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ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

Titel: ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jeltsch
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folgend. Und dann – durch die vor- und zurückpendelnde Tür zum Schockraum – erkannte Linus erleichtert ein vertrautes Gesicht. Ein alter deformierter Kopf mit traurigen Augen.
    Olsen.
    Die Falten auf seiner Stirn drängten wie Wellen streng zur Nasenwurzel, um nicht wie das dumme Abbild eines heulenden Clowns zu erscheinen. Dennoch sah Linus, wie sich Olsen Tränen aus dem Gesicht wischte; mit blutiger Hand.
    [3105]
    Bewusstlos lag Marie vor ihnen auf dem Krankenbett. Der Schiffsarzt hatte keine Diagnose, außer Erschöpfung, stellen können. Aber ihr Gesicht war eingefallen, die Ringe unter den Augen tief, die Haut fahl und stumpf wie altes Pergament. Es schien, als sei die Behandlung durch gene-sys , die Flucht und die Seefahrt einfach zu viel für sie gewesen. Während der gesamten Fahrt hatte sie kaum gesprochen, und jetzt brauchte man kein Arzt mehr zu sein, um zu erkennen, wie schlecht es ihr ging. Seit einigen Stunden hatte sie das Bewusstsein verloren.
    „Man muss doch irgendwas tun können!“, fuhr Edda Schifter an, der mit ihr und Simon im Raum war. „Irgendwas, das hilft“, schimpfte sie.
    Sie wollte den Gedanken nicht akzeptieren, dass sie all die Schwierigkeiten auf sich genommen hatten, all die Gefahren ... dass sie vielleicht sogar Linus verloren hatten, um Marie zu retten. Und nun starb sie hier einfach auf diesem rostigen Kahn? Niemals!
    „Sie ist sehr alt“, sagte Schifter.
    „Sie ist jünger als mancher von uns“, schimpfte Edda laut und trotzig. „Nur ihr Körper ist alt.“ Sie wusste, dass sie sich im Ton vergriffen hatte, und schwieg. Kurz warf sie einen Blick auf Simon, wandte sich wieder zu Marie und strich ihr eine Strähne aus der Stirn.
    „Vielleicht ...“, durchbrach Schifter die Stille, „vielleicht kann doch jemand etwas für deine Großmutter tun.“
    Er verschwand. Edda und Simon verharrten in ihrem Schweigen, wie pubertierende Kinder in ihrer ersten Tanzstunde.
    „Was ist los – mit uns?“, fragte Simon schließlich. Edda wirkte, als hätte sie ihn nicht gehört, dann drehte sie sich um und sah ihn an. In diesem Moment öffnete sich die Metalltür zu der Krankenstation und ein junger Mann betrat den Raum. Simon taxierte ihn. Der Mann war vielleicht zwanzig und er war Simon auf Anhieb unsympathisch. Zum einen, weil er ihn bis auf ein knappes Nicken kaum beachtete und sich sofort nur mit den beiden Frauen im Raum beschäftigte. Zum anderen, weil er so viel Ruhe und Souveränität ausstrahlte, wie sie Simon in dieser Situation selbst gern gehabt hätte.
    „Ich bin Gopal“, sagte er. „Ich würde gern versuchen, Marie zu helfen“, fuhr er fort, nachdem er einen Blick auf Eddas Großmutter geworfen und eine Weile seine Hände an ihre Schläfen gelegt hatte.
    „Mit Handauflegen?“, fragte Simon provozierend. „Immer wenn ihr uns helfen wolltet, ist alles nur noch schlimmer geworden.“
    Die Worte klangen schärfer, als er es gewollt hatte, aber anstatt sich zu bremsen, ließ er sich vom Teufel reiten und fuhr fort. „Ihr alle labert ständig von großen Plänen ... Kritische Masse! Scheiße! Ihr könnt uns ja nicht mal schützen. Und ihr habt keine Ahnung, was mit Linus passiert ist!“
    „Weil wir momentan keinen Kontakt nach Berlin haben“, sagte Gopal ruhig. „Die Verbindung ist direkt nach eurer Flucht abgebrochen. Selbst Bixby hat sich nicht gemeldet.“
    „Das hat Schifter uns auch schon gesagt!“
    „Jetzt hat die Situation hier Priorität“, sagte Gopal ruhig, wandte sich zu Marie und noch einmal zurück zu Simon. „Eure Aktion wäre ohne unsere Hilfe mit Sicherheit noch schlimmer ausgegangen. Man kann wirklich nicht gerade von einer organisatorischen Meisterleistung sprechen.“
    Mit einem Mal kam Simon sich vor wie ein Idiot, was ihn noch wütender machte. Dies war eben seine Art, mit der Erschöpfung und der Hoffnungslosigkeit umzugehen, die ihn und Edda nach der Flucht überfallen hatte, dachte er. Sollte sich dieser arrogante Typ doch ins Knie ficken.
    Schifter hatte den Raum betreten und verhinderte, dass Simon antwortete. Gopal kümmerte sich wieder um Marie.
    „Die Daten, die wir vom Teufelsberg haben, reichen nur bis Weihnachten“, sagte Schifter, der die Auseinandersetzung mitbekommen hatte. „Seitdem haben wir keinen Kontakt mehr zu unseren Überwachungstools für gene-sys . Hat vielleicht damit zu tun, dass Greta alles hat sperren lassen. Bis dahin haben wir fast zu jedem Zeitpunkt gewusst, was dort vor sich ging.“
    Ungläubig

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