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Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shaw
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meine Fingerabdrücke drauf verteilt habe?«
    »Hab ich was falsch gemacht, Sir?«
    »Vergessen Sie’s.«
    »Bourne & Hollingsworth. Oxford Street«, las Tozer ab, was auf dem Etikett stand. »Größe 42.«
    »Was?«
    »Laut Wellingtons Bericht wog sie 48 Kilo. Ist vielleicht ein bisschen groß.«
    »Wann haben Sie Wellingtons Bericht gelesen?«
    »Heute Morgen, bevor Sie gekommen sind.«
    »Warum?«
    »Warum nicht?« Sie befingerte den Saum. »Ich hab mir das Mädchen eher so als Carnaby-Street-Typ vorgestellt. Aber sie war ja nackt, nicht wahr? Also, woher will ich’s wissen? Trotzdem. Das Kleid hier sieht nicht aus, als wär’s überhaupt schon mal getragen worden. Bestenfalls selten. Warum sollte es jemand einfach so wegschmeißen?«
    Sie legte das knittrige Kleid auf die verkratzte Tischplatte, trat plötzlich einen Schritt zurück. »Oh«, sagte sie.
    Auf dem Kleid, knapp unterhalb der Naht, die das Oberteil mit dem Rock verband, war ein Fleck, ein kleiner heller Fleck.
    Sie beugte sich hinunter.
    »Was ist?«, fragte Breen.
    Tozer nahm das Kleid und betrachtete den Fleck genauer. Dann flüsterte sie Breen ins Ohr. »Meinen Sie, das ist … Sie wissen schon?«
    Er nahm das Kleid und musterte nun seinerseits den Fleck.
    »Sie wissen schon«, wiederholte sie. Und noch leiser: »Sperma, Sir.«
    Blinzelnd sah er sie an. Weil er es nicht gewohnt war, dass ein Mädchen ein solches Wort in den Mund nahm, musste er wohl ein erschrockenes Gesicht gemacht haben, denn sie konterte: »Kein Grund, so zu gucken, Sir. Das gibt’s sogar in Devon.«

acht
    Wellington war entzückt über den Fund. »Aha«, sagte er.
    »Aha was?«
    » Another Onan shall new crimes invent, and noble seed in selfish joys be spent, um Walpole zu zitieren …« Er setzte sich an den Schreibtisch seines kleinen Büros im Keller des Krankenhauses und zog das Kleid näher zu sich heran, hielt sich eine kleine Lupe vors Auge.
    »Ich würde gern wissen, ob das Sperma ist.«
    »Schon gut, Paddy, es sind Damen anwesend.«
    »Meinen Sie, das ist möglich?«
    »In zwei Stunden kann ich das mit Sicherheit sagen. Ich werde auf saure Phosphatasen testen. Sollte dies wirklich das Kleid des Opfers sein, deutet der Fleck möglicherweise auf eine besondere Eigenart hin. Eine Penetrationsunfähigkeit?«
    Wellington hielt sich das Kleid an die Nase und roch daran.
    Im Wagen, die Hände am Lenkrad, sagte Tozer: »Schien ihm Spaß zu machen.«
    »Gut gemacht, Constable.«
    »Danke, Sir. Wohin als Nächstes?«
    »Soho«, sagte Breen und lehnte sich zurück.
    Ohne hinzusehen, griff sie mit der linken Hand hinter sich und tastete nach ihrer Handtasche: »Da ist ein Päckchen Juicy Fruit drin«, sagte sie und warf ihm die Tasche auf den Schoß. »Können Sie mal danach suchen? Wenn Sie möchten, nehmen Sie sich ruhig auch eins.«
    Er sah sie an, als wäre sie verrückt. »Ich werde doch nicht in Ihrer Handtasche wühlen.«
    »Ach so. Tut mir leid.«
    Er schob ihr die Tasche rüber. Mit einer Hand kramte sie darin, mit der anderen lenkte sie. Er dachte, warum sollte eine Frau in ihrem Alter nicht wissen, wie Sperma aussieht? Immerhin war 1968. Wäre sie schamhaft damit umgegangen, wie das von Frauen erwartet wurde, wäre der Fleck vielleicht unentdeckt geblieben. Er war nicht sicher, ob ihn das verstörte oder faszinierte.
    »Sie sind eher einer von den Stillen, stimmt’s?«
    »Stimmt«, sagte er.
    Sie parkte am Soho Square. »Warten Sie hier. In einer Stunde bin ich wieder da«, sagte Breen.
    »Was soll ich denn eine Stunde lang machen?«
    »Keine Ahnung. Einkaufen?«
    »Sie machen wohl Witze?«, sagte sie.
    Auf dem Platz verteilte eine Gruppe Zwanzig- bis Dreißigjähriger hellblaue Flugblätter. Ein junger Mann mit Bart und Duffel Coat trug ein Transparent mit der Aufschrift: »Befreit euren Geist.« Ein Mädchen mit Kopftuch und einem Anstecker mit einer geballten roten Faust darauf drückte Breen ein Flugblatt in die Hand. »Komm vorbei und sieh’s dir an«, sagte sie lächelnd.
    Darauf stand: »ANTIUNIVERSITY of London. Seminare: Die Zukunft des Kapitalismus. Black Power. Gegenkultur. Revolution. Imperialismus. Vortragende unter anderem: Allen Ginsberg, Stokely Carmichael, CLR James, RD Laing, Jeff Nuttall. Keine Zugangsbeschränkungen. Acht Pfund zehn pro Seminar.« Er gab ihr das Flugblatt zurück. »Nichts für mich. Ich bin zu altmodisch für Revolutionen«, sagte er.
    Sie zuckte mit den Achseln, nahm ihm den Zettel wieder ab und hielt ihn dem nächsten

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