Abby Cooper 03 - Hilferuf aus dem Jenseits
seinen alten Partner.
»Zunächst mal denke ich, dass Dave recht hat: Die beiden Einbrüche hängen zusammen. Ich werde mehr wissen, sobald die Spurensicherung die Fingerabdrücke verglichen hat - falls unser Schurke welche hinterlassen hat. Jedenfalls tragen die Einbrüche dieselbe Handschrift: Seitenfenster eingeschlagen, chaotische Durchsuchung, und das Einzige, was bei Dave fehlt, ist die Akte mit den Unterlagen des Hauskaufs. Fragt sich nur, warum.«
Ich holte scharf Luft, weil wieder ein Splitter aus der Haut gezogen wurde, und dann sagte ich: »Da wollte jemand nicht, dass wir das Haus kaufen.«
»Woher weißt du das?«, fragte Dutch. Ich tippte mir an die Schläfe und zwinkerte. »Ach so«, sagte er nickend. »Warum sollte er dann solch ein Chaos anrichten?«
»Wieso?«, fragte ich, als, oh Wunder, endlich der letzte Splitter leise klirrend in der Blechschale landete und das letzte Pflaster aufgeklebt wurde.
»Sie können sich jetzt anziehen«, sagte der Arzt, kam hinter mir hervor und kritzelte etwas in meine Patientenkarte.
»Wenn der Kerl, der bei dir und bei Dave eingebrochen hat, ein und derselbe ist und bei Dave die Akte gefunden hat, warum ist er dann noch bei dir eingebrochen und hat die Küche verwüstet?«, fragte Dutch.
»Weil er noch nach etwas anderem gesucht hat«, überlegte ich laut. Behutsam stand ich von der Liege auf und ging zu dem Stuhl, wo meine Sachen lagen.
»Was?«, fragten Milo und Dutch gleichzeitig.
»Wenn ich das wüsste, Leute«, antwortete ich und bedeutete ihnen, sich umzudrehen, damit ich mich anziehen konnte.
Milo gehorchte sofort, aber Dutch zwinkerte mir nur grinsend zu, ohne sich zu rühren. Seufzend streifte ich das Klinikhemd ab und zog mir, auf den BH verzichtend, langsam das T-Shirt über. Dann zog ich mir behutsam meinen dicken Pullover über und zuckte kurz zusammen, als ich in die Ärmel fuhr.
»Also gut, Miss Cooper, Sie können gehen«, sagte der Arzt, als er mit Schreiben fertig war, und gab mir ein Rezept. »Das ist für das Antibiotikum, und ich empfehle Ihnen, Ibuprofen zu nehmen. Sie werden noch ein paar Tage Schmerzen haben, besonders an der Rippe. Der Knochen ist nicht gequetscht oder gebrochen, wird aber ein, zwei Wochen lang wehtun.«
»Danke, Herr Doktor«, sagte ich und nahm das Rezept. »Ich werde es ruhig angehen lassen.«
»Darauf kannst du Gift nehmen«, brummte Dutch.
Mist, er war wieder sauer! Das würde eine schöne Heimfahrt werden. Wir verließen die Vorhangkabine und begaben uns humpelnd, hinkend und schleichend zur Anmeldung, wo ein besorgter Dave aufsprang und uns entgegenkam.
»Bist du so weit okay?«, fragte er und suchte an mir nach blutenden Wunden.
»Ja, sicher«, sagte ich und drückte ihm beruhigend den Arm.
»Nur ein paar kleine Schnittwunden und blaue Flecken. Nichts Lebensbedrohliches.«
Dave seufzte erleichtert und grinste mich an. »Soll ich dich und Dutch nach Hause fahren?«
»Danke, Dave, aber Milo nimmt uns mit«, antwortete Dutch rasch.
Ich verkniff mir ein Lachen. Dave besaß einen alten Lieferwagen mit zweihundertachtzigtausend auf dem Tacho, während Milo diesen nagelneuen BMW 750i fuhr, mit beheizbaren Ledersitzen und einem Wahnsinnssoundsystem. Da hatte er keine Chance.
»Oh, na gut! Dann fahre ich mal besser heimwärts«, sagte er ein bisschen gekränkt.
Ich warf Dutch einen vorwurfsvollen Blick zu. »Aber du kannst zu uns rüberkommen, wenn du Lust hast. Wir holen was vom Thai. Vielleicht möchtest du ja auch was essen.«
Dave lächelte wieder und sagte: »Lass nur, Abby, meine alte Dame ist wahrscheinlich angepisst, weil ich ihr noch keinen Handschlag beim Aufräumen geholfen habe. Ich sollte zu ihr fahren, bevor sie in die Luft geht.«
Bis heute wusste ich nicht, wie Daves Lebensgefährtin eigentlich hieß, denn er nannte sie immer »alte Dame«. Das war nicht schmeichelhaft, aber ich wusste, dass er ihr völlig ergeben war.
»Klar, tu das«, sagte ich, während wir zum Ausgang gingen. »Ich rufe dich morgen an, um zu hören, wie‘s geht, okay?«
»Gut«, sagte er und drückte auf den automatischen Türöffner, worauf beide Flügel in voller Breite aufschwenkten.
Als wir nach draußen kamen, blieben wir abrupt stehen. Es schneite in riesigen Flocken, die alles mit erschreckender Geschwindigkeit zudeckten. »Wir sollten uns beeilen«, riet Milo mit einem Blick auf seinen Wagen und die weiße Fahrbahndecke.
Ohne noch ein Wort zu sagen, drängten wir uns in Milos BMW und fuhren zu Dutch,
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