Ab die Post
fernen Objekte beleuchten möchte?«
»Ich Kümmere Mich Sofort Darum, Herr.«
»Nun…« Feucht blinzelte im Licht seiner Ärmel. »Und jetzt ab die Post, nicht wahr?«
Die Postboten, zuvor im Ruhestand, warteten im Saal, in einem Bereich, der von dem Poststurm des vergangenen Abends frei geräumt worden war. Sie trugen alle Uniformen, aber da keine von ihnen der anderen glich, konnte man nicht in dem Sinne von Uniformen reden. Manche Schirmmützen ragten in der Mitte auf, andere hingen an der gleichen Stelle durch, außerdem waren die Alten in ihre Kleidung hineingewachsen: Jacken wirkten wie kurze Umhänge und Hosen wie Ziehharmonikas. Und wie es bei alten Männern Brauch war, präsentierten sie ihre Medaillen und die entschlossenen Mienen von Leuten, die zum letzten Kampf bereit sind.
»Zustellung bereit für den Appell, Harr!«, sagte Postinspektor Grütze und stand so stramm, dass reiner Stolz seine Füße einen Zentimeter vom Boden hob.
»Danke. Äh… gut.«
Feucht wusste nicht recht, was er inspizieren sollte, aber er gab sich alle Mühe. Ein faltiges Gesicht nach dem anderen erwiderte seinen Blick.
Er sah, dass die Medaillen nicht alle aus dem Militärdienst stammten. Das Postamt hatte seine eigenen Medaillen. Eine davon war ein goldener Hundekopf, der von einem kleinen Mann getragen wurde, dessen Gesicht wie ein Wieselpaket aussah.
»Wofür ist das, äh…«, begann Feucht.
»Senior-Postbote George Aggy, Herr. Das Abzeichen? Fünfzehn Bisse und noch immer auf den Beinen, Herr!«, sagte der Mann stolz.
»Nun, äh, das sind… äh… recht viele Bisse…«
»Ja, aber nach dem neunten hab ich sie überlistet und mir ein Blechbein zugelegt, Herr!«
»Du hast dein Bein verloren?«, fragte Feucht erschrocken.
»Nein, Herr. Hab mir Teile von einer alten Rüstung gekauft«, sagte der verhutzelte Alte und grinste listig. »Hat meinem Herzen gut getan zu hören, wie die Hundezähne quietschten, Herr!«
»Aggy, Aggy…« Feucht überlegte und erinnerte sich. »Warst du nicht…«
»Ich bin der Hochwohllöbliche Meister, Herr«, sagte Aggy »Ich hoffe, du nimmst mir das von gestern Abend nicht übel, Herr. Wir alle waren mal wie der junge Tolliver, aber dann gaben wir die Hoffnung auf, Herr. Bist du uns böse?«
»Nein, nein«, sagte Feucht und rieb sich den Hinterkopf.
»Und ich möchte dir als Vorsitzender der ›Wohlwollenden und freundlichen Gesellschaft der Postbediensteten von Ankh-Morpork‹ meine Glückwünsche aussprechen«, fügte Aggy hinzu.
»Äh… danke«, sagte Feucht. »Und aus wem besteht diese Gesellschaft?«
»Du hast sie gestern Abend kennen gelernt, Herr«, sagte Aggy und strahlte.
»Aber ich dachte, ihr seid eine Geheimgesellschaft!«
»Nicht geheim, Herr. Nicht in dem Sinne geheim. Mehr… unbeachtet, könnte man sagen. Heutzutage geht es nur noch um die Pensionen und darum, dass die alten Kollegen ein ordentliches Begräbnis bekommen, wenn sie zum Absender zurückgeschickt werden.«
»Bravo«, sagte Feucht vage, was einigermaßen angemessen erschien. Er trat zurück und räusperte sich. »Meine Herren, es ist so weit. Wenn das Postamt seine Arbeit wieder aufnehmen soll, muss die alte Post zugestellt werden. Es ist eine heilige Pflicht. Die Post kommt durch. Es mag fünfzig Jahre dauern, aber schließlich erreicht sie das Ziel. Ihr kennt eure Runden. Lasst es ruhig angehen. Denkt dran: Wenn ihr die Post nicht zustellen könnt, wenn das Haus nicht mehr da ist… Bringt sie hierher zurück, wir bewahren sie im Büro für unzustellbare Briefe auf – wir haben es wenigstens versucht. Die Leute sollen wissen, dass das Postamt wieder arbeitet, klar?«
Ein Postbote hob die Hand.
»Ja?« Feuchts Fähigkeit, sich an Namen zu erinnern, war besser als die Fähigkeit, sich an andere Dinge des vergangenen Abends zu erinnern. »Senior-Postbote Thompson, nicht wahr?«
»Ja, Herr! Was machen wir, wenn uns die Leute Briefe geben, Herr?«
Feucht runzelte die Stirn. »Wie bitte? Ich dachte, ihr stellt die Post zu.«
»Bill hat Recht, Herr«, sagte Grütze. »Was machen wir, wenn wir von den Leuten neue Post erhalten?«
»Äh… was habt ihr damals gemacht?«, fragte Feucht. Die Postboten sahen sich an.
»Wir haben uns einen Cent für den Stempel geben lassen, die Briefe hierher gebracht und gestempelt«, sagte Grütze. »Dann wurde die Post sortiert und zugestellt.«
»Die Leute mussten also warten, bis sie einen Postboten sahen? Das erscheint mir…«
»Oh, damals gab es Dutzende
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