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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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genug, um mit dem Kopf gegen einen Türpfosten zu stoßen, dann zog ihn die Strömung wieder nach unten.
    Feucht trieb hilflos in einem Fluss aus Papier und spürte einen Ruck, als der Boden nachgab. Die Post floss durch die Öffnung, nahm ihn mit und warf ihn in einen Haufen aus Umschlägen. Er sah nichts mehr, als tausende von Briefen auf ihn herabfielen, und danach hörte er auch nichts mehr.
    Dunkelheit und Stille quetschten ihn in einer Faust zusammen.
    Feucht von Lipwig kniete mit dem Kopf auf den Armen. Er atmete Luft an diesem Ort, aber sie war warm und muffig und würde nicht lange reichen. Er konnte nicht mehr bewegen als einen Finger.
    Es war durchaus möglich, dass er hier starb. Er würde hier sterben. Tonnen von Post umgaben ihn.
    »Ich übergebe meine Seele dem Gott, der sie finden kann«, murmelte er, dem Ersticken nahe.
    Eine blaue Linie tanzte vor seinem inneren Auge.
    Es war eine Handschrift. Und sie sprach.
     
»Liebe Mutter, ich bin sicher angekommen und habe eine gute Unterkunft gefunden bei…«
     
    Die Stimme klang wie die eines Jungen vom Lande, aber sie hatte auch etwas… Kratziges. Wenn ein Brief sprechen konnte, musste er sich so anhören. Weitere Worte kamen hinzu. Die Buchstaben drehten sich und standen krumm unter dem Stift eines widerstrebenden Schreibers…
    … und während die blaue Linie weitere Worte schrieb, erschien eine zweite, die weiß und flott in die Dunkelheit schrieb:
     
»Sehr geehrter Herr, ich habe die Ehre, dir mitzuteilen, dass ich der einzige Erbschaftsverwalter des verstorbenen Herrn Dagobar Kick bin, Eigentümer des Anwesens „Konfuser Segen“, und du bist offenbar der einzige…«
     
    Die Stimme fuhr mit solchen Worten fort, dass man die Regale voller juristischer Bücher hinter dem Schreibtisch hören konnte, doch eine dritte Linie begann:
     
»Liebe Frau Clark, ich bedaure sehr, dir mitteilen zu müssen, dass dein Ehemann C. Clark beim gestrigen Gefecht mit dem Feind tapfer kämpfte, aber leider…«
     
    Und dann schrieben sie alle gleichzeitig. Dutzende, hunderte, tausende von Stimmen, ihr Kratzen füllte Feuchts Ohren, und die geschriebenen Worte nahmen das ganze Blickfeld seines inneren Auges ein. Sie riefen nicht, sie entrollten nur die Worte, bis sein Kopf voller Geräusche war, die neue Worte formten, so wie alle Instrumente eines Orchesters dem Höhepunkt entgegenklingen, -streichen und -blasen…
    Feucht versuchte zu schreien, aber Briefe drangen ihm in seinen Mund.
    Und dann schloss sich eine Hand um sein Bein, und er hing in der Luft, mit dem Kopf nach unten.
    »Ah, Herr Lipwick!«, donnerte die Stimme von Herrn Pumpe. »Du Warst Auf Entdeckungsreise! Willkommen In Deinem Neuen Büro!«
    Feucht spuckte Papier und saugte Luft in seine brennenden Lungen.
    »Sie… leben!«, keuchte er. »Sie alle leben! Und sie sind zornig! Sie reden! Es war keine Halluzination! Ich habe Halluzinationen erlebt, und die tun nicht weh! Ich weiß, wie die anderen gestorben sind!«
    »Das Freut Mich Für Dich, Herr Lipwick«, sagte Pumpe, drehte ihn richtig herum und watete bis zu den Hüften durch den Raum, während hinter ihnen mehr Post durch das Loch in der Decke rutschte.
    »Du verstehst nicht! Sie leben! Sie reden! Sie sprechen! Sie wollen…« Feucht zögerte. Er hörte noch immer das Kratzen und Flüstern in seinem Kopf. »Es ist, als wollten sie… gelesen werden«, sagte er, und die Worte galten nicht nur dem Golem, sondern auch ihm selbst.
    »Dazu Sind Briefe Da«, erwiderte Pumpe ruhig. »Du Wirst Sehen, Dass Ich Deine Wohnung Fast Leer Geräumt Habe.«
    »Sie bestehen nur aus Papier! Aber sie reden!«
    »Ja«, polterte der Golem. »Dieser Ort Ist Ein Grab Für Ungehörte Worte. Sie Bemühen Sich, Gehört Zu Werden.«
    »Komm schon! Briefe sind nur Papier. Sie sprechen nicht!«
    »Ich Bin Nur Ton, Und Ich Höre«, sagte Pumpe mit der gleichen nervigen Ruhe.
    »Ja, aber bei dir ist es irgendein Hokuspokus…«
    Das rote Feuer glühte heller hinter Pumpes Augen, als er sich drehte und Feucht ansah.
    »Ich glaube, ich bin in der… Vergangenheit gewesen«, murmelte Feucht und wich zurück. »In… meinem Kopf. So ist Backenbart gestorben. Er fiel eine Treppe hinunter, die in der Vergangenheit nicht da war. Und Herr Ignawia ist vor Furcht gestorben. Ich bin sicher! Aber ich steckte in den Briefen! Und da muss ein… ein Loch im Boden gewesen sein oder so…. und ich fiel, zusammen mit der Post, ich…« Er unterbrach sich. »Dieser Ort braucht einen

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