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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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flüsterte Linus und reichte das Fernglas an Simon weiter.
    Der schaute hindurch. „Scheiße, ja. Sieht ganz so aus. Aber warum nur einer?“
    „Sie werden von verschiedenen Seiten kommen. Wie oben schon“, sagte Edda und Linus nickte zustimmend. „Und wenn er irgendeiner Anzeige auf seinem Handy oder was auch immer folgt, haben die uns geortet.“
    „Dann sind wir verloren?“
    Einen Moment war Stille. Linus schaute auf seinen Plan und auf die Uhr.
    „Kommt!“, sagte er und winkte die beiden mit sich. An einem der Gleise legte er sein Ohr auf den eisernen Strang.
    „Was soll das, Winnetou?“, fragte Edda ungeduldig und ängstlich zugleich. „Die sind sicher gleich da.“
    „Die S1 ist schneller“, sagte Linus nur. „Wenn sie pünktlich ist. Los, kommt ...“ Er eilte voraus und die beiden folgten ihm. Was sollten sie auch sonst tun? Plötzlich blieb Linus stehen und schaute auf. Über ihm an der Wand war eine Signalleuchte angebracht.
    „Räuberleiter!“, sagte er. Er stellte sich in Position und verschränkte die Hände. „Na, los. Edda. Du bist die Leichteste ...“
    „Was denn?“
    „Hoch und das Signal verdecken“, sagte Simon, der sofort verstanden hatte, was Linus vorhatte. Das Rattern der S-Bahn drang schon dumpf aus dem Tunnel. Er zog seine Jacke aus und gab sie Edda. Die schnappte sie sich und war ruckzuck auf Linus’ Hände und auf seine Schultern geklettert, um das Signal zu erreichen. Mit den Händen erreichte sie es nicht ganz, aber sie schwang geschickt Simons Jacke hinauf. Das Signal, das »Freie Fahrt« anzeigte, war nun nicht mehr zu sehen. Die drei hatten sich so auf diese Arbeit konzentriert, dass sie erst jetzt erkannten, wie sich schwache Lichter aus zwei anderen Tunneln näherten.
    „Wenn ich an irgendwas glauben würde, würd ich jetzt beten“, sagte Edda.
    Die Verfolger näherten sich. Hielten kurz inne. Sie hatten die Jugendlichen entdeckt. Die S1 donnerte heran. Kam aus der Biegung zur Friedrichstraße herauf und bremste abrupt. Der Fahrer hatte erkannt, dass das Signal nicht aufleuchtete. Die Bremsen blockierten die eisernen Räder. Funken stoben wie beim Abstich am Hochofen. Ein grelles Kreischen erfüllte die Tunnel. Erreichte die gene-sys -Männer und verwirrte sie. Kurz darauf stand die S-Bahn.
    Edda hatte die Jacke wieder vom Signal entfernt und die drei schlichen in der Deckung der Waggons weiter. Ihre Rechnung war aufgegangen. Der Fahrer gab über Funk seine Position in die Zentrale durch und wartete auf die Freigabe zur Weiterfahrt.
    [ 1130 ]
    „Scheiße. Das ist kein Zufall!“, fluchte Clint in sein Handy.
    Die sieben hatten sich untereinander verständigt und eilten heran. Im Schutz der Dunkelheit hatten sie begonnen, die Waggons von hinten nach vorne abzugehen. Diese verdammten Kids hatten sich einen Trick einfallen lassen. Was auch immer sie damit bezweckten, sie waren ohne Chance. Davon waren die Männer überzeugt. Sie hatten noch nicht sämtliche Waggons abgelaufen, da erhielt der Fahrer das Signal zur Weiterfahrt und die Bahn setzte sich wieder in Bewegung. Nirgendwo war eine Tür aufgegangen. Also hatten die drei nicht in den Zug einsteigen können.
    „Gleich haben wir sie“, triumphierte einer der Männer. Über Handy kam die Bestätigung aus der Zentrale, dass die Kritische Masse direkt vor ihnen sein musste.
    [ 1131 ]
    Die hagere Frau in der Zentrale sah ganz deutlich die Anzeige auf dem Display.
    „Vor Ihnen. Auf den Gleisen!“, sagte sie und zog an ihrer Zigarette. Das, was sie auf dem Monitor sah, war unmissverständlich und dennoch ... irgendetwas sagte ihr, dass in diesem Tunnel die Dinge ziemlich aus dem Ruder liefen. Schon kam die bellende Rückmeldung.
    „Niemand auf den Gleisen! Was erzählen Sie für eine Scheiße?“ Es war Clints Stimme.
    „Aber ... sie bewegen sich über das Gleis. Richtung Süden!“ Die Frau verfolgte, wie sich das Signal, das den Aufenthaltsort der drei Jugendlichen anzeigte, von der ursprünglichen Position im Tunnel schnell entfernte.
    „Die S-Bahn. Sie sind in der S-Bahn!“
    „Schwachsinn! Unmöglich! Wir hatten alle Türen im Blick!“
    Die Männer blickten den roten Rücklichtern der S1 nach, die kurz darauf im Tunnel verschwanden. Clint drehte sich zu den anderen um. „Nicht in, auf der S-Bahn sind sie.“
    Er spürte, wie seine Wut verflog. Niemand hätte verstanden, warum sich gerade jetzt, da seine Beute erneut entkommen war, ein wohliges Gefühl in ihm ausbreitete. Er aber wusste, warum. An

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