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Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Titel: Abaddons Tor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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kriege ich das vermutlich hin«, erwiderte Naomi. »Aber ich weiß nicht, ob ich später alles wieder hochfahren kann, und auf dem Schiff gibt es einige Leute, die gern noch länger atmen würden. Ein kontrolliertes Herunterfahren wäre mir lieber.«
    Bull lächelte.
    »Wir müssen restlos alles abschalten«, drängte Holden. »Den Reaktor, die Stromversorgung, alles.«
    »Ich weiß, Liebster«, sagte Naomi. Holden machte eine betretene Miene.
    »Entschuldige.«
    In einer Ecke ertönte ein erstickter Schrei. Corin flog durch den offenen Raum herbei und hielt fröhlich einen Erder im Würgegriff, den Bull nicht kannte. Er fragte sich, ob sie nicht zu viel Vergnügen bei alledem empfand. Das konnte ungesund sein.
    »Ich weiß nicht, was Sam alles eingebaut hat, um den Com-Laser zu sabotieren«, erklärte Naomi. »Ich müsste eine gründliche Prüfung durchführen, ehe ich es wieder aufheben kann. Und ohne …« Naomi unterbrach sich und reckte das Kinn. Sie räusperte sich und schluckte schwer. »Ohne Sam wird das alles viel schwieriger. Es war ihr Schiff.«
    »Können Sie nicht einfach den Laser abschalten?«, fragte Bull.
    »Klar«, antwortete Naomi. »Solange mich niemand erschießt, während ich es versuche.«
    »Wie wäre es damit, Stickstoff auf das Kommandodeck zu leiten, damit sie sich eine Weile schlafen legen?«
    »Dabei kann ich helfen.« Ruiz’ Stimme klang schon ein wenig kräftiger.
    »Gut«, sagte Bull. »Wir gehen folgendermaßen vor. Nagata übernimmt das Maschinendeck. Sie tun alles, was sie sagt.« Ruiz nickte, sie war noch zu sehr benommen, um zu protestieren. »Als Erstes müssen Sie den Laser abschalten, damit die pendejos auf dem Kommandodeck ihn nicht abfeuern können. Zweitens müssen Sie die Umweltkontrolle auf dem Kommandodeck manipulieren. Drittens fahren Sie das Schiff ordentlich herunter, damit wir es später problemlos wieder in Betrieb nehmen können, sofern Mister Holdens Gespenst sein Versprechen hält.«
    »Ja, Sir«, sagte Naomi.
    »Corin!«, rief Bull. Wieder unterbrach ihn ein Hustenanfall. Er würgte nicht, spuckte auch nichts aus und wusste nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. Corin stieß sich in die Richtung des Steuerpults ab. »Sie und Holden fahren mit einer Handvoll Plastikfesseln durch den externen Aufzugschacht hinauf. Wenn da oben alle schlafen, sorgen Sie dafür, dass sich niemand versehentlich verletzt.«
    Corin lächelte kalt. Vielleicht war Ashford schon sehr bald kein Problem mehr, das er lösen musste. Bull suchte ein wenig Erbarmen in sich. Das Gefühl, seit einer Woche nicht geschlafen zu haben, war dabei keine Hilfe.
    »Warum gerade ich?«, fragte Holden.
    »Damit Sie Naomi nicht stören«, erklärte Bull. »Wir passen schon auf Ihre XO auf. Wir brauchen sie.«
    Er konnte Holdens Einwände wie Sturmwolken heraufziehen sehen, doch Naomi kam ihm zuvor. »Ist schon gut.« Damit war das Thema erledigt.
    »Alex fliegt zur Rosinante und fährt herunter, was wir eingeschaltet gelassen haben«, sagte Holden achselzuckend. »Ich helfe ihm mit dem EVA-Anzug, ehe ich zum Kommandodeck vorstoße.«
    »In Ordnung«, willigte Bull ernst ein. Wenn es half, erweckte er gern den Eindruck, eine Art Kompromiss gefunden zu haben. Er hörte Männer lachen und erkannte Sergeant Verbinskis Stimme. »Entschuldigen Sie mich.«
    Der Mech klapperte über das Deck, die Magnetstiefel klebten fest und lösten sich. Die anderen schwebten frei in der Luft, doch da drei Viertel seines Körpers taub und tot waren, konnte Bull nicht manövrieren wie sie. Es schien, als sei er der Einzige, den die Schwerkraft noch festhielt.
    Verbinski und sein Trupp hielten sich neben der Materialausgabe in einer Nische auf. Einer der Marinesoldaten hatte einen Schuss in den Unterarm bekommen, der jetzt ein wirres Durcheinander aus Knochen und Fleisch war, doch er lachte und redete, während die anderen ihn verarzteten. Bull fragte sich, wie stark sie ihn unter Drogen gesetzt hatten. Er suchte Verbinskis Blick und bat ihn mit einem Nicken zu sich.
    »Sie und Ihre Leute haben gute Arbeit geleistet«, lobte Bull ihn, als sie außer Hörweite waren.
    »Danke«, sagte Verbinski. Die Bescheidenheit konnte den Stolz nicht ganz überspielen. »Wir tun, was wir können. Wenn wir unsere Anzüge gehabt hätten, dann …«
    »Sagen Sie«, fiel Bull ihm ins Wort. »Wie viele dieser Granaten haben Sie noch?«
    »Ein halbes Dutzend«, gestand Verbinski.
    »Ja.« Bull seufzte. »Nehmen Sie es nicht

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