Abbey Road Murder Song
»Nicht, dass es mir was ausgemacht hätte. Im Gegensatz zu Mal.«
»Haben Sie eine Ahnung, wer ihre Freundin gewesen sein könnte?«
»Darüber hat sie mit uns nicht gesprochen.«
»Keine Ahnung«, sagte der Major.
»Und Sie haben seitdem nicht mehr mit ihr geredet?«
Julia Sullivan schüttelte den Kopf.
»Gab es Briefe?«
Wieder schüttelte sie den Kopf.
»Und Sie, Sir?«
Er blickte zu Boden. »Kein Sterbenswörtchen.«
Mrs Sullivan verdrehte die Augen.
»Sie haben also keine Ahnung, wo sie an den Tagen vor ihrem Tod gewohnt haben könnte?«
»Habe ich das nicht gerade gesagt?«
»Mal, Herrgottnochmal.«
»Sie war schwierig.«
»Mal, sie ist tot!«
Er blickte erneut zu Boden.
»Wo ist sie jetzt?«
»Ihre Leiche liegt im University College Hospital. Wir würden Sie bitten, Sie zu identifizieren, sobald Sie sich dazu in der Lage sehen.«
Der alte Golden Retriever zuckte mit den Pfoten, jagte Eichhörnchen im Schlaf.
»Sie hat sich mit den falschen Leuten eingelassen«, sagte der Major.
»Das weißt du gar nicht«, sagte Mrs Sullivan. »Das behauptest du nur.«
»Hausbesetzer und Faulenzer, ich hab’s immer gewusst.«
»Bitte, Mal. Um Himmels willen.«
»Sie hat noch ein paar Mal angerufen, nach ihrem letzten Besuch. Aber dann lange nicht mehr.«
»Sie war Beatles-Fan«, sagte Breen. »Wir glauben, dass sie mit anderen Fans zu tun hatte.«
Der Major schnaubte. »Diese verfluchten Beatles.«
»Ja, sie war Fan. Sie liebte Musik.«
»Wenn man das so nennen kann.«
»Mal!«, schrie sie. »Hör auf, hör auf, hör auf! Sie ist verflucht noch mal tot, du bescheuerter Idiot.«
Dann herrschte lange Stille, bevor er sagte: »Verzeih, du hast recht.«
»Du bist so ein verdammter Hornochse.«
Der Major ließ sich im Sessel zurückfallen, angeschossen und untauglich.
»Wir haben versucht, sie aufzuspüren, stimmt’s, Mal?«
»Ja, das haben wir.«
»Mal hatte in London zu tun, und ich habe vorgeschlagen, dass er sie sucht.«
»Wann war das?«
»Vielleicht vor drei Wochen.«
»Warum sind Sie nicht mitgefahren?«
»Mal wollte das nicht.«
»Ich hatte zu arbeiten. Und eine wichtige Besprechung. Meine Frau hätte sich zu Tode gelangweilt.«
»Darf ich fragen, wo Sie am Sonntag, dem 13. Oktober waren?«, sagte Breen.
»Ich?«
»Ja, Sir.«
»Um Gottes willen. Ich war hier. Oder nicht? Ich kann mir keine Wochentage merken.«
»Er war hier«, sagte seine Frau. »Da war das verdammte Treffen des Gemeindevorstands, weißt du noch?«
»Stimmt. Der Gemeindevorstand. Es ging um den Zustand des Rathauses. Und Vandalismus an der Bushaltestelle.«
»Mallory spielt den Gutsherren, seitdem wir in dieses lachhafte Haus gezogen sind.«
»Und, Mr Sullivan, wann sind Sie nach London gefahren?«
»Das muss die Woche davor gewesen sein.«
»Du bist Donnerstag hin und Freitag wieder zurück.«
»Als Sie nach London fuhren, wo haben Sie nach ihr gesucht?«
»Ich bin noch mal in das Haus in Westbourne Grove. Dann in die Wohnung in der Edgware Road.«
»Haben Sie dort mit jemandem gesprochen?«
»Natürlich. Aber niemand wusste, wo sie war. Oder sie wollten es einem wie mir nicht verraten. Ich bin ja das Establishment. Die waren alle auf Drogen oder so.«
»Dürfen wir die Adresse haben?«
»Können wir das morgen machen? Es ist spät. Das war ein entsetzlicher Schock für uns.«
»Sie war eine Idealistin«, sagte Mrs Sullivan und fuhr sich über den Mund. »Sie hat sich Gedanken gemacht über Vietnam und so was.«
»Linker Blödsinn.«
»Sehen Sie, ich hatte gedacht, dass sie vielleicht bei einer Demonstration verhaftet worden sei. So hätten wir sie möglicherweise finden können. Mal war schon bei der Polizei in London und hat sie vermisst gemeldet.«
»Tatsächlich?« Tozer sah Breen an.
»Ja, das ist richtig.«
Röhrend fuhr draußen ein Motorrad vor. Breen fiel auf, dass die Ritzen in den alten Schiebefenstern mit Zeitungspapier ausgestopft waren, damit sie nicht im Wind klapperten.
»Wir haben keine passende Vermisstenanzeige gefunden«, erklärte Breen.
»Nicht?« Es entstand eine Pause. »Ich kann mir vorstellen, dass Polizeiakten nicht immer auf dem neuesten Stand sind«, sagte der Major.
»Wenn Sie in der ersten Oktoberwoche vermisst gemeldet wurde, müssten wir darüber Bescheid wissen … Sind Sie sicher, dass Sie ihr Verschwinden gemeldet haben?«
»Na ja, nicht direkt«, sagte der Major.
Alle Blicke ruhten jetzt auf ihm.
»Mal?«
»Ich wollte sie vermisst melden, aber dann
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