwig! Ich habe mein ganzes Leben davon geträumt, hier am Schalter zu arbeiten! Meine Großmutter hat mir alles beigebracht, sie ließ mich sogar Zitronenscheiben lutschen, damit ich den richtigen Gesichtsausdruck hinbekam! Und ich habe alles an meine Tochter weitergegeben. Ihre Stimme löst Farbe! Oh, Herr Lipwig!«
Feucht suchte an der Frau nach einer Stelle, auf die er klopfen konnte, ohne etwas Nasses oder Verbotenes zu berühren. Er entschied sich schließlich für die Schulter. Er brauchte Grütze, dringend. Herr Grütze wusste, wie man mit solchen Dingen fertig wurde.
»Es wird alles gut, Fräulein Makkalariat«, sagte er tröstend.
»Und der arme Herr Grütze!«, schluchzte die Frau.
»Soweit ich weiß, wird er sich wieder erholen, Fräulein Makkalariat. Du weißt ja, was man über Lady Sybils Hospital sagt: Manche verlassen es lebend.« Ich hoffe inständig, dass er es lebend verlässt, dachte Feucht. Ohne ihn bin ich aufgeschmissen.
»Es ist alles so schrecklich, Herr Lipwig!«, sagte Fräulein Makkalariat, dazu entschlossen, die bittere Tasse der Verzweiflung bis zum letzten Tropfen zu leeren. »Wir werden alle
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