Ab die Post
wirklich?«
»Ja. Ihr seid einige Stunden unterwegs gewesen. Du bist mehrmals stehen geblieben, um zu beten. Wir müssen annehmen, dass die Götter deine Schritte gelenkt haben. Schließlich hast du einen kleinen Wald inmitten der Kohlfelder erreicht.«
»Habe ich das?«, fragte Feucht. »Es ist alles undeutlich.«
»Die Wache berichtet, dass du wie ein Wilder gegraben hast. Und ich stelle fest, dass einige angesehene Zeugen zugegen waren, als deine Schaufel gegen den Deckel der Truhe gestoßen ist. Ich nehme an, die Times bringt in ihrer nächsten Ausgabe ein Bild davon.«
Feucht schwieg. Nur auf diese Weise konnte er sicher sein, nichts zu verraten.
»Irgendwelche Kommentare, Herr Lipwig?«
»Nein, Euer Lordschaft, eigentlich nicht.«
»Hmm. Vor drei Stunden habe ich die Hohepriester der drei wichtigsten Religionen in diesem Büro empfangen, außerdem eine sehr verwirrte freiberufliche Priesterin, die offenbar auf Agenturbasis die weltlichen Interessen von Anoia vertritt. Sie alle haben für sich in Anspruch genommen, dass es ihre Gottheit war, die dir gesagt hat, wo das Gold vergraben war. Du erinnerst dich nicht zufällig daran, von welchem Gott oder welcher Göttin die Informationen stammten?«
»Ich habe die Stimme eher gefühlt als gehört«, sagte Feucht vorsichtig.
»Ganz recht«, erwiderte Vetinari. »Übrigens waren sie alle der Meinung, dass ihre Tempel ein Zehntel des Geldes erhalten sollten«, fügte er hinzu. »Jeder von ihnen.«
»Sechzigtausend Dollar?«, fragte Feucht und setzte sich auf. »Das ist nicht richtig!«
»Ich finde es lobenswert, dass du trotz deines mitgenommenen Zustands so schnell im Kopf rechnen kannst. Da bist du offensichtlich ganz klar«, bemerkte Vetinari. »Ich empfehle dir, fünfzigtausend Dollar zu spenden, in vier Teilen. Immerhin ist es auf eine sehr öffentliche und sehr klare und unbestreitbare Weise ein Geschenk der Götter.«
Eine längere Pause folgte, dann hob Feucht einen Finger und brachte trotz der Umstände ein fröhliches Lächeln zustande. »Ein guter Rat, Euer Lordschaft. Schließlich weiß man nie, wann man ein Gebet braucht.«
»Genau«, sagte Lord Vetinari. »Es ist weniger, als die Priester fordern, aber mehr, als sie erwarten. Ich habe sie darauf hingewiesen, dass der Rest des Geldes dem städtischen Wohl zugute kommt. Das stimmt doch, oder, Herr Lipwig?«
»Oh, ja. Natürlich!«
»Gut, denn derzeit befindet sich das Geld in Kommandeur Mumms Zellen.« Vetinari sah auf Feuchts Hose. »Wie ich sehe, hast du noch Dreck an deinem hübschen goldenen Anzug, Postminister. Komisch, so viel Geld in einem Feld vergraben. Und du kannst dich noch immer nicht daran erinnern, wie du dorthin gelangt bist?«
Vetinaris Gesichtsausdruck ging Feucht auf die Nerven. Du weißt Bescheid, dachte er. Ich weiß, dass du Bescheid weißt. Und du weißt, dass ich weiß, dass du Bescheid weißt. Aber ich weiß auch, dass du nicht ganz sicher bist, nicht ganz. »Nun… ich erinnere mich an einen Engel.«
»Ach? Von einer besonderen Art?«
»Von der Art, die man nur einmal bekommt, glaube ich«, antwortete Feucht.
»Ah, gut. Dann scheint ja alles klar zu sein.« Vetinari lehnte sich zurück. »Es geschieht nicht oft, dass ein Sterblicher einen Moment so herrlicher Epiphanie erlebt, aber die Priester versichern mir, dass so etwas möglich ist, und wer sollte es besser wissen als sie? Wer auch nur andeutet, dass das Geld einen anderen… Ursprung hat, müsste sich mit einigen heftig protestierenden Priestern auseinander setzen und würde vermutlich auch feststellen, dass die Schubladen in der Küche klemmen. Außerdem spendest du der Stadt Geld…« Er hob die Hand, als Feucht den Mund öffnete. »Womit ich das Postamt meine. Es kann also niemand den Vorwurf privater Bereicherung erheben. Das Geld scheint keinen Eigentümer zu haben, obwohl neunhundertachtunddreißig Personen reklamiert haben, dass es ihnen gehört. So ist das Leben in Ankh-Morpork. Du bist beauftragt, das Postamt so schnell wie möglich wieder aufzubauen. Die Rechnungen werden bezahlt, und da das Geld ein Geschenk der Götter ist, werden keine Steuermittel in Anspruch genommen. Ausgezeichnet, Herr Lipwig. Gut gemacht. Ich möchte dich nicht länger aufhalten.«
Feucht hatte schon die Türklinke in der Hand, als der Patrizier hinter ihm sagte: »Da wäre noch eine kleine Sache, Herr Lipwig.«
Er blieb stehen. »Ja, Herr?«
»Mir ist aufgefallen, dass die Summe, die wir großzügigerweise von den
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