Ab Heute Bin Ich Gluecklich
Auenlandschaften und hinterlässt eine fruchtbare Natur. Ein Baby verlässt in einer chaotischen Aktion den Mutterleib und beginnt ein vielleicht wundervolles Erdendasein. Aus Chaos entsteht oft Neues. Ganz oft sehen wir aber nicht, dass ein von uns wahrgenommenes Chaos nur eine Ordnung eines anderen Systems ist. Der chaotische Straßenverkehr in Lagos in Nigeria würde jeden Europäer nach drei Minuten einem Herzinfarkt nahebringen. Für die Nigerianer ist dieser Zustand ganz normal, völliger Alltag. Ein nigerianischer Autofahrer würde wahrscheinlich im innerstädtischen Verkehr von Berlin verzweifeln und diese Situation mit all den roten Ampeln und der abverlangten Disziplin als chaotisch empfinden. Als chaotisch empfinden wir nur das, was mit unseren eigenen Ordnungsprinzipien nicht übereinstimmt.
Wenn wir das verstehen, haben wir zum ersten Mal eine Sprache gelernt, die Systeme verbindet. Ordnung können wir nur da schaffen, wo sie keine andere Ordnung in Unordnung bringt.
Wir versuchen allem eine uns passende Ordnung zu geben.
Vielfach verstehen wir die Ordnungen nicht. Wo wir sie nicht verstehen, verursachen sie uns Angst oder Unruhe. Es kommt zu Anpassungsstörungen. Das Chaos nimmt uns die berechenbaren Bezugsgrößen und berechenbaren Verhaltens- und Interaktionsmuster. Es macht uns „durcheinander“ und somit ungeordnet. Wenn wir durcheinander sind, fühlen wir uns nicht gut. Es macht uns nervös, wenn wir nicht alles in eine gewisse Struktur bringen. Die Strukturen müssen für uns klar erkennbar sein und Berechenbarkeit, Zuverlässigkeit und damit eine vermeintliche Sicherheit geben.
Das ist in gewissem Maß voraussetzbar für ein Leben, wie wir Menschen es heute führen. Jeden Tag zur gleichen Zeit aufzustehen und am Arbeitsplatz zu erscheinen, gibt nicht nur uns als Individuum eine berechenbare Bezugsgröße, sondern auch dem Kunden oder Klienten, der morgens in Ihrem Unternehmen erscheint und eine gewisse Ware oder Dienstleistung erwirbt, im Vertrauen darauf, dass Ihr Unternehmen auch morgens früh geöffnet ist.
Ohne ein gewisses Maß an zuverlässigen Größen wäre ein Zusammenleben in einer Sozialgemeinschaft nicht möglich.
Gegen diese Art von Struktur und Ordnung ist nichts einzuwenden. Ohne ein gewisses Maß an zuverlässigen Größen wäre ein Zusammenleben in einer Sozialgemeinschaft nicht möglich. Wann aber wird das Ordnen des natürlichen Chaos selbst chaotisch, unnatürlich, abwegig? Wann stiehlt uns unsere Liebe für Ordnungen und Strukturen die Lebensqualität? Wenn wir zu viele Dinge in unserer Wohnung herumliegen haben, die nicht ständig in Gebrauch sind, dann legen wir sie oft einfach in eine Schublade oder einen Karton, den wir im Keller oder auf dem Dachboden verstauen. Hiermit haben wir einen pragmatischen Ordnungsversuch unternommen, der uns Ruhe und Zufriedenheit gibt: Der Tisch ist leer, der Karton nicht mehr zu sehen.
Nun kommt der Ordnungsfanatiker. Er baut sich ein spezielles Regal im Keller. Zunächst benötigt er eine ganz genaue Planung dafür. Der Keller muss ausgemessen werden. Dann werden intensive Recherchen nach der platzsparendsten Bauform eines Regals angestellt. Die größte Effizienz muss berechnet werden, das preiswerteste und doch langlebigste Material muss her. In der Mittagspause muss unser ordnungsliebender Kollege schnell in den Baumarkt. Es muss im Bekanntenkreis ein Transporter ausgeliehen werden, um an einem Samstag das Baumaterial zu kaufen. Die Ordnung nimmt ihren Lauf, ein perfektes Regal entsteht nach und nach. Der Weihnachtsbaumständer und diverse einmal jährlich benötigte Dekorationsgegenstände finden eine neue Heimat in diesem Regal. Ein Zweitgerät eines Zweitgerätes, welches wahrscheinlich in den nächsten 15 Jahren niemand benötigen wird, ebenso. Vielleicht auch einige originalverpackte Hochzeitsgeschenke.
„Ordnung schaffen” sollte geprägt sein von gesundem Pragmatismus, sonst führt Ordnung ins Chaos.
Endlich ist es ordentlich. Sicherlich bedurfte diese „Ordnungsmaßnahme“ eine ganze Woche im Leben des imaginären Kollegen. Jeder Tag ein Tag weniger im Leben. Ein Tag im Schwimmbad oder Biergarten, ein Tag mit der Familie beim Einkaufsbummel, ein Tag mit Nichtstun und es sich gut gehen lassen, ein Tag, um ein gutes Buch zu lesen. Viele von Ihnen kennen sicher einen Menschen, der Ordnungsfanatiker ist. Diese Menschen sind oft das krasse Gegenteil eines Messie und sorgen durch ihre
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