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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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erreicht.
    Clint wählte eine Handynummer. Etwas weiter weg im Wohnwagen der Campleiterin bewegte sich das Handy. Sie hatte es auf Vibration eingestellt, da sie den Anruf erwartete. Jetzt nahm sie ihren Hörschutz ab und meldete sich mit einem knappen „Ja!“
    „Routine-Check. Die Aktion läuft an“, sagte Clint.
    „Okay“, sagte die Campleiterin. Sie schaute auf ihren Wecker. 00:00.
    „Pünktlich wie die Maurer“, sagte sie und stoppte auf dem Laptop die stumme Audiodatei.
    Die Männer mit den Messinstrumenten traten an die ersten Zelte und schauten auf die digitale Anzeige. Da waren die pulsierenden Kreise zu sehen. Fünf Kreise. Sechs ... Alles harmlos. Routine eben. Keine Minute später jedoch, nachdem sie Zelt fünf ins Visier genommen hatten, war die Welt für die gene-sys -Mitarbeiter nicht mehr dieselbe.
    [ 1139 ]
    Kaum zwanzig Minuten später befand sich Clint in der Einsatzzentrale und der Computer der Einsatzleiterin wertete gerade die Ergebnisse der drei Messgeräte aus.
    „War es wirklich Level 17?“, fragte sie ungläubig, während sie auf die Verifizierung warteten. Clint musste sich beherrschen. „Es waren 17 Ringe; auf allen Geräten!“
    „Das hatten wir aber noch nie.“
    „Was nicht heißt, dass es das nicht gibt.“
    „Alle Berechnungen gehen nur bis Level 15!“
    „Ist es Ihre Aufgabe, sich darüber Gedanken zu machen?“ Clint hatte jetzt einen Ton drauf, der jeden eingeschüchtert hätte. Er ging.
    „Ich kümmere mich“, sagte die Frau nur. Aber das hörte Clint nicht mehr. Der Computer spuckte das Ergebnis aus. Die Messgeräte hatten korrekt gemessen. 17!
    [ 1140 ]
    Fassungslos hockte die Campleiterin in ihrem Wohnwagen, das Handy am Ohr.
    „Haben Sie nicht gehört?“, klang ungeduldig die weibliche Stimme aus der Zentrale an ihr Ohr.
    „Ja ... Doch ja, ich hab es gehört. Aber wie kann das sein? Level 17 ... Da sind nur zwei Jungs in dem Zelt.“
    Es kam keine Antwort.
    „Sie hatten doch gesagt ...“
    „Ich weiß, was ich gesagt hab“, blaffte die Frau aus der Zentrale. „Aber ich bekomme über Satellit nur Daten vom Lager allgemein. Ich kann hier nur den Durchschnitt errechnen. Ohne Zelt fünf läge der wohl nicht bei sieben, sondern bei fünf oder höchstens sechs.“
    „Wir müssen unbedingt die nötige Frequenzdosis berechnen. Es gibt da keine Erfahrungswerte für Level 17 ...“ Die Campleiterin klang besorgt.
    „Ja. Ich muss es melden. Ruf Sie dann zurück.“
    „Und der Cleaner?“
    „Ist auf dem Weg. Und Sie behalten die zwei Kinder aus Zelt fünf im Blick. Er wird die DNA brauchen.“
    „Mein Gott, ja. Das weiß ich!“, sagte die Campleiterin ärgerlich und legte auf. Sie hatte die zwei Plastikbeutel längst aus dem Register herausgesucht. Darauf befanden sich die Strichcodes und die Namen von Simon und Linus. In dem einen Beutel war ein gekautes Kaugummi von Simon. Der andere Beutel mit Linus’ Namen war noch leer.
    [ 1141 ]
    Die Frau in der Zentrale griff zu einem anderen Telefon. Es war rot und hatte keine Wählscheibe. Sie zögerte kurz, atmete durch, nahm den Hörer auf und wartete. Es dauerte. Mit jeder Sekunde wurde sie nervöser. Und klackte wieder hektisch mit ihrem Kuli.
    Sie wusste, wie es in früheren Zeiten den Überbringern schlechter Nachrichten ergangen war. Und das hier war eine richtig schlechte Nachricht.
    Schließlich hörte sie ein Klicken am anderen Ende der Leitung.
    „Code?“, fragte die Computerstimme.
    „251945“, sagte die Frau. Und hörte, wie jemand abnahm. Und wartete. Die Frau räusperte sich.
    „Wir haben ein unerwartetes Problem. Level 17.“
    [ 1142 ]
    Die Campleiterin saß immer noch reglos in ihrem Wohnwagen und betrachtete auf ihrem Computer den Plan des Camps. Zelt fünf. Das von Linus und Simon. Sie konnte sich das nicht vorstellen. Das war doch unmöglich. Sie hatte die beiden Jungen erlebt. Und sie hatte ihre Erfahrungen. Sieben, vielleicht acht wäre als Level denkbar gewesen, bei den beiden. Aber 17 ...?
    Sie zog eine Jacke über, nahm eine handliche Wärmekamera aus einem der beiden Staufächer und verließ den Wohnwagen. Alles war ruhig. Sie schlich zwischen den Zelten hindurch. Schließlich stand sie vor dem Zelt mit der Nummer fünf.
    Drinnen im Zelt hatte Linus vor wenigen Augenblicken mit dem Rand des Lichtkegels seiner Taschenlampe Eddas hübsche, gerade Nase gekitzelt. Er hatte die Lampe eben ausgeknipst und wollte wieder einschlafen, als er erneut Schritte hörte. Diesmal sagte er nichts. Er

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