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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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heraus vernehmen. „Wenn ... wenn mich jetzt ...“ Mit diesen Worten, die offensichtlich eine Drohung sein sollten, kam sie aus dem Zelt heraus und baute sich vor Linus auf. Sie sah ihn ernst an. „Wenn mich jetzt die Mücken zerstechen ... ich bin algerisch ...“
    Die beiden Jungs starrten sie an.
    „Edda, das heißt ‚allergisch‘“, sagte Linus.
    „Ach ...“, sagte Edda mit gespieltem Erstaunen, drehte sich um und ging davon. In Richtung Küchenzelt. Sie konnte sich vorstellen, wie dämlich die beiden Jungs ihr jetzt nachschauten. Sie lächelte. Irgendwie gefiel es ihr, dass die beiden sie unterschätzten. Irgendwie gefielen ihr aber auch die beiden ...
    [ 1129 ]
    Sie waren verloren.
    Edda und Simon hatten keine Orientierung hier unten. Und sie hatten keine Ahnung von der nahen Gefahr. Beobachtet von Sensoren, die bereit waren, ihr Signal zu senden, sobald sich die beiden in irgendeine Richtung bewegten. Verfolgt von sieben Männern, die sich aus sieben verschiedenen Richtungen näherten wie eine Schlinge, die sich langsam zuzog.
    „Nach links“, sagte Edda.
    „Rechts“, sagte Simon. „Da war eben ein Licht.“
    „Wo?“
    „Na, da!“
    „Seh nix.“
    „Jetzt isses ja auch weg.“
    „Also ...“, sagte Edda und sah sich bestätigt, nach links gehen zu müssen. Mädchen!, dachte Simon. Und wenn er es so gesagt hätte, wie er es dachte, wäre ihm aufgefallen, dass es gar nicht so abschätzig klang wie sonst. Woran das liegen mochte, darüber würde sich Simon bestimmt keine Gedanken machen. Er ahnte viel zu gut, dass es mit diesem Mädchen vor ihm zusammenhing, das jetzt nach rechts losstapfte.
    „Wolltest du nicht nach links?“, fragte Simon.
    „Is’ doch ...“, sagte Edda, blieb stehen und bemerkte, dass es nicht links war. Sie schaute auf ihre Hände, pegelte ihr Rechts-links-Gefühl neu ein und marschierte los. Nach links. Simon folgte Edda. Und gerade, als er über ihre undemokratische Entscheidungsfindung klagen wollte, blieb sie stehen und hielt ihn auf. Sie legte den Finger auf ihre Lippen. Da hörte auch Simon die Schritte, die sich näherten.
    „Haben die uns gefunden?“, fragte Edda.
    Simon zuckte die Achseln. Edda überlegte. Sie zog sich in eine Nische zurück und kramte in ihrer kleinen, glitzernden Umhängetasche, ohne die sie zu nichts und niemandem je aufgebrochen wäre. Simon folgte ihr. Die Schritte kamen immer näher. Licht erfasste den Menschen, zu dem sie gehörten, und warf einen riesigen Schatten auf die Wand neben Simon. Was war das für ein Monster? Edda kramte immer hektischer. Die beiden Jugendlichen sackten synchron an der Wand hinab. Wie Rotz auf einer blanken Scheibe, dachte Simon. Die Schritte waren jetzt bei ihnen. Nur noch ein Schritt um die Ecke ... Pfffffff ...
    Ein Aufschrei. Linus hielt sich die Augen. Edda hatte ihm ins Gesicht gesprüht. Offenbar hatte sie doch noch in ihrer Tasche gefunden, wonach sie gesucht hatte.
    „Scheiße, Linus ...“ Edda stammelte eine Entschuldigung.
    Linus stöhnte. „Was war das? Pfefferspray?“
    „Ja ...“
    „Der riecht so ...?“, fragte Simon und Edda schaute nun unsicher auf das Etikett ihrer Sprühflasche. „Oh, Shit! Ich hab das Parfüm erwischt.“
    „Na toll“, sagte Linus. „Jetzt bin ich blind und riech dafür auch noch schwul.“
    „He! Das war keine Absicht! Klar?!“
    „Ach nee? Zufall oder was?“
    „Nein, aber du warst nicht gemeint! Hättest ja was sagen können.“
    „Und was?“
    „Dass du das bist. Das Zeug is’ scheißteuer!“
    „Ich hätte sagen sollen, dass ich es bin? Hatte doch keine Ahnung, dass ihr hier seid. Wieso überhaupt?“
    „Das können wir später klären.“ Simon übernahm kurzerhand das Kommando und erklärte Linus knapp, was inzwischen passiert war. Er berichtete von den sieben Männern. Von deren Waffen. Es war zu erwarten, dass man sie auch hier weiterverfolgte. Und sie hatten keine Ahnung, warum. Deshalb waren sie in die Unterwelt geflohen.
    Linus nickte nur. Er wusste, warum die Männer gekommen waren. Für ihn war es vollkommen klar, dass sie hinter ihm her waren. Weil er hinter das Geheimnis seiner Eltern kommen wollte.
    „Hast du denn etwas gefunden?“, fragte Edda.
    „Ich glaube schon“, sagte Linus und entdeckte weit hinten im Tunnel ein Licht. Er nahm sein Nachtsichtfernglas und im grünlichen Schimmer des Fokus tauchte eine Gestalt auf, die ein leuchtendes Gerät vor sich hielt, dem sie offensichtlich folgte.
    „Ist das einer von denen?“,

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