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Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Titel: Abaddons Tor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Gedanke war, dass sie so müde war wie er selbst.
    »Mister Baca«, sagte Pa.
    »XO. Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
    »Ich habe schon mit Ihnen gerechnet. Waren Sie beim Kapitän?«
    Bull wünschte sich, er könnte sich tatsächlich setzen, wobei es ihm weniger auf körperliche Bequemlichkeit und viel mehr auf die kleine Unterbrechung ihres Gesprächs ankam.
    »Richtig. Er hat sich nicht gefreut, mich zu sehen, und mir Ihren Vorschlag gezeigt, wie ich von meinem Posten entfernt werden könnte.«
    »Das war ein Notfallplan«, erwiderte sie.
    »Ja. Nun zu dieser Idee, wir könnten mit der Behemoth durch den Ring fliegen. Das können wir nicht tun. Sobald wir ernsthaft Schub geben, haben wir zwei Marineflotten im Nacken. Wir wissen nicht einmal, was sich auf der anderen Seite befindet, wenn man mal davon absieht, dass es mächtiger ist als wir.«
    »Wollen Sie, dass eine fremde Zivilisation ihre Vorstellungen über die Menschheit von Jim Holden gewinnt?«
    Das hatte auch Ashford gesagt. Wörtlich sogar. Es war sein bestes Argument gewesen, und nun wusste Bull, woher es stammte. Er hatte die lange Reise in dem Aufzug gebraucht, um seinem durch Schlafmangel betäubten Gehirn das passende Gegenargument zu entlocken.
    »Das wird keine Rolle mehr spielen, weil sie uns die Eier abschießen, ehe wir überhaupt dort ankommen«, sagte er. »Glauben Sie wirklich, Erde und Mars werden es uns abkaufen, wenn wir behaupten, wir wollten einfach nur Sheriff spielen? Da drüben glauben eine ganze Menge Leute nach wie vor, dass wir mit Holden unter einer Decke stecken, was auch immer er vorhat. Und selbst wenn sie es nicht glauben, sie werden keinesfalls untätig herumstehen und uns die Initiative überlassen. Sie können Ihren Arsch darauf verwetten, dass der Befehlshaber der Marsflotte gerade seinen XO fragt, ob eine fremde Zivilisation ihre Vorstellungen von der Menschheit aus einer Begegnung mit Ashford gewinnen sollte.«
    »Das war gut«, sagte Pa. »Das war wirklich gut – Sie haben es einfach umgedreht.«
    »Die inneren Planeten stoßen noch keine Drohungen aus«, fuhr Bull fort, »aber …«
    »Doch, das tun sie. Mars hat gedroht, auf uns zu schießen, wenn wir uns dem Ring bis auf hunderttausend Kilometer nähern.«
    Bull hielt sich die Hand vor den Mund. Er hatte Schwierigkeiten, das Gehörte zu verarbeiten. Die marsianische Marine hatte also bereits ein Ultimatum ausgesprochen. Ashford hatte es nicht einmal erwähnt.
    »Was, zum Teufel, wollen wir dann tun?«
    »Wir bereiten uns darauf vor, in vierdreiviertel Stunden Schub zu geben, Mister Baca«, sagte Pa. »Denn das ist der Befehl, den wir bekommen haben.«
    Die Verbitterung kam nicht nur in ihrer Stimme zum Ausdruck. Sie lag auch in den Augen und im Schwung ihrer Lippen. Mitgefühl und Empörung rangen in Bulls Herz miteinander, zugleich stieg Panik in ihm auf. Er war zu müde für Gespräche wie dieses. Zu müde, um das zu tun, was getan werden musste. Inzwischen waren alle Hemmungen verschwunden, die ihn am Sprechen hätten hindern können. Wenn er nur einen Zyklus lang hätte ausschlafen können, dann hätte er vielleicht einen anderen Weg gefunden, aber dies waren die Karten, die ihm das Schicksal zugeteilt hatte, und nun musste er sie ausspielen.
    »Sie sind nicht seiner Meinung«, sagte Bull. »Hätten Sie entscheiden müssen, dann hätten Sie es nicht getan.«
    Pa nahm einen langen Zug aus dem Trinkbeutel. Das nachgiebige Plastik beulte sich durch den Unterdruck ein. Bull war ziemlich sicher, dass sie nicht des Geschmacks wegen so ausgiebig trank. Schlagartig erwachte in ihm das Bedürfnis, sich einen Whisky zu genehmigen.
    »Es spielt keine Rolle, was ich tun oder nicht tun würde«, erwiderte Pa. »Ich habe nicht das Kommando, also habe ich auch nicht zu entscheiden.«
    »Es sei denn, dem Kapitän stößt etwas zu. Dann wäre es Ihre Aufgabe«, entgegnete Bull.
    Pa schwieg. Die Musik, die wechselnden Lichter, alles wich zurück. Sie befanden sich in einem eigenen kleinen Universum. Pas Finger lösten den Magneten des Trinkbeutels, dann klebte sie ihn neben sich an die Wand.
    »Wir haben noch einige Stunden, bis die Beschleunigungsphase beginnt. Dann folgt die Flugzeit. Die Situation kann sich verändern, aber ich beteilige mich nicht an einer Meuterei«, sagte sie.
    »Das ist vielleicht auch nicht nötig. Möglicherweise hat es nicht einmal etwas mit Ihnen zu tun. Aber wenn Sie mir nicht ausdrücklich befehlen, dass ich nicht …«
    »Ich gebe Ihnen einen

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