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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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fortsetzen.«
    Feucht trat einen weiteren Schritt vor und auf etwas, das rollte. Er stolperte und fühlte stechenden Schmerz, als seine Schienbeine gegen Metall stießen.
    »Wie lautet der Erste Fluch, Postboten?«, fragte die donnernde Stimme.
    Stimmen erklangen im Chor aus der Dunkelheit: »Verdammich, ist es denn zu fassen? Spielzeug, Kinderwagen, Gartenwerkzeuge…. die Leute lassen an diesem dunklen Morgen alles auf dem Weg liegen!«
    »Hat der Unfrankierte Mann geschrien?«, fragte die Stimme.
    Ich glaube, ich habe mir das Kinn gebrochen, dachte Feucht, als Grütze ihn auf die Beine zog. »Gut gemacht, Herr!«, flüsterte der Alte, hob dann die Stimme und sprach zu den unsichtbaren Beobachtern: »Keinen Ton habet er von sich gegeben, Hochwohllöblicher Meister, er bliebet resolut!«
    »Dann gib ihm den Beutel!«, donnerte die ferne Stimme. Feucht begann sie zu hassen.
    Unsichtbare Hände legten Feucht einen Riemen um den Hals. Als sie losließen, krümmte er sich unter dem Gewicht.
    »Der Beutel des Postboten ist schwer, aber bald wird er leicht sein!«, hallte es von den Wänden wider. Niemand hat etwas von Schmerz gesagt, dachte Feucht. Das stimmte nicht ganz, man hatte Schmerz erwähnt, aber nicht verraten, dass es ernst gemeint war…
    »Weiter geht’s, Herr«, drängte Grütze an seiner Seite. »Denk daran, dies ist der Weg des Postboten!«
    Feucht schob sich ganz vorsichtig nach vorn und hörte, wie sich etwas klappernd entfernte.
    »Er ist nicht auf den Rollschuh getreten, Hochwohllöblicher Meister!«, meldete Grütze den unsichtbaren Beobachtern.
    Noch immer voller Schmerzen, aber auch ermutigt, machte Feucht zwei weitere zögernde Schritte. Etwas prallte von seinem Fuß ab.
    »Die achtlos fortgeworfene Bierflasche hat ihn nicht aufgehalten!«, rief Grütze triumphierend.
    Mit noch etwas mehr Mut wagte Feucht einen weiteren Schritt, trat auf etwas Glitschiges und spürte, wie sein Fuß allein den Weg nach vorn und nach oben fortsetzte. Er landete schwer auf dem Rücken, und sein Kopf prallte auf den Boden. Er glaubte zu hören, wie sein Schädel brach.
    »Wie lautet der Zweite Fluch, Postboten?«, fragte die Stimme.
    »Hunde! Ich schwöre, es gibt nicht einen einzigen guten! Wenn sie nicht beißen, hinterlassen sie einen Haufen! Genauso gut könnte man auf Maschinenöl treten!«
    Feucht kam auf die Knie. Ihm drehte sich alles.
    »So ist es richtig, nicht aufgeben!«, flüsterte Grütze und griff nach seinem Ellenbogen. »Man bringt es hinter sich, ob Regen oder Sonnenschein!« Noch leiser fügte er hinzu: »Denk an das, was am Gebäude steht!«
    »Frau Kuchen?«, murmelte Feucht und dachte dann: War es Regen oder Schnee oder Graupel? Er hörte Bewegungen und beugte sich über den schweren Beutel, als Wasser auf ihn herabströmte. Ein übereifriger Eimer traf ihn am Kopf.
    Also Regen. Er richtete sich auf und fühlte, wie beißende Kälte seinen Nacken hinunterrutschte. Fast hätte er geschrien.
    »Das waren Eiswürfel«, hauchte Grütze. »Sie stammen aus der Leichenhalle, aber sei unbesorgt, Herr, sie sind kaum benutzt… Um diese Jahreszeit lässt sich nichts Besseres für Schnee auftreiben, ‘tschuldigung! Bleib weiter unbesorgt, Herr!«
    »Soll die Post getestet werden!«, donnerte die befehlende Stimme.
    Grütze griff in den Beutel, während Feucht im Kreis wankte, und hob triumphierend einen Brief.
    »Ich, Senior-Postbote auf Probe… Oh, bitte entschuldige mich kurz, Hochwohllöblicher Meister…« Feucht fühlte, wie sein Kopf nach unten gezogen wurde, bis er sich auf einer Höhe mit Grützes Mund befand, und dann flüsterte der Alte: »War das auf Probe oder voller Senior-Postbote, Herr?«
    »Was? Oh, voller Senior-Postbote, ganz klar, kein Zweifel!«, sagte Feucht, als ihm eiskaltes Wasser in die Stiefel lief.
    »Ich, Senior -Postbote Grütze, erkläre hiermit, dass die Post knochentrocken ist, Hochwohllöblicher Meister!«, rief Grütze triumphierend.
    In der donnernden Stimme erklang so etwas wie fröhliche Bosheit, als sie sagte:
    »Dann soll er sie… zustellen.«
    In der stickigen Düsternis der Kapuze verriegelte Feuchts Sinn für Gefahr die Tür und versteckte sich im Keller. An dieser Stelle beugten sich die unsichtbaren Beobachter vor. An dieser Stelle hörte es auf, ein Spiel zu sein.
    »Äh, eigentlich habe ich nichts aufgeschrieben«, sagte er und schwankte.
    »Sei jetzt vorsichtig, Herr, ganz vorsichtig«, sagte Grütze und schenkte Feuchts Worten keine Beachtung. »Du hast es

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