Abby Cooper 03 - Hilferuf aus dem Jenseits
ich habe mal eine Arbeit über den europäischen Diamantenhandel vor und nach dem Zweiten Weltkrieg geschrieben. Dieses Buch war eine echt gute Lektüre, und seitdem habe ich es. Hier steht es«, sagte er und las vor: »Vor dem zweiten Weltkrie befand sich der Diamantenhandel hauptsächlich in der Hand jüdischer Geschäftsleute, die in den Niederlanden, wohin die Diamanten damals fast ausschließlich exportiert wurden, und allen industrialisierten Gegenden Europas saßen. Als Hitlers Macht und der Judenhass den Siedepunkt erreichten, gerieten viele bekannte jüdische Familien, die seit Generationen mit Diamanten und kostbaren Edelsteinen handelten, in eine sehr gefährliche Lage. Einige erkauften sich die Flucht aus den besetzten Gebieten, andere wurden festgenommen und in die Todeslager geschickt, ihr Besitz konfisziert. Einige versteckten ihre kostbarsten Steine im Saum ihrer Kleidung und warteten auf den Tag, an dem sie fliehen könnten oder von der eisernen Faust des Dritten Reiches befreit werden würden.«
»Das waren Diamantenhändler«, schloss ich, während ich durch die Verkaufsbelege blätterte. Ein weiteres Puzzleteil fügte sich ins Bild. »T. J. sagte, dass enorm viele Juden nach Lyon geflohen sind.«
Dutch nickte. »Jetzt wissen wir, woher er seine Bestände hatte und wie ein Cafebesitzer aus Frankreich bei uns zum Juwelier werden konnte.«
»Er hat ihnen gegen Juwelen ihre Freiheit verkauft.«
»Würde mich nicht überraschen.«
Das Telefon klingelte, und Dutch schaute auf das Display.
Als er die Nummer sah, legte er das Gerät auf den Tisch und drückte eine Taste. »Hallo T.J. Ich habe auf laut gestellt, damit Abby mithören kann.«
»Hallo ihr beiden«, grüßte T.J. »Ich habe deine Nachricht abgehört und meine Vorlesung abgesagt, weil ich etwas entdeckt habe, das euch wirklich interessieren dürfte. Ihr hattet mich doch gefragt, was für eine Kostbarkeit die Kirche einem österreichischen Adligen geschenkt haben könnte. Wie sich herausstellt, war es etwas ziemlich Bedeutendes. Papst Gregor XIII. schenkte Helmut von Halpstadt 1584 drei unschätzbar wertvolle weiße Diamanten, die jeder an die dreißig Karat hatten!«
»Wow«, sagte Dutch, und ich riss die Augen auf.
»Die berühmten Schwalbeneidiamanten, die wegen ihrer Form, Größe und Farbe so genannt wurden. Schon damals waren sie ein Vermögen wert.«
Sprachlos hörte ich T. J. zu. Diese wörtliche Übereinstimmung mit dem Bild meiner Visionen war selbst für mich verblüffend.
»Danach änderten die von Halpstadts sogar ihr Wappen, um die Großzügigkeit des Papstes darin zu verbildlichen. Zuvor hatte der Adler nur das Schwert in den Klauen gehalten, nun wurde das Nest mit den drei Eiern hinzugefügt.«
»Wo sind die Diamanten heute?«, fragte ich mit einer Gänsehaut an den Armen.
»Das weiß man nicht. Ihre letzte Erwähnung findet sich in einem Versicherungsantrag von Helmut IX. von 1926, wo er sie zu einem Halsband gestalten ließ und seiner Braut Frieda am Hochzeitstag schenkte. Der Verbleib des Schmuckstücks ist eines von Europas größten Rätseln.«
»T. J., hast du das Notizbuch bei dir?«, fragte ich.
»Ja, es liegt hier.«
»Ich möchte, dass du darin einen Namen suchst«, sagte ich mit wachsender Erregung.
»Welchen?«
»Itzak Kleinberg, und sieh nach, ob dazu etwas vermerkt ist.«
»Okay, bleib dran.« Wir hörten ihn mit Papier rascheln. Nach ein paar Minuten sagte er: »Ja, hier steht er. Itzak Kleinberg und dazu eine lange Liste von Diamanten und Edelsteinen unterschiedlichen Gewichts.«
Ich zog die sieben Verkaufsbelege mit Itzak Kleinbergs Namen zu mir heran. »Kannst du mir ein paar vorlesen?«, bat ich, während ich die Belege nebeneinanderlegte.
Als T.J. die Liste durchging, nahm ich die entsprechenden Durchschläge weg. Als er fertig war, hatte ich zwanzig Diamanten, Rubine, Smaragde und Saphire abgehakt, die sowohl im Notizbuch als auch in den Verkaufsbelegen standen.
»Das bestätigt es«, sagte Dutch und nahm mir die Durchschläge ab. »Jean-Paul hatte seinen Warenbestand von jüdischen Flüchtlingen.«
»Und deswegen hatte er es wahrscheinlich auch so eilig, in die Vereinigten Staaten zu kommen«, fügte ich hinzu.
»Ah, warte mal eine Sekunde«, hörten wir T.J. aus dem Lautsprecher.
»Was ist denn?«, fragte Dutch und konzentrierte sich wieder auf das Telefon.
»Hier ist ein Name, den ich kenne.«
»Im Ernst?«, fragte ich. Was für ein unwahrscheinlicher Zufall!
»Ira Jacobson
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