Abbey Road Murder Song
ja wieder rüberrutschen.«
Der Wagen kroch voran, bis sie schließlich die Ursache des Staus erreichten. Überall in der Stadt schossen riesige Sozialbaukomplexe aus dem Boden, so auch hier. Im Verhältnis zu den anderen war dieser Kleinkram, gerade mal vier Stockwerke hoch und bereits halb fertig. Ein Laster lud Backsteine ab und blockierte damit die halbeStraße, ein Arbeiter dirigierte die Autos drum herum, allerdings so unaufmerksam und ungeschickt, dass immer nur ein oder zwei Fahrzeuge passieren konnten.
Tozer hupte, doch auch das half nicht. Der Arbeiter geriet in Panik. Er versuchte, einen entgegenkommenden Commer Van zurückzulotsen und die vier oder fünf Autos vor dem Polizeiwagen durchzuwinken, doch direkt hinter dem Van stand bereits ein großer roter Bus der Linie 2. Zum Zurückstoßen war kein Platz.
»Du liebe Güte!« Tozer kurbelte ihr Fenster herunter. »Hey! Macht mal ein bisschen schneller!«, schrie sie. »Möchten Sie ein Kaugummi, Sir?«
»Nein, danke.«
Ein Windstoß wehte einen kreideweißen Vorhang aus Betonstaub über die Straße in das geöffnete Fahrerfenster. Tozer kurbelte es wieder rauf, fluchte und klopfte sich die grau-weißen Flecken von der Uniform.
Jetzt war ein Vorarbeiter herausgekommen und steigerte das Chaos, indem er den anderen anschrie und auf den Polizeiwagen zeigte.
»Cathal Breen«, sagte Tozer, wobei sie das ›th‹ überdeutlich aussprach. »Als ich Ihren Namen das erste Mal gehört habe, fand ich, er klang nach einer Frau«, sagte sie. »So wie Kathleen. Nichts für ungut.«
Er sah sie an. »Es wird Cah-hal ausgesprochen.«
»Woher kommt der Name?«, fragte sie.
»Aus Irland«, sagte er. »Mein Dad ist zu Beginn des Krieges hergekommen. Und Ihrer?«
»Mein Dad?«, fragte sie und drehte sich erstaunt zu ihm um.
»Nein, Ihr Name.«
»Tozer«, sagte sie und blickte wieder geradeaus. »Helen Tozer. Freut mich, Sie kennenzulernen.«
Der Verkehr setzte sich wieder in Bewegung. Er hoffte, sie würde nicht die ganze Zeit so viel reden.
»Die Mädchen meinten, Sie hätten vor ein paar Tagen die Nerven verloren, stimmt das?«
Er sah sie an. »Die Nerven verloren?«
»Entschuldigung. Ich meine, als Prosser verletzt wurde.«
»Kennen Sie Prosser?«
»Du liebe Güte, ja. Prossie kennen doch alle. Der wohnt in einer Dienstwohnung direkt neben dem Wohnheim der Polizeischülerinnen. Seit ihn seine Frau sitzen gelassen hat, hängt er ständig bei uns rum.«
»Kann ich mir vorstellen. Mögen Sie ihn?«
»Nicht besonders.«
»Die Nerven verloren? So nennen die das also …«
Er beobachtete Schulkinder in einer langen Reihe in Blazern und Kappen, die den Bürgersteig entlangliefen.
»Ich sag nur, was ich gehört habe«, sagte Tozer. Der Verkehr lichtete sich jetzt. Sie überholte einen Mann auf einem Motorrad.
»Müssen Sie so schnell fahren?«, fragte Breen.
»Die haben erzählt, Prossie sei alleine in einen Laden rein, in dem gerade ein Überfall stattfand.«
Er musste immer noch den Bericht für Bailey schreiben. Martin & Dawes. Ein moderner Herrenausstatter. Als er eintraf, hatte Prossers Wagen schon dort gestanden. Die Hintertür des Ladens war offen gewesen, Prosser drinnen. Die Diebe hatten in aller Seelenruhe mit Anzügen vollbehängte Kleiderstangen in einen geparkten Transporter verladen.
»Schlitzaugen mit Messern, hab ich gehört. Verdammte Scheiße. Ich hasse Messer«, sagte Tozer.
Ein Chinese mit einem Küchenmesser, die Klinge war dreißig Zentimeter lang. Breen hing draußen am Funkgerät, forderte Verstärkung, als Prosser eine Minute später blutüberströmt herauskam. Die Diebe waren durch die Vordertür geflohen, hatten den Lieferwagen zurückgelassen. In Prossers Blick lag nackte Wut, als er Breen sah.
»Ich persönlich finde ja nicht, dass das Ihre Schuld war«, sagte sie. »Hätte er sich vorschriftsmäßig verhalten, wäre er ohne Sie gar nicht da rein.«
»Kann man so sehen! Fahren Sie langsamer.«
»Ich sag’s ja nur.« Sie schlug rechts ein und hielt am Tatort. »Hier wurde sie also gefunden?«
Breen blieb im Wagen sitzen, starrte geradeaus.
»Sir?«
»Dahinten bei den Schuppen.«
Eine Weile schwieg Tozer, dann sagte sie: »Man sollte meinen, dass es jemandem auffällt, wenn die eigene Tochter verschwindet«, sagte sie. »Oder etwa nicht?«
»Sie würden sich wundern«, sagte Breen und blickte aus dem Wagenfenster. Regen pladderte jetzt dagegen.
»Seien Sie mal ehrlich, Sir, ich glaube das ist Zeitverschwendung. Wie
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