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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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Polizei sie auf dem Kieker hatte.
    „Thorben ...?“, fragte Simon und schüttelte schon gleich selbst den Kopf. Das hieße, ihn in die Sache mit reinzuziehen. Edda huschte plötzlich in den Regen hinaus und kam mit einer Kippe zurück, die sie sich von einem eiligen Passanten erschnorrt hatte. Aber nach zwei, drei Zügen warf sie die Zigarette wieder aus dem Fenster.
    „Hilft auch nix.“
    Ihr ganzes Leben war über den Haufen geworfen und mit ihm alles, woran sie je geglaubt hatten. Simon lachte plötzlich auf. Die anderen sahen ihn an.
    „War doch ziemlich cool, wie wir den Typen fertiggemacht haben.“
    Edda lächelte, auch wenn die Stelle über dem Auge schmerzte, die der Söldner mit seinem Schlag getroffen hatte.
    „Wo der jetzt wohl ist?“
    „Ob er noch der kleine Junge ist?“
    Linus schüttelte den Kopf. Er hatte kein Mitgefühl mit diesem Mann und befürchtete, dass sie ihn nicht wirklich losgeworden waren. Was, wenn der Söldner bereits wieder ihre Spur aufgenommen hatte?
    „Wir hätten ihn fesseln sollen“, sagte Linus finster. Aber er wusste, dass er nicht den Mut gehabt hätte, das zu tun.
    Mit einem Schlag war es kalt im Wagen geworden und sie rückten näher zusammen. Das Handy von Clint klingelte. Linus zog es aus der Tasche, schaute auf das Display. »Zentrale« stand da. Linus nahm den Anruf nicht an. Dann ließ er das Handy die Nummer der »Zentrale« anzeigen und er begriff, dass das hier anders funktionierte als andere Handys. Edda und Simon verfolgten erstaunt, wie Linus plötzlich das Jagdfieber ergriff. Linus schloss das Handy des Söldners an seinen Laptop an.
    „Sehr gut“, sagte Linus erfreut. Die beiden anderen verstanden nur Bahnhof, während er weiterhackte.
    „ gene-sys kommuniziert mit den eigenen Leuten über verschlüsselte IP-Kommunikation“, erklärte Linus. „Das Mobilfunknetz fungiert dabei nur als Internet-Provider. Nennt sich Voice-Over-IP.“
    „So was wie Skype?“, fragte Edda.
    Linus strahlte sie an. „Genau so. Die Daten sind bei der Übertragung verschlüsselt, also abhörsicher.“
    „Was suchst du dann?“, fragte Simon.
    „Die Software hat eine Logdatei. Damit werden die Gespräche mit Uhrzeit und IP-Nummer des Gesprächpartners gespeichert.“ Linus durchsuchte die Files, die die Verbindungen aufzeigten. Schließlich fand er die IP-Nummer, die er gesucht hatte.
    „Und jetzt?“, fragte Simon immer noch ratlos.
    Linus hob den Finger, um Simon zu bedeuten, er möge sich ein wenig in Geduld üben. Mit seinem eigenen Handy rief er noch einmal Tarik an. Er nannte ihm die IP-Nummer und wollte den Standort des Anschlusses wissen. Und Tarik, auf den wie immer Verlass war, versprach ihm, sich sofort darum zu kümmern.
    Als er aufgelegt hatte, schauten Edda und Simon Linus fragend an.
    „Tarik kann jetzt die Nummer über verschiedene Proxys anpingen, die Laufzeiten messen und ...“
    „Linus“, unterbrach Edda und sah ihn tadelnd an.
    Linus begriff, dass er nicht die ganze Zeit mit Fachausdrücken um sich werfen sollte.
    „Jetzt kriegen wir raus, von wo der Söldner angerufen wurde.“
    [ 1344 ]
    Sie hatte sich Verstärkung geholt. Die Frau in der Einsatzzentrale der  gene-sys hatte die Campleiterin über den seltsamen Vorgang mit den Jugendlichen informiert. Jetzt saßen sie gemeinsam vor dem Bildschirm und sahen, dass die Kritische Masse wieder in der Nähe der Wohnung angekommen war.
    „Was treibt Clint da?“, fragte die Einsatzleiterin und steckte sich eine Zigarette an. „Er hatte mir doch eben noch bestätigt, dass der Auftrag erfüllt war. ‚Positiv’ hatte er gesagt. Verdammte Scheiße!“
    Die Campleiterin nahm noch einmal den Telefonhörer in die Hand.
    „Kannst du vergessen. Er geht nicht ran.“
    [ 1345 ]
    „52°29’50.76’’ N, 13°14’27.62’’ E“, gab Tarik an Linus durch. Und dass er auf sich aufpassen solle. Letzteres überhörte Linus. Er konnte es kaum erwarten, herauszufinden, wo der Anrufer von Clint saß. Linus gab die Koordinaten bei Google Earth ein.
    Auf dem Bildschirm erschien ein Ort, den die drei nur zu gut kannten:
Der Teufelsberg! Die ehemalige Abhörstation ...
    Ungläubig starrten sie auf die Anzeige.
    Sie blickten sich an.
    Ohne dass es einer aussprechen musste, waren sie sich einig, dass sie keine Lust hatten, von nun an ihr Leben lang nur noch wegzulaufen. Vor dem Söldner, vor gene-sys .
    „Also Attacke?“, fragte Linus.
    „Ja!“, sagte Edda. Attacke gefiel ihr.
    „Attacke!“, sagte auch Simon.

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