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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dämlich sie in einer Kutte aussehen. Ich muss es wissen – immerhin war ich bei mehr als zehn von ihnen Mitglied. Ich wette, es gibt einen geheimen Händedruck. Ich kenne mehr geheime Händedrucke als die Götter. Die Gefahr, die mir hier droht, dürfte nicht größer sein als in einer Klasse aus Fünfjährigen. Wahrscheinlich sogar geringer. Unfrankierter Mann… meine Güte.
    Er entspannte sich noch etwas mehr, als man ihn die Treppe hinunterführte und drehte. Ja, natürlich. Man muss dem Neuling Angst einjagen, aber alle wissen, dass es nur ein Spiel ist. Es wird schlimm klingen und sich vielleicht auch schlimm anfühlen, aber es wird nicht schlimm sein. Feucht erinnerte sich an seine Aufnahme in den Orden namens – wie hieß er noch gleich – »Männer der Furche«, in irgendeinem Kaff, wo sich Kohlmeise und Kohlfliege gute Nacht sagen. { * } Die Männer hatten die grässlichsten Geräusche verursacht, die man sich vorstellen kann, und dann hatte einer mit finsterer Stimme gesagt: »Schüttle nun die Hand des Alten Meisters!« Und Feucht hatte die Hand ausgestreckt und einen Ziegenfuß geschüttelt. Wer alles mit trockener Hose überstand, wurde in den Orden aufgenommen.
    Am nächsten Tag hatte er drei der vertrauensvollen Brüder um achtzig Dollar betrogen. Das erschien ihm jetzt nicht mehr ganz so komisch.
    Die alten Postboten brachten ihn in den großen Saal – das erkannte er an dem Echo. Und seine aufgerichteten Nackenhaare wiesen ihn darauf hin, dass noch andere Personen zugegen waren. Und vielleicht nicht nur Personen, dachte er, als er ein leises Knurren hörte. Aber das gehörte eben dazu. Die Dinge mussten Furcht erregend klingen. Man musste beweisen, dass man kühn, tapfer und geradeheraus war.
    Die Männer, die ihn begleitet hatten, gingen fort. Für einen Moment stand Feucht allein im Dunkeln, dann fühlte er eine Hand am Ellenbogen.
    »Ich bin’s, Herr. Senior-Postbote auf Probe Grütze, Herr. Mach dir keine Sorgen, Herr. Ich bin für heute Abend dein Weihebruder, Herr.«
    »Ist das unbedingt nötig, Herr Grütze?«, seufzte Feucht. »Ich bin bereits zum Postminister ernannt.«
    »Ernannt ja, Herr, aber du bist noch nicht anerkannt. Die Post aufzugeben, bedeutet noch nicht, sie zuzustellen, Herr.«
    »Wovon redest du da?«
    »Einem Unfrankierten Mann darf man keine Geheimnisse verraten, Herr«, sagte Grütze fromm. »Bisher hast du dich gut gehalten, Herr.«
    »Na schön«, sagte Feucht und versuchte, jovial zu klingen. »Was könnte schlimmstenfalls passieren?«
    Grütze schwieg.
    »Ich habe gefragt…«, begann Feucht.
    »Ich denke gerade darüber nach, Herr«, sagte Grütze. »Mal sehen… ja, Herr. Schlimmstenfalls verlierst du alle Finger der einen Hand, bist für den Rest deines Lebens ein Krüppel und brichst dir alle Knochen im Leib. Und dann kannst du kein Ordensmitglied werden. Aber sei unbesorgt, Herr, sei völlig unbesorgt!«
    Weiter vorn donnerte eine Stimme: »Wer bringt den Unfrankierten Mann?«
    Neben Feucht räusperte sich Grütze, und als er sprach, bebte seine Stimme.
    »Ich, Senior-Postbote auf Probe Tolliver Grütze, bringe den Unfrankierten Mann.«
    »Das mit den Knochen hast du gesagt, um mir Angst einzujagen, nicht wahr?«, flüsterte Feucht.
    »Und steht er in der Dunkelheit der Nacht?«, fragte die Stimme.
    »Das ist jetzt der Fall, Hochwohllöblicher Meister!«, rief Grütze glücklich und raunte Feucht zu: »Einige der alten Jungs freuen sich sehr darüber, dass du die Buchstaben zurückgeholt hast.«
    »Gut. Aber die gebrochenen Knochen, die du eben erwähnt hast…«
    »Dann soll er den Weg gehen!«, befahl die Stimme.
    »Wir treten jetzt vor, Herr. Sachte«, flüsterte Grütze. »Gut so. Bleib hier stehen.«
    »Hör mal«, sagte Feucht, »all das hier… du wolltest mir Angst einjagen, oder?«
    »Überlass es mir, Herr«, flüsterte Grütze.
    »Aber hör mal…«, begann Feucht und hatte plötzlich den Mund voll Kapuze.
    »Er soll die Stiefel anziehen!«, fuhr die Stimme fort. Erstaunlich, dass man das Kursive hört, dachte Feucht und versuchte, nicht an der Kapuze zu ersticken.
    »Es stehen zwei Stiefel vor dir, Herr«, hörte er Grützes raues Flüstern. »Zieh sie an. Kein Problem, Herr.«
    »Pff! Ja, aber hör mal…«
    »Die Stiefel, Herr, bitte!«
    Feucht zog umständlich die Schuhe aus und die unsichtbaren Stiefel an. Sie waren schwer wie Blei.
    »Der Weg des Unfrankierten Manns ist schwer«, intonierte die donnernde Stimme. »Er soll ihn

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