Abby Cooper 03 - Hilferuf aus dem Jenseits
hielten unterwegs nur kurz bei »Pi‘s« an, um vier Gerichte mitzunehmen. Milo setzte uns beide ab und fuhr nach Hause, um mit seiner Frau Noelle zu Abend zu essen.
Dutch und ich humpelten ins Haus. Ich half ihm aus der Jacke, er mir aus dem dicken Pullover. »Wir sind vielleicht zwei, hm?«, sagte ich, als wir ins Wohnzimmer gingen.
»Hmhm.«
»Willst du ein Bier?«, fragte ich auf dem Weg in die Küche, nachdem ich das Essen auf den Couchtisch abgestellt hatte.
»Hmhm.«
»Wir sollten vielleicht Nachrichten gucken und mal hören, wie viel Schnee wir zu erwarten haben«, sagte ich aus der Küche und zog zwei Flaschen aus dem Kühlschrank. Ich hörte den Fernseher klicken.
»Hmhm.«
»Bitte sehr.« Ich stellte das Bier vor ihn hin und setzte mich zu ihm.
Er klappte den Styropordeckel von der Schachtel seines extrascharfen Abendessens auf.
»Die Red Wings scheinen dieses Jahr wieder richtig gut zu sein«, meinte ich, als ein Sportkommentator den jüngsten Sieg für Motor City meldete.
Kopfnicken.
»Also, was ist eigentlich los mit dir?«, fragte ich und nahm Dutch die Gabel aus der Hand, als er gerade in die Reisnudeln stechen wollte.
Zu seiner Entlastung muss gesagt werden, dass er für einen Augenblick ein wenig verblüfft aussah, dann zog er die Brauen zusammen und die Mundwinkel runter und brummte: »Ich verstehe nur nicht, wie du so blöd sein konntest.«
»Wie bitte?«
Er antwortete nicht. Stattdessen nahm er mir die Gabel wieder weg und stach damit in sein Essen.
Wütend schnappte ich sie mir wieder und sagte: »Du hast vielleicht Nerven!«
Dutch langte nach seiner Gabel, aber ich wich höhnisch grinsend aus. Als er erneut danach griff, schleuderte ich sie in die Küche.
»Rede gefälligst mit mir!«, forderte ich mit wütender Miene.
Dutch biss die Zähne zusammen, seine Augen wurden schmal, sein Ärger wuchs, aber anstatt mit mir zu reden, stand er auf, humpelte in die Küche, wo er sich eine frische Gabel aus der Schublade nahm, und kam zurück. Behutsam ließ er sich auf die Couch sinken, während er mich weiter anschwieg, und führte die Gabel zielstrebig auf die Nudeln zu.
Ich riss ihm den Styroporbehälter weg und ging damit in die Küche. Dort hielt ich ihn drohend über den geöffneten Mülleimer.
»Rede!«, verlangte ich.
Dutch sah mich wütend an. Sein Gesicht wurde immer röter, bis er schließlich aufstand und langsam zu mir kam. Er stellte sich dicht vor mich hin, und wir lieferten uns ein Blickduell, während er sich weiter weigerte, mit mir zu reden.
»Du benimmst dich wie ein Arschloch!«, sagte ich und begann den Behälter langsam zu kippen.
Bemerkenswert schnell packte Dutch meinen Arm und hielt die Bewegung auf. »Das war dämlich! Idiotisch! Saublöd! Total beschränkt! Schwachsinnig! In ein Haus zu laufen, obwohl du genau wusstest, dass da vielleicht ein durchgeknallter Psychopath auf dich wartet!«
Bei seinem donnernden Gebrüll blieb mir der Mund offen stehen. Ich hatte ihn noch nie so wütend erlebt und war völlig von den Socken. »Ich ... ich ... ich ...«
»Kapierst du das nicht?«, fuhr er unbeeindruckt fort. »Der Kerl hätte dir deinen hübschen Hals brechen können, einfach so!« Er schnippte dazu mit den Fingern, und zwar dicht vor meiner Nase. »Du hast zu Milo gesagt, dass du es schon wusstest, und trotzdem bist du in das Haus gegangen, anstatt erst mal mich oder Milo oder die Polizei oder ... sonst wen anzurufen!«
»Aber ...«, setzte ich an.
»Aber was, Abby? Aber du wusstest nicht, dass er noch drin war? Blödsinn! Dein sechster Sinn ist verdammt gut, wie ich gesehen habe, und ich weiß, dass du musstest , dass der Kerl noch im Haus war.« Mir schossen die Tränen in die Augen, als mir die Wahrheit in den Ohren hallte. Er hatte recht. Im Hinterkopf hatte ich es gewusst. Aber ich war so wütend über das dreiste Eindringen gewesen, dass ich dämlicherweise gedacht hatte, ich könnte den Einbrecher überrumpeln und mich mit einem kräftigen Arschtritt rächen. Stattdessen hatte ich den Tritt bekommen und konnte von Glück reden, dass mir nichts Schlimmeres passiert war. »Okay«, sagte ich und senkte beschämt den Blick. »Du hast recht. Es tut mir leid.«
In nächsten Moment verblüffte Dutch mich komplett. Er ließ mein Handgelenk los, nahm mir die Schachtel aus der Hand, stellte sie auf die Arbeitsplatte und zog mich an sich. Dann drückte er mich, dass mir Rücken und Rippen wehtaten, aber ich beschwerte mich nicht.
»Ich könnte es nicht
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