Ab die Post
fast geschafft! Vor dir ist eine Tür mit einer Öffnung für die Post… Könnte er ein bisschen Luft schnappen, Hochwohllöblicher Meister? Er ist vorhin ganz übel mit dem Kopf aufgeschlagen…«
»Ein bisschen Luft schnappen, Bruder Grütze? Damit du ihm den einen oder anderen Tipp geben kannst?«, ertönte es verächtlich.
»Hochwohllöblicher Meister, das Ritual erlaubt dem Unfrankierten Mann…«, begann Grütze.
»Der Unfrankierte Mann gehet allein! Ganz allein, Tolliver Grütze! Er will kein Junior-Postbote sein, nicht einmal ein Senior-Postbote, o nein, er nicht! Er beansprucht den Rang des Postministers für sich! Dies ist kein Spielchen, Junior-Postbote Grütze! Du hast uns hierzu überredet! Und wir nehmen dies ernst! Er muss zeigen, dass er würdig ist!«
»Es heißt Senior- Postbote, herzlichen Dank!«, rief Grütze.
»Du bist kein richtiger Senior-Postbote, Tolliver Grütze, nicht wenn er bei der Prüfung versagt!«
»Ach? Und wer sagt, dass du der Hochwohllöbliche Meister bist, George Aggy? Du bist nur deshalb der Hochwohllöbliche Meister, weil du als Erster eine Kutte übergestreift hast!«
Die Stimme des Hochwohllöblichen Meisters verlor etwas von ihrem Befehlston. »Du bist ein anständiger Bursche, Tolliver, das gestehe ich dir zu, aber dieser Kram, den du da von einem wahren Postminister erzählst, der eines Tages kommen und alles besser machen wird… Das ist Unsinn! Sieh dich hier um! Dieser Ort hat seine beste Zeit hinter sich. So wie wir. Aber wenn du stur bist, gehen wir streng nach dem Buch der Regeln vor!«
»Also gut!«, sagte Grütze.
»Also gut«, sagte auch der Hochwohllöbliche Meister.
Eine Geheimgesellschaft aus Postboten, dachte Feucht. Warum?
Grütze seufzte und beugte sich näher. »Wenn dies vorbei ist, gibt es einen Riesenkrach«, flüsterte er Feucht zu. »Tut mir Leid, Herr. Stell den Brief zu. Ich glaube an dich, Herr!«
Er trat zurück.
In der dunklen Nacht der Kapuze, benommen und blutend, schlurfte Feucht mit ausgestreckten Armen nach vorn. Er fand die Tür, suchte nach dem Schlitz für die Post und fand ihn etwa dreißig Zentimeter über dem Boden.
Na schön, schieb den Brief hinein und bring diesen absurden Unfug hinter dich.
Aber es war kein Spiel. Dies war nicht eine der Gelegenheiten, bei denen alle wussten, dass der alte Herbert nur die richtigen Worte sagen musste, um das neueste Mitglied des Treuen Ordens der Polsterer zu werden. Diese Leute nahmen die Sache ernst.
Er brauchte nur einen Brief durch einen Schlitz zu schieben, oder? Wie schwer konnte das s… Augenblick… Einem der Männer, die ihn hierher geführt hatten, fehlten die Fingerspitzen der einen Hand.
Plötzlich war Feucht zornig. Der Zorn schnitt sogar durch den Schmerz im Kinn. Er musste dies nicht über sich ergehen lassen! Zumindest nicht so, wie es die Alten von ihm erwarteten. Wie armselig von ihm, wenn er bei diesem les buggeures risibles kein besserer Spieler gewesen war als die alten Narren!
Er straffte die Gestalt, unterdrückte ein Stöhnen und nahm die Kapuze ab. Es blieb dunkel um ihn herum, aber die Finsternis enthielt ein Glühen aus den Türen von einem Dutzend Laternen.
»He, er hat die Kapuze abgenommen!«, rief jemand.
»Der Unfrankierte Mann möchte vielleicht im Dunkeln bleiben«, sagte Feucht. »Aber der Postbote liebt das Licht.«
Er wählte genau den richtigen Tonfall. Das war der Schlüssel zu tausend Betrügereien. Man musste richtig klingen. Man musste klingen, als wüsste man genau, worum es ging. Man musste klingen, als hätte man alles unter Kontrolle. Er hatte Unsinn gesprochen, aber es war authentischer Unsinn.
Die Tür einer Laterne öffnete sich etwas weiter, und eine klagende Stimme ertönte. »Ich kann das nirgends im Buch der Regeln finden. An welcher Stelle soll er das sagen?«
Und man musste schnell agieren. Feucht wickelte sich die Kapuze um die Hand und hob die Klappe des Postschlitzes. Mit der anderen Hand zog er einen Brief aus dem Beutel, schob ihn durch den Schlitz und zog dann den improvisierten Handschuh weg. Er zerriss wie von einer Schere zerschnitten.
»Wie lautet der Dritte Fluch, Postboten?«, rief Grütze triumphierend. »Alle zusammen, Jungs: Verdammich, woraus bestehen diese Klappen, etwa aus Rasierklingen?«
Es folgte eine vorwurfsvolle Stille.
»Er trug keine Kapuze«, brummte eine Kuttengestalt.
»Doch, er trug eine, um die Hand gewickelt!«, heulte Grütze. »Im Buch der Regeln steht nirgends, dass das verboten
Weitere Kostenlose Bücher