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Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Titel: Abaddons Tor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Informationen ab und überflog sie aufgebracht. Cortez schwebte mit gerunzelter Stirn hinter Clarissa. Er war gedemütigt. Er hatte Ashfords Flucht und die erneute Übernahme der Behemoth bewerkstelligt, doch Clarissa konnte dem älteren Mann ansehen, dass für ihn nicht ganz das herausgekommen war, was er sich erhofft hatte. Sie fragte sich, ob ihr Vater in seiner Zelle auf der Erde, oder wo sie ihn auch eingesperrt hatten, ein ähnliches Gesicht schnitt.
    »Ruiz«, fauchte Ashford. »Machen Sie Meldung. Wie ist unser Status?«
    »Ich habe noch eine halbe Stunde, Sir«, antwortete die Frau.
    »Ich habe nicht gefragt, wie viel Zeit Sie noch haben, sondern einen Bericht angefordert«, erwiderte der Kapitän.
    »Die Leitungen sind verlegt und härten aus«, berichtete die Frau. »Anscheinend werden sie pünktlich fertig. Im Unterbrechersystem habe ich eine Stelle gefunden wo Sam … wo Sam ein schadhaftes Teil eingebaut hat.«
    »Haben Sie es ersetzt?«
    »Selbstverständlich, aber ich kann nicht ausschließen, dass es noch mehr davon gibt. Möglicherweise hat sie die ganze Schaltung sabotiert.«
    »Nun«, sagte Ashford, »Sie haben eine halbe Stunde, um das zu überprüfen.«
    »Ich war gerade dabei, Sir.«
    Ashford tippte weiter auf seinem Pult herum. Clarissa wünschte sich, er würde wieder den Newsfeed einschalten. Sie wollte hören, was Anna sagte, auch wenn es nur ein Zeitvertreib war. Die Luft auf der Brücke war nicht so warm und dick wie in der Walze, aber die kühlere Umgebung spendete ihr trotzdem keinen Trost. Wenn überhaupt, dann spürte sie hier umso deutlicher, wie lange sie schon warteten. Ihr hungriger Magen meldete sich, und sie stellte sich vor, dass es den anderen genauso ging. Sie besetzten die Brücke des größten Raumschiffs, das die Menschen je gebaut hatten, und wurden von einer außerirdischen Macht, die sie nicht einmal annähernd verstanden, in der sternenlosen Leere festgehalten. Immer noch behinderten sie die trivialen Bedürfnisse des Fleisches. Der Blutzuckerspiegel aller Anwesenden musste inzwischen ziemlich niedrig sein. Sie fragte sich, was es über sie selbst aussagte, wenn sie vor nicht einmal zwei Stunden die Erschießung einer Frau beobachtet hatte und sich jetzt Gedanken über das Mittagessen machte. Sie fragte sich, was Anna dazu sagen würde.
    »Haben wir die Miststücke endlich ausgeschaltet?«, fauchte Ashford.
    »Die Einsatzteams treffen gerade in den Büros der Kolonistenverwaltung ein, Sir«, meldete Jojo. Gleich darauf fügte er hinzu: »Sie stoßen auf einen gewissen Widerstand.«
    Ashford lächelte.
    »Haben wir die Zielerfassung?«, fragte er.
    »Sir?«, entgegnete einer der anderen Wächter.
    »Sind die Zielsysteme des Com-Lasers online?«
    »Äh, ja. Sie reagieren.«
    »Nun, während unsere Leute da unten aufräumen, können wir doch schon das Ziel anvisieren, nicht wahr?«
    »Ja, Sir.«
    Clarissa hielt sich abwesend an einem Handgriff an der Wand fest und beobachtete den Kapitän und die Leute, die er einteilte. Verglichen mit der riesigen Entfernung, die sie auf dem Herflug zurückgelegt hatten, war der Ring vergleichsweise winzig. Die Präzision und Sorgfalt, die man für die Zerstörung aufwenden musste, konnte sie nur bewundern. Es war eine chirurgische Operation, die eine ganz eigene Schönheit besaß. Hinter ihr knackte und knisterte die Sicherheitsstation. Zwischen den Alarmmeldungen erkannte sie vertraute Stimmen, die vor Angst lauter waren als gewohnt. Sie sah sich um. Niemand achtete auf sie. Sie stieß sich sanft ab.
    Der Monitor in der Sicherheitsstation war immer noch auf den Newsfeed eingestellt. Monica Stuart wirkte trotz des Make-ups aschfahl. Sie hatte das Kinn gereckt und presste die Lippen zusammen. Anna, die neben ihr saß, knetete sich aufgeregt eine Daumenspitze. Zwischen ihnen befand sich ein Mann, der halb aufgerichtet auf einer Krankentrage lag.
    »… was wir tun, um zusammenzuarbeiten«, sagte der ernste Mann in die Kamera.
    »Danke, Leutnant Williams«, antwortete Monica Stuart. »Ich mache die Sache ungern komplizierter, als sie ist, aber ich wurde soeben informiert, dass vor dem Studio bewaffnete Männer eingetroffen sind. Anscheinend werden wir jetzt angegriffen.« Sie lachte nervös, als wollte sie den Zuschauern wortlos mitteilen, was in ihr vorging: Mein Gott, ich werde auf Sendung sterben. Annas Stimme war schon zu hören, ehe die Kameras sie wieder erfassten.
    »Es ist eine extreme Situation«, sagte Anna. »Aber ich glaube, im

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