Abdahn Effendi. Kleinere Erzählungen
Gott der Mohammedaner!«
»Er ist beides! Er ist der Gott aller Menschen, der Herr und Vater der ganzen erschaffenen Welt!«
»Der meine nicht! Er lasse mich in Ruhe! Doch nun, leb wohl, Ben Adl; wir gehen!«
Er reichte ihm die Hand und ging. Auch der Perser gab ihm die Hand und sprach:
»Leb wohl! Ich verwerfe Allah nicht ganz. Ich behaupte nur, daß er viel zu hoch steht, als daß er sich um uns bekümmern kann. Leb wohl, und laß dich von ihm behüten – wenn er will!«
Er folgte dem Türken. Dieser war schon einige Schritte in die Waldung hineingegangen. Da drehte er sich noch einmal um, nickte dem Müller zu und sagte:
»Also laß es ihn wissen, was wir von ihm verlangen! Einen Christen hat er zu senden. Wenn er das tut, werde ich an ihn glauben!«
Da blieb auch der Perser wieder stehen und fügte hinzu:
»Und Abdahn Effendi hat in eigener Person und mit seinem eigenen Munde ihn zu bitten, daß er euch von ihm erlöse!«
»Und die Strafe für diese eure Lästerung?« fragte der Müller mit einer Stimme, welche man zittern hörte.
»Die gibt es nicht!« beteuerte der Türke.
»Und wenn es sie doch gibt?«
»So mag sie kommen,« antwortete der Perser. »Wir fürchten uns nicht!«
Dann gingen sie. Der Müller blieb noch eine kurze Weile stehen. Er schaute in die Richtung, die sie genommen hatten.
»Gott hat es gehört! Gott hat es gehört!« sagte er, indem er seine Hände zusammenschlug. »Er wende es zu unserem Heil und Segen!«
Nach diesen Worten ging er fort, der Mühle zu. Wir warteten noch einige Zeit, ehe wir unser duftendes Jasminversteck verließen. Dann schauten wir hinter ihm drein, bis er in der Mühle verschwand.
»Sihdi, was sagst du hierzu?« fragte Halef.
»Nichts. Wir gehen,« antwortete ich.
»Warum?«
»Für heute haben wir genug gehört und gesehen. Einstweilen haben wir es nur noch mit dem Bär zu tun.«
»Hm!« brummte der Hadschi, dem dies gar nicht paßte.
»Wir haben zunächst zu erfahren,« fuhr ich fort, »ob dieser Bär ein herumziehender Vagabund ist, oder ob er sich seßhaft gemacht hat, vielleicht gar mit Frau und Kindern. Die Kinder wären jetzt vier Monate alt; ständen also in ihrer drolligsten Jugendzeit – –«
»Aber Bär und Bärin sind darum umso wilder,« fiel er ein. »Ja gehen wir, um den alten Fisch-und Wildhüter aufzusuchen.«
Abdahn Effendi hatte uns nämlich an einen alten Kurden gewiesen, den er als Waldläufer angestellt hatte, um sowohl die Fische als auch das Wild zu bewachen, damit nichts gestohlen werde. Der Weg zur einsamen Hütte, in welcher dieser Mann wohnte, war uns so genau beschrieben worden, daß wir gar nicht irren konnten. Das Glück war uns günstig. Wir trafen ihn daheim. Aus dem, was wir von ihm erfuhren, ließ sich schließen, daß es sich nicht um einen einzelnen Herumtreiber, sondern um eine ganze, fest angesessene Bärenfamilie handelte, und da dieses Jagderlebnis nur eine Nebenepisode ist, so will ich hier gleich im voraus bemerken, daß es mir und meinem Halef gelang, die beiden Alten zu erlegen. Sie waren Prachtexemplare, gewiß vier Zentner schwer, und es gehörte ein ganzer Trupp von Menschen dazu, sie aus dem Walde nach Abdahns Ansiedelung zu schaffen. Die beiden Jungen brachten wir lebend heim. Durch diesen Beweis von Mut, den weder der Effendi, noch die vier Agha besaßen, wurde unser Ansehen befestigt. Abdahn beauftragte uns, ihm so viel Wild wie möglich abzuschießen. Er wollte es versenden und verkaufen. Ich ging recht gern darauf ein, weil uns dies ein guter Behelf war, hier zu bleiben und uns mit den obwaltenden Geheimnissen zu beschäftigen. Die Bevollmächtigung zur Jagd gab uns gute Ursache, überall herumzustöbern, ohne daß es Aufsehen erregen konnte.
Dies sei also schon im voraus gesagt. Heute sahen und sprachen wir den Fisch-und Wildhüter zum ersten Male, fragten ihn aus und ließen uns die Stelle zeigen, wo er dem Bären wiederholt begegnet, aber schleunigst vor ihm ausgerissen war. Dann wanderten wir heim, um die eigentliche Suche erst morgen zu beginnen. Für heute war es zu spät. Wir hatten uns zu beeilen, noch vor Abend heimzukommen.
Unterwegs verhielt sich Halef ganz gegen seine Gewohnheit sehr schweigsam. Was über die Bärenjagd zu sagen gewesen war, das hatten wir besprochen. Nun schien er an die Mühle zu denken und an das, was wir gesehen, gehört und erfahren hatten. Auch ich war nachdenklich. Er aber konnte das nicht lange aushalten; er mußte reden.
»Sihdi«, sagte er, »du
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