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Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shaw
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verdattertem Gesichtsausdruck.
    »Sie wurde ermordet.«
    Major Sullivan griff nach der Hand seiner Frau, aber sie wehrte ihn ab, schlang die Arme um ihren Oberkörper. »Kommen Sie herein«, sagte sie.
    Sie gingen ins Wohnzimmer. Ein großer Raum, Feuer schwelte im Kamin. Sie ging zur Anrichte, nahm ein Glas und schenkte sich einen großen Whisky ein.
    Breen dachte, sie würde ihn auf einen Zug runterstürzen, um ihre Nerven zu beruhigen. Stattdessen drehte sie sich um und kippte den Inhalt des Glases ihrem Mann ins Gesicht. »Idiot«, sagte sie.
    Er stand da, immer noch verdattert, zwinkerte gegen das Brennen in den Augen an.
    »Das ist deine Schuld.« Whisky tropfte ihm vom Gesicht aufs Hemd.
    »Das ist nicht fair«, sagte er wie ein Schuljunge, der sich beschwerte, weil er nachsitzen musste.
    »Nichts davon ist verdammt noch mal fair«, sagte sie, ging wieder zur Anrichte und schenkte sich ein weiteres Glas ein, ohne sonst jemandem eines anzubieten.
    »Tee ist vielleicht keine schlechte Idee«, sagte Tozer. »Wo ist die Küche? Kommen Sie, setzen Sie sich, Mrs Sullivan.«
    »Tee?«, fragte der Major immer noch blinzelnd. »Natürlich.« Und Breen folgte ihm durch den Flur und das Esszimmer nach hinten in die Küche, wo noch das Geschirr vom Abendessen in einem hölzernen Gestell abtropfte und vier leere Bierflaschen auf einem Tisch aus hellem Kiefernholz standen.
    Breen sah zu, wie der Major den Wasserkessel mit Leitungswasser füllte; am Hahn war ein Stück rosa Gummischlauch befestigt, damit es nicht spritzte. Dann stellte er den Kessel auf den Herd. »Das ist ein entsetzlicher Schock, wissen Sie?«, sagte er.
    »Natürlich.«
    »Was hat Ihre Frau gemeint, als sie sagte, es sei Ihre Schuld?«
    »Ich weiß es nicht. Manchmal ist sie so, wenn ihr etwas zu sehr zu schaffen macht.«
    Der Major schaute auf der Suche nach Teebeuteln in eine ganze Reihe von Terracottatöpfen. Anscheinend kannte er sich in der Küche nicht aus.
    »Wann haben Sie zum letzten Mal von Ihrer Tochter gehört?«
    »Das ist Monate her, glaube ich.«
    Endlich fand er den Tee. Breen sah, dass seine Hände zitterten, als er die Beutel in eine große weiße Kanne steckte.
    »Darf ich fragen, weshalb Sie keinen Kontakt hatten?«
    »Wenna ist schwierig. Wir sind nicht immer einer Meinung. Gewesen. Oh Gott. Wie ist das passiert?«, fragte er jetzt zum ersten Mal.
    »Sie wurde erdrosselt. Wir wissen nicht, von wem.«
    »Oh Gott.«
    »Ihre Leiche wurde vor anderthalb Wochen gefunden. Es tut mir leid, dass wir so lange gebraucht haben, um ihre Identität festzustellen.«
    »Oh Gott. Julia wird das nicht überleben.«
    Er kippte Milch in vier Becher, verschüttete etwas davon auf dem Tablett und schenkte dann den Tee ein, zu früh und mit zitternden Händen.
    »Warum hatten Sie keinen Kontakt?«
    »Wir haben viel gestritten. Schon immer, sie war ein wildes Kind. Sie mochte keine Regeln. Mochte mich nicht. War nicht gut in der Schule. Wollte ständig nur Popmusikhören. Als Teenager fing sie an, nach Auseinandersetzungen auszureißen. Zunächst nur zwei Tage oder so. Das erste Mal haben wir sie in dem Baumhaus gefunden, das ich ihr mal im Wald gebaut hatte. Ein richtiges Pfadfindermädchen. Dann blieb sie länger weg. Sie kennen das doch. Ach, wo ist bloß der verdammte Zucker?« Er öffnete alle möglichen Schranktüren, und eine Packung Rich Tea Biscuits fiel heraus. Er legte sie wieder zurück in den Schrank auf einen Stapel mit mindestens zehn weiteren Packungen.
    Der Major nahm das Tablett, die Becher klirrten aneinander, als er damit loslief. »Würden Sie mir die Tür aufhalten?«, fragte er gefasst, wobei ihm aber anzumerken war, dass es ihn Mühe kostete.
    Im Fernsehen lief Softly, Softly. Breen konnte nicht anders, als hinzustarren. Polizist klingelt an Tür. Breen nahm erschöpft wahr, wie Wirklichkeit und Fantasie verschwammen, sich überschnitten. Alle paar Sekunden rüttelte der Wind an den Fenstern, und immer, wenn die Antenne an ihrem Mast hoch oben auf dem Dach hin und her geworfen wurde, war das Fernsehbild verschneit.
    Im Raum roch es nach altem Hund, nach Zigaretten und Alkohol. Auf einem Pembrokeshire-Tisch stand eine leere Flasche Rotwein. Ein voller Aschenbecher balancierte auf einer Armlehne des Sofas. Hier und da leere Gläser. Ein Fernsehabend, beide betranken sich so lange, bis sie es ertrugen, ins Bett zu gehen. Oder auch in zwei getrennte Betten.
    »Ich fürchte, der Tee ist nicht besonders stark, Liebling«, sagte der Major.

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