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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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und die Orgelmusik, doch die Emotion, die er im Inneren des Instrumentes erlebt hatte, wollte sich nicht mehr einstellen. Linus fragte sich, warum das so war. Doch nur kurz. Warum sich Gedanken machen? Außerdem war ihm Timber entwischt. Linus schaute sich um, rief nach ihm.
    „Suchst du den hier?“, fragte da jemand und kam mit Timber auf dem Arm näher.
    Judith.
    Linus lächelte, nickte. „Hi!“
    Judith ließ Timber hinunter, trat mit einem verführerischen Hüftschwung vor Linus und küsste ihn auf den Mund, als sei sie seine Geliebte.
    „Nur ‚hi’?“
    Judiths Zunge fand schnell ihr Ziel, aber sie spürte, dass sie Linus damit nicht mehr in die Defensive bringen konnte. Judith löste sich von ihm. Sah ihn an.
    „Sprit im Kopp, gib’s zu!“ Sie versuchte, ihre coole Fassade wiederherzustellen. Sie lachte. „Auch gut“, sagte sie. „Betrunkene Kerle sind Teufel im Bett!“
    Linus ließ es zu, dass Judith ihn mit sich zog, und folgte ihr die Stufen hinunter zum Eingang des Jugendtreffs.
    „Na los, komm“, sagte Judith leise. „Machen wir’s. Hier kommt keiner her um diese Uhrzeit.“
    Sie wollte wirklich mit ihm schlafen, dachte er. Judith bot ihm das, wovon die meisten Jungen in seinem Alter nur in ihren Jugendbetten träumten. Hier auf den Stufen ... und er wäre endlich keine Jungfrau mehr. Er würde wissen, wie es war. Das hätte ihn eigentlich furchtbar verwirren müssen. Doch Linus empfand keine Unsicherheit. Auch keine Erregung. Nur Neugier.
    „Du hast einen schönen Mund“, sagte er ruhig und klar.
    „Hab immer noch keinen BH an!“ Judith nahm Linus’ Hand und legte sie an ihre Brust. Er fühlte ihre Wärme und ihren Herzschlag.
    „Mach halt was!“
    „Wie stellst du’s dir denn vor?“, fragte Linus ruhig und schaute Judith in die Augen. Er sah die Angst und die Unsicherheit darin und Judith spürte, dass er es sah.
    Sie schluckte, starrte ihn an, schüttelte den Kopf.
    Was war mit ihm? Sie konnte keine Ironie, keine Unredlichkeit in seinem Blick entdecken.
    Sie war ihm immer noch eine Antwort schuldig. Wie stellte sie es sich vor? Judith hatte einen Ruf zu verteidigen, wenn es um es ging.
    „Na, geil natürlich. Wie denn sonst?“, sagte sie und schloss halb die Augen. „Jedenfalls mit einem heißen Vorspiel. ’ner Erdbeere und Schlagsahne auf meinem Bauch ...“
    „9 1/2 Wochen“, unterbrach Linus sie. Er kannte den alten Streifen aus dem letzten Jahrhundert. Seine Eltern hatten ihn in ihrer Videothek und Linus hatte einmal aus seinem Versteck in dem Verschlag zugesehen, wie sie die Striptease-Szene nachgespielt hatten. Von da an hatte Linus sie nie wieder heimlich beobachtet.
    „Was ist jetzt?“ Judith öffnete wieder die Augen, wurde ärgerlich.
    Linus blieb ganz bei sich. War ganz klar.
    „Du zitierst nur, Judith. Irgendwelche Pornos oder heiße Storys von Rihanna oder Lady Gaga oder wem auch immer. Das ist nicht, was du wirklich willst ... Du weißt gar nicht, ob du es wirklich willst. Weil du es noch nie gemacht hast! Du hast Angst davor und darum redest du die ganze Zeit darüber.“
    Für einen Augenblick erschrak Judith. Er hatte ihre Tarnung durchschaut. Ohne nachzudenken, holte sie aus und wollte ihm eine scheuern, doch Linus fing ihre Hand ab und schaute ihr lächelnd in die Augen.
    „Du hast mich die ganze Zeit verarscht!“, schrie sie.
    Timber tauchte auf und kläffte die beiden an.
    Judith stapfte davon.
    Nach ein paar Metern blieb sie stehen, drehte sich nochmals um.
    Und präsentierte Linus mit beiden Händen ihre Brüste.
    „Hättest du haben können. Over, Arschloch!“ Sie war den Tränen nah. Timber bellte weiter. „Schnauze!“, herrschte Judith den Hund an und der verstummte. Dann sah sie Linus an. „Scheiße, sag was!“
    Er ging zu ihr. Sie stand da wie ein beschämtes Kind.
    „Du bist das schönste Mädchen in Köln“, sagte Linus leise. „Und meine beste Freundin.“
    Judith lachte unter Tränen. Sie brachte es nicht über sich, ihn anzusehen, sondern schlang die Arme um ihn und hielt ihn fest. Er streichelte Judith über den Rücken.
    „Danke“, schluchzte sie.
    Sie löste sich von ihm, wischte sich die Tränen ab und lachte. „Soll nicht sein mit uns, was?“
    „Jedenfalls nicht jetzt“, sagte Linus lächelnd.
    „Freunde?“
    „Ja, Freunde.“
    Erleichtert stand Judith da und war plötzlich nur ein hübsches, unsicheres und wunderbar kraftvolles Mädchen. Sie atmete auf und schaute Linus von der Seite an. Lächelte.
    „Wieso

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