Abby Cooper 03 - Hilferuf aus dem Jenseits
verkraften, wenn dir noch mal was zustößt«, flüsterte er in meine Haare. »Ich kann nicht noch mal so einen Anruf ertragen, wie ich ihn heute von Dave bekommen habe. Das musst du mir einfach glauben, Edgar, ich brauche dich, okay?«
Ich nickte an seiner Brust und saugte seinen Geruch ein, nachdem ich begriffen hatte, wie viel ihm an mir lag. Es jagte mir Angst ein und erregte mich zugleich, und ich wollte nicht, dass die Umarmung je wieder aufhörte.
Doch schließlich ließ Dutch mich los und nahm mein Gesicht in beide Hände, um mir einen sanften Kuss zu geben. »Hast du Lust auf kaltes Thai-Essen?«, fragte er, wieder ganz der alte Charmeur.
»Aber klar.« Ich lächelte ihn an, und er nahm meine Hand und schlenderte mit mir zur Couch, wo warmes Bier und kaltes Essen auf uns wartete. Aber das war die beste Mahlzeit, die ich jemals hatte.
Später an dem Abend ging er mit mir nach oben. Er brauchte fast zehn Minuten für die zwölf Stufen, aber dann war es geschafft. Wir krochen zusammen unter die Decke und schliefen Arm in Arm ein.
Am Morgen war ich als Erster wach und ging nach unten, um Vergil und Eggy Futter zu geben. Es war nur noch eine Dose Hundefutter übrig. Ich musste dringend welches besorgen, aber nach einem Blick nach draußen war klar, dass ich nicht weit kommen würde. In der Nacht waren zwanzig Zentimeter Schnee gefallen. Die Straße war zwar schon geräumt, aber Dutchs Wagen in der Auffahrt war kaum zu sehen. Seufzend setzte ich Kaffee auf und warf ein paar Eier für meinen Dackel in die Pfanne. Ich würde das Hundefutter strecken müssen, bis ich zum Laden fahren konnte, was frühestens morgen sein würde, wie es aussah.
Als ich noch ein paar Eier für Dutch und mich in die Pfanne schlug, klingelte das Haustelefon, und gerade als ich abnehmen wollte, kam er mir oben zuvor. Ich briet die Eier, hörte seine gedämpfte Stimme und wunderte mich, wer ihn so früh morgens anrief.
Während ich den Tisch deckte, kam er langsam in die Küche. Sein Humpeln war morgens ausgeprägter.
»Wie fühlst du dich heute?«, fragte ich.
»Ein bisschen angeschlagen. Ich hab nicht daran gedacht, das Donutkissen zu nehmen, als Dave vorbeikam, um mich zur Fern Street mitzunehmen.«
Ich zuckte mitfühlend zusammen. »Das tut mir leid.«
»Schon gut«, meinte er und gab mir zu verstehen, dass wir das Thema nicht wieder aufzuwärmen brauchten. »Kaffee?«, fragte er, während er sich am Kopf kratzte und ein Gähnen unterdrückte.
»Schon auf dem Tisch«, sagte ich und ging an ihm vorbei, um die Eier und die Bratkartoffeln zu holen.
Er umarmte meine Taille. »Wo ist mein Kuss?«
»Gibt‘s auch am Tisch«, kicherte ich.
»Und was gibt’s dazu?«, fragte er neckend, ohne mich loszulassen.
»Geh und setz dich«, antwortete ich lachend und befreite mich sanft aus seinem Arm. »Ich komme auch sofort.«
Dutch seufzte und schlenderte zu seinem Platz, wo er einen großen Schluck Kaffee trank. Ich nahm die Schüssel mit den Eiern, die Bratkartoffeln und den Saftkrug und balancierte alles zum Tisch. Während ich sie nacheinander absetzte, fragte ich:
»Wer hat so früh schon angerufen?«
»Zuerst den Kuss«, verlangte Dutch mit aufreizendem Grinsen.
Ich beugte mich hinab und gab ihm einen Kuss, bevor ich mich hinsetzte. Dann sah ich ihn erwartungsvoll an.
»Und?«
»Ein alter Freund von mir, Peter Satch«, erzählte er und schaufelte sich einen Haufen Rührei auf den Teller. »Wir waren Kumpel an der Uni, als ich im Hauptstudium war. Wir waren beide im selben MBA-Programm.«
»Strafjustiz?«, fragte ich und nahm mir ebenfalls Rührei.
»Ja. Jedenfalls haben wir während der Jahre immer mal wieder Kontakt gehabt, und ich hörte zuletzt, dass er bei Interpol gelandet ist. Ich dachte, er könnte uns mit Jean-Paul vielleicht weiterhelfen. Ich gebe nichts darauf, was die Zeitungen über ihn geschrieben haben - hab so ein komisches Gefühl, dass er kein Kriegsheld gewesen ist.«
Ich schmunzelte. Offenbar färbte mein sechster Sinn auf ihn ab, denn vor ein paar Monaten wäre ihm ein Satz wie »Hab so ein komisches Gefühl« höchstens beim Arzt über die Lippen gekommen.
»Ich bin ganz deiner Meinung«, sagte ich. »In dem Haus geht auf jeden Fall etwas Böses um, und ich weiß, dass es ein männlicher Geist ist. Es muss der von Jean-Paul sein.«
Dutch kaute eine Minute lang, dann sah er mich neugierig an. »Wie kannst du männlich und weiblich unterscheiden?«
»Die männliche Energie fühlt sich schwerer,
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