Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
sonderbarer Abend, Herr Lipwig«, sagte er. »Ja, in der Tat.«
    Feucht glaubte wie der plötzlich so verwirrte Herr Staulich, dass sein zukünftiges Glück darin lag, möglichst wenig zu sagen.
    »Ja, Herr«, sagte er.
    »Ich frage mich, ob der Ingenieur irgendwelche Hinweise darauf finden wird, dass menschliche Hände die Klacker mit der Nachricht gefüttert haben«, überlegte Lord Vetinari laut.
    »Ich weiß es nicht, Herr.«
    »Du weißt es nicht?«
    »Nein, Herr.«
    »Ah«, sagte Vetinari. »Manchmal sprechen die Toten, das ist bekannt. Alphabettafeln für spiritistische Sitzungen, Seancen und so weiter. Wer sagt, dass Tote nicht die Klacker als Medium benutzen sollten?«
    »Ich nicht, Herr.«
    »Und du findest ganz offensichtlich Gefallen an deiner neuen Karriere, Herr Lipwig.«
    »Ja, Herr.«
    »Gut. Ab Montag gehört auch die Verwaltung des Großen Strangs zu deinen Pflichten, Herr Lipwig. Er wird von der Stadt übernommen.«
    So viel zum zukünftigen Glück…
    »Nein, Euer Lordschaft«, sagte Feucht.
    Vetinari hob eine Braue. »Gibt es eine Alternative, Herr Lipwig?«
    »Der Strang ist wirklich Privatbesitz, Herr. Er gehört der Familie Liebherz und den anderen Leuten, die ihn gebaut haben.«
    »Na so was, wie sich der Wurm krümmt, wenn er getreten wird«, sagte Vetinari. »Aber das Problem ist: Sie waren zwar gute Mechaniker, aber keine guten Geschäftsleute. Andernfalls hätten sie Gilt durchschaut. Die Freiheit des Erfolgs geht Hand in Hand mit der Freiheit des Bankrotts.«
    »Es war Raub mit Zahlen«, sagte Feucht. »Es war ein Kartentrick mit Hauptbüchern. Sie hatten keine Chance.«
    Vetinari seufzte. »Mit dir ist schwer zu verhandeln, Herr Lipwig.« Feucht, der überhaupt nicht gewusst hatte, dass sie verhandelten, blieb still. »Na schön. Die Frage des Eigentums bleibt zunächst in der Schwebe, bis wir die schmutzigen Tiefen dieser Angelegenheit ausgelotet haben. Aber was ich wirklich meinte, ist dies: Der Lebensunterhalt vieler Personen hängt vom Strang ab. Wir müssen aus rein humanitären Erwägungen etwas unternehmen. Finde eine Lösung, Postminister.«
    »Aber ich habe mit dem Postamt mehr als alle Hände voll zu tun!«, protestierte Feucht.
    »Das hoffe ich«, sagte Vetinari. »Aber nach meiner Erfahrung ist die beste Möglichkeit, etwas erledigt zu bekommen, einen viel beschäftigten Mann damit zu beauftragen.«
    »In dem Fall werde ich dafür sorgen, dass der Große Strang in Betrieb bleibt«, sagte Feucht.
    »Vielleicht zu Ehren der Toten«, meinte Vetinari.
    »Ja. Wie du wünschst. Ah, wir sind da.«
    Als der Kutscher die Tür öffnete, beugte sich Lord Vetinari zu Feucht vor. »Und bevor es hell wird solltest du dich vergewissern, dass alle den alten Zaubererturm verlassen haben«, sagte er.
    »Wie meinst du das, Herr?«, fragte Feucht. Er wusste, dass sein Gesicht nichts verriet.
    Vetinari lehnte sich zurück. »Bravo, Herr Lipwig.«
     
    Eine Menge hatte sich vor dem Postamt eingefunden, und Applaus erklang, als Feucht zur Tür ging. Es regnete jetzt, ein graues, rußiges Nieseln, kaum mehr als Nebel mit einem kleinen Gewichtsproblem.
    Einige Mitarbeiter warteten drinnen. Feucht begriff, dass sich die Dinge noch nicht herumgesprochen hatten. Selbst Ankh-Morporks permanent arbeitende Gerüchteküche hatte ihn auf dem Rückweg von der Universität nicht überholt.
    »Was ist passiert, Postminister?«, fragte Grütze und rang die Hände. »Haben die Klacker gewonnen?«
    »Nein«, sagte Feucht, aber die anderen hörten die Schärfe in seiner Stimme.
    »Haben wir gewonnen?«
    »Das wird der Erzkanzler entscheiden müssen«, antwortete Feucht. »Ich schätze, wir erfahren es erst in einigen Wochen. Die Klacker sind stillgelegt. Entschuldigt, es ist alles ziemlich kompliziert…«
    Er ließ sie stehen, als er zu seinem Büro hinaufeilte, wo Herr Pumpe in seiner Ecke stand.
    »Guten Abend, Herr Lipwick«, polterte der Golem.
    Feucht setzte sich und hielt seinen Kopf mit beiden Händen. Er hatte gesiegt, aber sein Gefühl sagte etwas anderes. Es fühlte sich nach einem Riesendurcheinander an.
    Die Wetten? Wenn Bleirohr Gennua erreichte, konnten sie unter Berufung auf die Regeln den Sieg beanspruchen, aber Feucht ahnte, dass die Wetten nicht mehr galten. Es würde zumindest bedeuten, dass die Leute ihr Geld zurückbekamen.
    Er musste den Strang irgendwie in Betrieb halten, allein die Götter wussten, wie. Das hatte er dem Gnu in gewisser Weise versprochen. Und es war erstaunlich, wie sehr

Weitere Kostenlose Bücher