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Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Titel: Abaddons Tor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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blickte zu Bull hoch. »Was denken Sie, gegen wie viele Leute wir antreten müssen?«
    »Ich bin nicht sicher«, räumte Bull ein. »Wahrscheinlich sind sie leicht in Überzahl, aber sie sind zwischen dem Maschinendeck und der Kommandoebene verteilt.«
    »Sind sie ebenso zerlumpt wie wir?«
    Bull sah sich über die Schulter um. Ein Großteil der Leute, die er in die Schlacht führte, war bereits verletzt. Es gab Menschen mit geschienten Armen und blutigen Nähten auf der Haut. Normalerweise hätte die Hälfte seiner Truppe in die Krankenstation gehört. Teufel, auch er hätte sich nicht in eine Kampfzone begeben dürfen. Andererseits konnte er nicht zurückbleiben und die Leute in ein Gemetzel schicken, dem er sich selbst entzog.
    »Mehr oder weniger«, antwortete Bull.
    »Wissen Sie, wenn ich noch die Kampfrüstung hätte, die Sie mir abgenommen haben, dann könnte ich das beinahe allein erledigen. Nicht mal ich und meine Truppe. Nur ich.«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Wünschen Sie sich jetzt nicht, Sie hätten mir von Anfang an etwas mehr vertraut?«
    »Ja, irgendwie schon.«
    Es gab zwei Wege, um den Transferpunkt zu erreichen. Der Aufzug war groß genug, um die halbe Truppe aufzunehmen, und klein genug, damit sie fast alle durch eine einzige Handgranate umgebracht werden konnten, wenn sich die Türen am Ziel öffneten. Die Alternative war eine breite, abschüssige Rampe, die vom Boden der Walze aus in einer engen Spirale bis zur Achse emporstieg. Die Krümmung folgte der Drehung der Walze. Je schneller sie nach oben fuhren, desto stärker pressten sich die Wagenreifen auf den Boden. Das spielte unten keine Rolle, doch wenn sie das obere Ende erreichten, wo der Kampf mehr oder weniger im freien Fall stattfinden würde, zählte jedes bisschen Stabilität und Kontrolle, das sie nur gewinnen konnten.
    Schon kamen die ersten Schüsse von der Achse herunter und rissen vor dem führenden Fahrzeug Splitter aus der mit Keramik beschichteten Fahrbahn. Bull verrenkte sich den Hals, um zu sehen, ob der Angriff vom Transferpunkt selbst oder von einer davor errichteten Barrikade ausging.
    »Juarez!«, rief Verbinski. »Geben Sie uns Deckung!«
    »Ja, Sir«, antwortete jemand von einem der hinteren Wagen. Bull drehte den Mech ein wenig und sah sich über die Schulter um. Drei Karren weiter hinten lag ein marsianischer Marinesoldat auf dem Rücken und zielte mit seinem langen Gewehr, das ein Zielfernrohr besaß, nach oben. Es sah aus, als sei er eingeschlafen, bis das Gewehr einen Schuss abgab. Bull wollte wieder nach oben blicken, doch der Mech hinderte ihn daran. Deshalb nahm er das Handterminal und benutzte die Kamera wie einen Spiegel. Hoch über ihnen schwebte ein Toter im schwerelosen Bereich, rings um die Hüften bildete sich eine rosafarbene Wolke.
    »Einer weniger«, bemerkte Verbinski.
    Die Schießerei ging weiter, während sie mit hoher Geschwindigkeit die Rampe hinauffuhren. Die selbsthaftenden Reifen summten in einer anderen Tonlage, als der Druck, der sie auf den Boden presste, allmählich nachließ. Gleichzeitig spürte Bull, wie sein Körper in den Klammern immer leichter wurde. Die Kante der Rampe war nun eine Klippe, die über dreihundert Meter tief bis zum Boden der Walze abfiel. Ashfords Männer lauerten über ihnen. Jetzt konnte Bull auch die Barriere aus Metall erkennen, die sie an die Wände und das Deck geschweißt hatten. Ihm war schmerzlich bewusst, dass er selbst das größte Ziel darstellte. Sein Nacken juckte.
    Jenseits der Barrikade tauchten zwei Köpfe auf. Die Mündungsblitze sahen aus wie Funken. Hinter ihm knallte das marsianische Gewehr, und einer der Angreifer sank in sich zusammen. Der andere zog sich zurück.
    »Also gut«, entschied Bull. »Ohne Deckung kommen wir nicht näher heran.«
    Corin drehte den Bug des Karrens zur Wand und glitt vom Sitz, um mit Verbinski dahinter in Deckung zu gehen. Der nächste Wagen war sofort zur Stelle und folgte ihrem Beispiel. Sie befanden sich nun in einem Bereich mit Mikrogravitation, wo höchstens ein Zehntel G herrschte, vielleicht noch weniger. Bull musste die Magneten in den Füßen des Mechs einschalten, um nicht wegzuschweben. Als er sein Fahrzeug endlich verlassen hatte, fanden die Kampfhandlungen schon ein ganzes Stück vor ihm statt. Er lenkte den Mech nach vorn und marschierte an der aus Karren improvisierten Barrikade vorbei. Ihr vorderster Kämpfer war weniger als zehn Meter von Ashfords erster Barriere entfernt. Jim Holden, Corin und ein Erder

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