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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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„Machen wir, womit gene-sys niemals rechnen würde!“
    [ 1346 ]
    „Sie kommen näher!“
    Die Campleiterin wandte sich abrupt zu dem überdimensionalen Stadtplan um. Sie folgte dem Fingerzeig der Einsatzleiterin zu der blinkenden Anzeige, die sich über die Bismarckstraße dem Grunewald näherte.
    „Die kommen hierher“, sagte die Campleiterin. „Clint bringt die Kinder hierher.“
    „Was soll der Scheiß?“, fluchte die Frau hinter dem Pult. „Das muss ich doch melden!“
    Sie sah fragend die Campleiterin an.
    „Ja. Das müssen wir wohl melden“, erwiderte sie tonlos.
    [ 1347 ]
    Linus bog in die Teufelsseechaussee ein. Die alten Wischer quietschten über die Scheibe und je näher die drei ihrem Ziel kamen, desto stiller wurden sie. Was erwartete sie dort? Würde sich dort das Rätsel lösen, warum man sie verfolgte? Warum man den Söldner geschickt hatte, sie zu töten?
    Der Wagen fuhr über die schnurgerade Straße. Sie erkannten die Landschaft wieder. Linus hielt an. Sie schauten sich um. Keiner sagte etwas, aber jeder von ihnen dachte das Gleiche. Die Erinnerung an ein anderes Leben. Daran, wie sie sich dort in der Sonne zum ersten Mal begegnet waren. Vor Kurzem erst.
    Linus setzte zurück und suchte nach einem Feldweg, um näher zum Teufelsberg zu gelangen. Schließlich wendete er den Opel und parkte ihn am Straßenrand. In Fluchtrichtung. War besser so. Man wusste ja nie. Die drei sahen sich an und kamen durch ein kurzes Nicken überein, dass sie es jetzt wagen würden, dem Feind entgegenzutreten. Sie kannten den Fußweg zu der Abhörstation auf dem Teufelsberg. Sie waren ihn gegangen, als es darum ging, Thorben vor dem Selbstmord zu retten. Jetzt beschritten sie ihn ein zweites Mal und dieses Mal ging es darum, sich selbst zu retten.
    Nach wenigen Minuten sahen sie durch die Regenwand hindurch im Sturm die weißen Planen der gerüstartigen Türme der ehemaligen Abhörstation flattern. Wie geschundene Geister schienen sie sich verzweifelt an die Gerüststangen zu klammern, um nicht in die Hölle gerissen zu werden. Simon empfand das so. Es erinnerte ihn an ein Computerspiel, das er mal mit David gespielt hatte. Für einen Moment glaubte er, das Lachen seines Bruders zu hören, der über die Geister in dem Spiel gelacht hatte. Weil er wusste, dass Geister ganz anders aussahen. Behauptete er zumindest. Aber Simon glaubte ihm mal wieder nicht. Wie er all die Dinge nicht glauben konnte, die David erzählt hatte und die nicht der Realität entsprachen. Nicht Simons Realität entsprachen. Jetzt, auf dem Weg zum Teufelsberg, bedauerte Simon, dass er die „Geheimnisse“, die David ihm anvertraut hatte, nicht ernst genommen hatte. Inzwischen war ihm klar, dass so manches, was er bislang für unmöglich, für undenkbar erachtet hatte, in sein Leben eingebrochen war. Alles war möglich.
    Simon wunderte sich, wie er solche Gedanken wälzen konnte, auf einem so gefährlichen Weg.
    „Da“, sagte Linus und blieb stehen. Sie hatten den Teufelsberg erreicht.
    [ 1348 ]
    Stumm schaute die ältere Frau auf den Monitor. Man hatte sie alarmiert und sie war sofort gekommen. Die beiden Mitarbeiterinnen warteten, was sie sagen würde. Mit ihrer kerzengeraden Haltung strahlte die ältere Frau unangefochtene Autorität aus.
    Sie betrachtete die Bilder, die die Überwachungskameras in die Zentrale übertrugen. Erkannte die Jugendlichen, die keine 100 Meter entfernt von ihr waren.
    „Sie sind ohne Clint gekommen?“, fragte sie ruhig.
    „Ich weiß nicht, was da passiert ist“, sagte die Einsatzleiterin nervös. „Clint meldet sich nicht mehr.“
    Die ältere Frau registrierte es nur. Nichts an ihrer Mimik verriet eine Emotion. Sie wandte sich von dem Bildschirm ab.
    „Sie werden nicht locker lassen, bis sie uns gefunden haben“, sagte sie ruhig. „Bereiten wir ihnen einen gebührenden Empfang.“
    [ 1349 ]
    Dumpf flatterten die Stofffetzen, die von den Kugelantennen herabhingen, im Wind. Es klang, als erhebe sich ein Schwarm weißer Vögel in die Nacht. Edda schaute hinauf. War da eine Kamera? Sie lief den beiden Jungen hinterher, die schon ein Stück weit voraus waren.
    Linus führte die Freunde zu dem Kellereingang, durch den er den Discjockey aus dem Gebäude hatte kommen sehen. Über die eiserne Treppe gelangten sie an ein Gitter. Ein Vorhängeschloss sicherte den Eingang. Linus kramte seinen Dietrichbund hervor. Er machte sich an die Arbeit. Probierte einen, schaffte es nicht, versuchte es mit einem

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