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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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ungläubige Augen. Das Klingeln eines Handys unterbrach ihn. Erst der Blick der Polizistin machte Linus klar, dass das Handy in seiner Tasche klingelte. Clints Handy, das er eingesteckt hatte. Linus unterdrückte den Anruf. Das hier war jetzt wichtiger.
    Sie waren Eddas Vorschlag gefolgt und zur Polizeiwache am Checkpoint Charlie gefahren. Zwei Straßenzüge entfernt stellten sie den Wagen ab und stiegen aus. Der Regen hatte kaum nachgelassen. Aber sie hielten es dennoch nicht für eine gute Idee, mit einem Auto bei der Polizei vorzufahren.
    Nun saßen sie vor der Beamtin und spürten, dass sie nicht bereit war, ihnen zu glauben. Hätten wir es selbst geglaubt?, fragte sich Simon, während er Linus reden hörte. Noch vor wenigen Tagen, vor dem Camp, hätte Simon jeden für verrückt erklärt, der ihm eine solche Räuberpistole erzählt hätte. Jetzt aber war er selbst Teil des unfassbaren Geschehens und niemand wollte ihnen glauben. Natürlich nicht.
    „Verdammt noch mal!“, unterbrach Edda plötzlich Linus’ Erklärungen. „Dann kommen Sie doch mit in die Wohnung!“
    Edda konnte die Tränen der Wut nicht länger zurückhalten. „Wir haben uns das doch nicht aus den Fingern gesogen!“, schimpfte sie. „Linus sucht seit einem Jahr seine Eltern. Simons Vater sitzt unschuldig im Knast. Meine Großmutter ist gerade spurlos verschwunden und ich dachte, ich finde sie hier wieder, in ihrer alten Wohnung. Aber stattdessen habe ich die beiden hier getroffen. Und dann ist dieser Söldner aufgetaucht und wollte uns umbringen!“ Erschöpft hielt sie inne. Sah sich um. Alle Augen im Raum hatten sich auf sie gerichtet. Dann redete sie weiter in die staunende Stille hinein, die nach ihrer Wutrede entstanden war. „Wenn Sie wirklich ein Freund und Helfer sind, dann kommen Sie mit in die Wohnung.“
    Beeindruckt schaute die Beamtin Edda an. Und die beiden Jungen, die dem Gesagten nichts, aber auch gar nichts mehr hinzuzufügen hatten.
    Die Polizistin setzte wortlos ihre Dienstmütze auf und rief nach ihrem Kollegen. Dann gab sie den Jugendlichen einen Wink, dass sie ihr folgen sollten, und ging voran.
    „Na, kiek ma’ eener an ...“, sagte jemand plötzlich. „Wieda ´ne Runde schwarz jefahrn?“
    Vor dem Reviereingang standen die Polizisten, die Edda, Simon und Linus beim vermeintlichen Schwarzfahren in der U-Bahn erwischt hatten. Die Beamtin wunderte sich, dass die Kollegen die drei kannten, und erfuhr, dass es sich bei den drei Jugendlichen offenbar um große Witzbolde handelte.
    „Prima Jeschichten ham die auf’m Kasten.“
    Amüsiert verschwanden die Beamten in das Gebäude mit der Nummer 219. Unschlüssig standen die Beamtin und ihr junger Kollege da.
    Edda, Simon und Linus hatten sich bereits abgewandt und sich resigniert auf den Weg zur nahen U-Bahn gemacht.
    „He!“
    Edda und Simon drehten sich um. Die Beamtin winkte sie zurück.
    Wenig später hielt der Streifenwagen vor Maries Wohnung.
    „Die Wohnung im Souterrain“, sagte Edda.
    Der Kollege der Beamtin stieg aus. Sie folgte ihm – nicht ohne den Jugendlichen zu bedeuten, dass sie im Wagen bleiben sollten. Gebannt schauten Linus, Simon und Edda den Polizisten hinterher. Simon hatte noch erklärt, wo der Schlüssel versteckt war, aber die Beamten brauchten diesen Tipp gar nicht. Die Wohnungstür stand offen.
    Die drei starrten zu der Kellertreppe, sodass ihnen die Gestalt nicht auffiel, die sich im Schatten der gegenüberliegenden Häuser davonschlich. Kurze Zeit später erschien die Beamtin auf der Treppe und winkte das Trio zu sich.
    Die Wohnung war leer. Sie war aufgeräumt. Keine Spur von Clint. Keine Spur von den merkwürdigen Apparaten, von denen die Jugendlichen der Beamtin berichtet hatten. Sie war sauer. Sie hätte wohl besser auf die Kollegen gehört.
    „Es gibt eine Straftat, die nennt sich Irreführung der Behörden“, sagte die Frau in scharfem Ton. „Noch ein dritter solcher Vorfall und ihr seid dran. Ist das klar?!“
    Die drei schwiegen betreten.
    „Aber ...“, versuchte es Linus.
    „Ob das klar ist?!“, herrschte ihn die Polizistin an. Sie schaute von einem zum anderen. Und alle drei nickten resigniert. Es hatte keinen Zweck. Niemand würde ihnen glauben. Nachdem die beiden Beamten in der Zentrale hatten überprüfen lassen, dass Eddas Großmutter tatsächlich als rechtmäßige Besitzerin der Wohnung eingetragen war, fuhren sie ohne ein weiteres Wort davon. Edda und Linus wollten auch nichts wie weg, doch Simon huschte noch

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