Abby Cooper 03 - Hilferuf aus dem Jenseits
sein Handy und wählte die 911. »Hier Detective Milo Johnson vom Royal Oak PD. Ich bin in der 2670 Long Lake Road, Büro Nummer zweihundertsieben.
»Melde ein mögliches Gewaltverbrechen, brauche Verstärkung und die Spurensicherung.«
Eine Stunde später hatten die Ermittler unsere Aussagen aufgenommen und befassten sich mit Willys Büro. Milo hatte erklärt, dass ich die besondere Gabe besäße, zu erkennen, wenn jemand einer Gewalttat zum Opfer gefallen war, und dass er vor zwei sehr skeptischen Kollegen aus Bloomfield Hills zu mir hielt, bewies sein Vertrauen in mich. Nachdem er fast eine halbe Stunde lang mit ihnen gesprochen hatte, kam er zu Dutch, der mich im Arm hielt und zusah, wie die Kollegen von der Spurensicherung Aufnahmen machten und Fingerabdrücke sammelten.
»Sie durchsuchen das Haus nach der Leiche«, sagte er.
»Sie ist nicht hier«, erklärte ich.
»Woher weißt du das?«, fragte Milo.
Ich fasste mir an die Schläfen und machte die Augen zu, um meine Umgebung auszuschließen. Intuitiv begriff ich, dass es einen Zusammenhang mit unserer Ermittlung gab. Es lastete schwer auf meinem Gewissen, dass Willy den höchsten Preis bezahlt hatte, weil er uns helfen wollte.
Meine Intuition meldete sich, und ich sagte: »Milo, da ist etwas in seinem Wagen.«
»Wessen Wagen?«
»Willys«, sagte ich. »Es ist etwas Wichtiges. Irgendetwas, was uns wirklich weiterhilft.«
»Wo steht der Wagen?«
»Hier. Auf dem Parkplatz. Hellblau ist er.«
Milo nahm sein Handy und drückte eine Kurzwahltaste. »Hallo Tina. Hier Detective Johnson. Können Sie Fabrikat, Modell und Zulassungsnummer für einen auf William Breger in Bloomfield Hills registrierten Wagen für mich heraussuchen?« Milo angelte sein Notizbuch hervor, wartete ein, zwei Minuten, dann schrieb er auf, was Tina ihm durchsagte. »Alles klar, danke.« Er klappte das Handy zu. »Du bist richtig gut heute, Abby. Hellblaues Oldsmobile. Gehen wir nach unten zum Parkplatz.«
Wir fanden Willys Wagen hinter dem Haus, und als Milo ins Innere spähte, vorsichtig darauf bedacht, die Scheibe nicht zu berühren, sagte er: »Keine Leiche, aber ein paar Archivboxen.«
»Darin ist es«, sagte ich.
Er nickte. »Dann gehe ich mal eben nach oben zu den Kollegen.«
Ich trat ihm in den Weg, denn meine Intuition machte sich bemerkbar. »Die werden uns die Kisten nicht geben.«
»Tja, es ist ihr Tatort«, gab er mir zu bedenken.
»Wir brauchen gar nicht alle«, sagte ich und wand mich, weil ich auch nur auf die Idee kam.
»Was soll das heißen?«, fragte Milo argwöhnisch.
»Eine genügt... diese da«, sagte ich und zeigte auf den Karton auf dem Beifahrersitz. »Den könnten wir uns nehmen, das würde keiner bemerken. He, wahrscheinlich denken die sowieso frühestens in zwei Tagen an den Wagen.«
»Willst du, dass sie mich rausschmeißen?«, fragte er mit erhobener Stimme angesichts der Dreistigkeit meines Vorschlags.
»Wie wär‘s denn damit«, schaltete Dutch sich ein und warf mir einen durchdringenden Blick zu. »Du gehst uns auf der anderen Straßenseite was zu trinken holen, Kumpel, und wir treffen uns an Abbys Wagen in, sagen wir, zehn Minuten?«
»Dutch!«, rief Milo aus. »Bist du verrückt? Ist dir nicht klar, in was für Schwierigkeiten du kommst, wenn jemand merkt, dass du Beweismittel entwendest?«
»Ich möchte eine Cola. Und du, Abby? Was willst du trinken?«
»Auch Cola«, antwortete ich und strahlte ihn an.
Milo schäumte noch ein paar Augenblicke, dann stapfte er in Richtung des Drugstores davon, wobei er Dinge wie »Wir werden noch alle im Knast landen« vor sich hin brummte.
Sobald er weit genug weg war, sagte Dutch: »Könntest du nebenan in die Reinigung gehen und mir einen Drahtbügel besorgen?«
Ich schaute in die angedeutete Richtung. »Wow! Du siehst auch alles, wie?«
»Jede Kleinigkeit«, sagte er und wackelte mit den Augenbrauen.
Ich verdrehte die Augen und ging in die Reinigung, um ein paar Minuten später mit dem verlangten Gegenstand zurückzukommen.
Dutch nahm ihn mir ab, schob mich vor sich und sagte: »Stell dich mal davor, ja?«
Ich nickte und schaute aufmerksam über den Parkplatz. Es dauerte nur Sekunden, dann war die Tür offen. Dutch zog die Archivbox heraus, schloss die Tür mit dem Fuß und nickte mir zu. Während wir den Parkplatz überquerten, entriegelte ich meinen Wagen, damit Dutch den Karton sofort auf den Rücksitz stellen konnte. Dann setzten wir uns hinein und warteten auf Milo, der eine Ewigkeit
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