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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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sagte Simon müde.
    „Warum legst du dich nicht einfach rein?“, scherzte der Maler.
    „Dann verwisch ich aber deine Kreide!“, antwortete Simon den Scherz aufgreifend und spürte, wie ihm bei dem Gedanken, das Bett könne echt sein, die Augen zufielen. „Ich brauch wirklich bald einen Platz zum Schlafen ...“, sagte er leise.
    Zum ersten Mal blickte der Maler auf, aber sein Gesicht lag im Schatten und Simon konnte es nicht erkennen.
    „Ich beeil mich ja schon. Wenn du mich drängelst, geht’s auch nicht schneller“, murmelte er.
    Während Simon dem Maler weiter beim Malen zuschaute, merkte er, wie ihm der Kopf auf die Brust sank.
    „Ich steh ... gleich ... wieder ... auf ...“, sagte Simon.
    Dann fiel er in das Gemälde des Malers und blieb reglos liegen. Er war eingeschlafen.
    Mit ein paar Kreidestrichen beendete der Maler das alte Bett und warf einen letzten kritischen Blick darauf. Er schaute Simon an, malte rasch ein kleines Kissen und besserte noch ein bisschen am Bettzeug nach. Als er zufrieden war, stand er auf und streckte sich, sodass seine Knochen laut knackten. Dann packte er seine Kreiden in eine Umhängetasche.
    Lächelnd beugte er sich über den schlafenden Simon, hob ihn behutsam auf das alte Bett und deckte ihn zu. Dann ging er zum Herd und legte ein wenig Holz nach. Die Wohnung, die er gemalt hatte, kühlte schnell aus.
    Sie lag im Souterrain.
    Als Simon erwachte, sah er zuerst den Baldachin über sich und den kleinen Nachttisch neben dem Bett, in dem er lag. Er erkannte die Tabakpfeife und das abgegriffene Buch mit den Sonnenrädern auf den aufgeschlagenen Seiten. Daneben Notizblätter. Er nahm den Stapel und blätterte mit dem Daumen durch. Er erschrak. Auch hier auf jedem Blatt ein Sonnenrad, so angeordnet, dass beim schnellen Durchblättern die Fotosequenz wie ein Film vor dem Auge des Betrachters ablief. Ein Daumenkino! Simon wandte rasch den Blick ab. Dann richtete er sich benommen auf.
    Draußen war es dunkel. Nur die Metalllampe, die er angeknipst hatte, leuchtete. Es war kein Traum. Wie lange hatte er geschlafen?
    Aus der Küche erklang das Klimpern von Blechgeschirr.
    Simon erschrak ...
    Ein Mann kam auf ihn zu. Gegen das Licht erkannte Simon nur seine Umrisse. Es war der Mann, der die Wohnung gemalt hatte. Die Wohnung mit dem Bett, in dem Simon jetzt lag. Mit einem Schlag war Simon hellwach.
    „Wo bin ich?“, fragte er.
    Der Mann lächelte leise und stellte einen dampfenden Becher Kakao auf den Nachttisch.
    „Die Frage ist wohl eher, wo du nicht bist!“
    Verwirrt schaute Simon ihn an.
    „Ich muss leider gehen. Fühl dich wie zu Hause“, sagte der Mann. „Du kannst dich überall umschauen, nur nicht in der Kabine mit der Glaswand. Davon lässt du bitte die Finger, klar?“ Der Mann nahm seine Jacke. „Ich leg den Schlüssel draußen hinter den losen Ziegel. Das solltest du auch tun, wenn du gehst!“ Bevor Simon etwas antworten konnte, war der Fremde durch die Haustür in die Nacht verschwunden.
    Simon sprang auf und rannte zur Tür. Er riss sie auf und schaute auf einen Treppenaufgang, der hinauf zum Bürgersteig führte. Draußen herrschte tiefe Nacht. Von dem Mann war keine Spur mehr zu sehen. Wieder erblickte Simon die alten Häuser, die immer noch in den Himmel ragten wie riesige Grabsteine, hinter denen mittlerweile der Mond aufgegangen war. Mit der Hand tastete er nach dem losen Ziegel neben der Tür. Tatsächlich lag dahinter ein Schlüssel.
    Simon trat in die Wohnung zurück.
    Was zum Teufel war nur passiert?
    Das Letzte, woran er sich erinnerte, war, dass er sich zu dem Maler aufs Pflaster gesetzt hatte um sein Bild zu betrachten. Ein Bild! Es war ein Bild gewesen und keine Wohnung! Doch jetzt hockte er hier und es war alles vollkommen real ...
    [ 1309 ]
    Ein Pfiff weckte Edda. Es war die Feststellbremse des Lkws. „Muss ma’ für kleene Mädels“, sagte die runde Truckerin und schwang sich aus dem Führerhaus. Edda sah sie durch die Nacht zur Toilette watscheln. Sie streckte sich. Dann fischte sie das Handy aus der Tasche. Sie hatte einen Anruf verpasst.
    „Linus“, flüsterte sie verwundert und hörte die Nachricht ab. Der Traum, vom dem Linus ihr berichtet hatte, berührte und verwirrte Edda zutiefst. Was war das für ein seltsamer Traum! Warum hatte er sie als Zauberer auf einer Bühne gesehen? Edda fiel sofort der Große Furioso ein und Marie, seine Assistentin. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Sie wollte Linus zurückrufen, doch es meldete

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