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Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Titel: Abaddons Tor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Schwerelosigkeit bewegte er sich so elegant wie ein Fisch im Wasser. Er drehte sich, stemmte die Füße gegen die Wand und hielt augenblicklich an.
    »Wird schwierig, dort durchzukommen«, meinte der Marsianer.
    »Das dachte ich mir auch gerade«, räumte Bull ein.
    Verbinski betrachtete die halb geschlossene Tür wie ein Tischler, der ein Brett maß.
    »Es wäre schön, wenn wir etwas Sprengstoff hätten. Irgendetwas, um den Bereich hinter der Drucktür ein wenig aufzuräumen«, überlegte er. »Damit wir Platz zum Arbeiten haben.«
    »Wollen Sie mir damit etwas Bestimmtes sagen, Sergeant?«
    Verbinski zuckte mit den Achseln und nahm eine schmale schwarze Kassette aus der Tasche. Bull zog die Augenbrauen hoch.
    »Ein kleines Erdbeben?«, fragte er.
    »Zweitausend Kilojoule. Wir nennen die Dinger Knochenknacker.«
    »Und so etwas haben Sie auf mein Schiff geschmuggelt, Sergeant?«
    »Ohne die Granaten hätte ich mich nackt gefühlt.«
    »Dieses Mal sehe ich darüber hinweg.« Bull hob die Hände und rief seine Truppen zu sich. Hinter der halb geschlossenen Tür gingen sie in Deckung. Verbinski kroch ein Stück weiter, spähte um die Ecke und zog sich blitzschnell zurück. Wo gerade noch sein Kopf gewesen war, schlugen ein halbes Dutzend Geschosse ein. Der Marsianer schwebte in der Lotusposition in der Luft und machte eine kleine schwarze Granate scharf. Bull wartete, Holden und Corin waren neben ihm.
    »Nur um sicher zu sein – wir werfen Granaten in den Bereich, wo sich die Reaktorsteuerung befindet?«, fragte Holden.
    »So ist es«, bestätigte Bull.
    »Was passiert im schlimmsten Fall?«
    »Im schlimmsten Fall verlieren wir, und Ashford vernichtet das Sonnensystem«, sagte Bull. »Die Kontrolle über einen Reaktor zu verlieren, wobei wir alle sterben, ist lediglich das zweitschlimmste Szenario.«
    »Wie gut, wenn man Prioritäten zu setzen weiß«, antwortete Holden.
    Verbinski hob eine Faust, die anderen pressten sich die Hände auf die Ohren. Dann schleuderte Verbinski blitzschnell die schwarze Kassette durch die Lücke zwischen Tür und Wand. Fast sofort ertönte die Detonation. Bull hatte das Gefühl, zum Grund eines Schwimmbeckens zu stürzen. Die Umgebung pulsierte im Takt seines Herzschlags, doch er schob unbeirrt die Joysticks nach vorn. Es dröhnte in seinen Ohren, und er hätte beinahe das Bewusstsein verloren. Als er den Mech durch die Lücke auf das Maschinendeck lenkte, fiel ihm ein, dass er von Glück reden konnte, wenn er nicht während des Kampfs ohnmächtig wurde. Er hatte ein gebrochenes Rückgrat, und seine Lungen waren zur Hälfte mit Dreck gefüllt. Niemand hätte ihm Feigheit vorgeworfen, wenn er sich zurückgehalten hätte. Allerdings scherte er sich nicht um das, was andere Leute über ihn dachten. So etwas war nur Ashford wichtig.
    Der Kampf auf der anderen Seite war kurz. Die Granate hatte in den Reihen der Verteidiger große Schäden angerichtet. Die Hälfte der Soldaten hatte die Waffen fallen gelassen, noch ehe Bulls Leute vollständig vorgerückt waren. Nur Garza hatte ausgehalten und verteidigte den langen Korridor zwischen dem Hauptraum des Maschinendecks und der Kommunikationsanlage, bis Corin vortrat und ihm einen Schuss auf die Nasenwurzel verpasste. Mit einer Pistole hatte sie etwas geschafft, das selbst mit einem Gewehr mit Zielfernrohr ein schwieriger Schuss gewesen wäre. Danach konnten sie ein halbes Dutzend von Ashfords Männern lebend schnappen und mit Plastikriemen an die Handgriffe der Wände fesseln. Keiner von ihnen hatte vorher zu Bulls Leuten gehört.
    Ruiz fanden sie unter einer Werkbank. Sie hatte die Arme um die Knie geschlungen und sich zusammengerollt. Als sie herauskam, war ihre Haut fahl, beinahe grau, und die Hände zitterten. Naomi bewegte sich um sie herum, wechselte zwischen verschiedenen Geräten, Displays und Ausdrucken und überprüfte, was an einer Stelle gemeldet wurde, anhand der Daten einer anderen Ausgabe. Holden segelte hinter ihr her wie der Schweif eines Kinderdrachens.
    »Anamarie«, sagte Bull. »Geht es Ihnen gut?«
    Ruiz nickte.
    »Danke«, entgegnete sie. Ehe sie noch etwas hinzufügen konnte, flog Naomi herbei und hielt sich an einer Schreibtischkante fest.
    »Hat Sam hier gearbeitet?«, fragte sie.
    Ruiz sah sie einen Moment lang verständnislos an, dann nickte sie beinahe schüchtern.
    »Was haben Sie herausgefunden?«, fragte Bull. »Können Sie das Schiff herunterfahren?«
    »Wenn Sie einfach nur den Reaktorkern auswerfen wollen,

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