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Abdahn Effendi. Kleinere Erzählungen

Abdahn Effendi. Kleinere Erzählungen

Titel: Abdahn Effendi. Kleinere Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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müßt ihr euch merken!«
    Zu essen gab es genug. Fleisch, Reis, anderes Gemüse, auch Mehlgebackenes. Als Halef um Wasser bat, sahen die drei einander fragend an; dann erkundigte sich der Dicke:
    »Trinkt ihr nur Wasser?«
    »Nein, sondern auch alles andere, was nicht giftig ist,« lachte Halef.
    »Auch Wein?«
    »Ja. Warum sollten wir nicht?«
    »Weil er dem Moslem verboten ist?«
    »Da irrst du dich! Der Kuran verbietet alles, was betrunken macht. Also darf man von allem trinken, bis man bemerkt, daß sich der Rausch einstellt; dann aber hört man auf.«
    »Hamdulillah, bist du ein kluger Kerl!« rief der Effendi, und die beiden Andern stimmten in dieses Lob mit ein. Man hatte nur gewartet, was wir sagen würden; nun man unsere Ansicht aber kannte, wurde sofort nach Wein gerufen, den man in einem Kruge brachte und der aus irdenen Bechern getrunken wurde. Es war jene orientalische, dicke, schwere Sorte, welche man jahrelang auf Harz oder Tannenzapfen liegen läßt, um sie haltbar zu machen. Wir beide waren vorsichtig; wir nippten nur. Die Andern aber genossen dieses starke Getränk wie Wasser. Wir wurden wegen unserer Mäßigkeit ausgelacht. Man sprach von allen möglichen Getränken und ihren Wirkungen. Das Allerbeste und Allerherrlichste, was sie kennen gelernt hatten, war ein heißer Trank mit viel Zucker gewesen, aber nicht aus Wein, sondern aus etwas anderem; auch Zitrone sei dabei. Ein Engländer, der mit einer großen Dienerschaft nach Isfahan wollte, hatte hier übernachtet und seinen eigenen Koch und seine eigenen Getränke mitgehabt. Dieser Koch hatte dieses Getränk in der Küche zubereitet und dem Wirt und den beiden Obersten je ein Glas davon gegeben.
    »Haben sie nicht gesagt, wie der Name dieses Trankes lautet?« fragte Halef. »Mein Sihdi weiß alles. Wenn er den Namen hört, kann er das ebensogut machen, wie dieser englische Koch.«
    »Wirklich, wirklich?« fragte da der Dicke, und: »Wirklich, wirklich?« riefen auch die beiden Achmeds, denen dieses Thema ebenso willkommen zu sein schien wie dem Effendi.
    »Ja, wirklich!« versicherte Halef.
    Da stand der Türke von seinem Sitze auf, sah mir erwartungsvoll in das Gesicht und sagte, indem er jedes einzelne Wort betonte:
    »Dieser – Wundertrank – heißt – – Plöntsch!«
    »Plöntsch?« fragte Halef, sich besinnend. »Das kenne ich nicht. Plöntsch habe ich noch nie getrunken. Du wohl auch nicht, Effendi?«
    »O doch!« antwortete ich. »Und auch du hast schon von ihm getrunken. Nur heißt der Name nicht Plöntsch, sondern Pöntsch. Wir Deutschen sagen Punsch.«
    »Ja, Pöntsch, Pöntsch, Pöntsch!« rief der Oberst mit dem Vogelgesicht.
    »Pöntsch, Pöntsch, Pöntsch!« stimmte der Oberst mit dem Bulldoggesicht bei.
    »Pöntsch, Pöntsch, Pöntsch!« fiel der Dicke in seinem seligsten Tone ein. »Pöntsch ist richtig, Pöntsch! Du weißt es ja noch viel besser als ich! Aber, sag: Kannst du das machen, Sihdi?«
    »Ja. Aber nur dann, wenn ich alles habe, was dazu gehört.«
    »Und was gehört dazu?«
    »Hast du Rum oder Arrak?«
    »Beides!« antwortete er ganz leise, indem er beide Hände in Form einer sich heimlich öffnenden Doppelklappe vor den Mund legte.
    »Dann ist’s ja gut! Der Zoll, die Steuer und solche Dinge gehen mich ja nichts an. Also, wer Pöntsch machen will, muß haben Rum, Arrak, Zucker, Zitronen, Zwiebeln, Knoblauch, heißes Wasser und – und – – und etwas, was dir leider fehlen wird.«
    »Was mir fehlen wird? Was ist das?« fragte er in höchster Spannung.
    »Aloe!« antwortete ich.
    »Aloe? Die hab’ ich!« jubelte er auf.
    »Er hat sie!« rief der eine Achmed.
    »Er hat sie!« schrie der andere Achmed.
    »Ja ich habe sie!« brüllte er selbst. »Wie mich das freut! Weißt du, Sihdi, ich bin ein Gemütsmensch! Ich habe immer alles, was andere Leute brauchen. Es sollte ‘mal ein ganzer, großer Korb voll hier durchgepatscht werden; der wurde von der Behörde konfisziert. Nun habe ich ihn! Du kannst ihn bekommen! Den ganzen Korb voll, wenn du ihn brauchst!«
    »Wieviel enthält der Korb?«
    »Eine halbe Maultierlast.«
    »Das ist mir fast zu viel für einen einzigen Pöntsch,« lachte ich. »Gib mir ein Stück, welches so groß ist wie eine Pflaume, hiezu acht große Zwiebeln, sechs Knollen Knoblauch, zwölf Zitronen, dazu eine Flasche Rum, eine Flasche Arrak und den nötigen Zucker, so sollst du einen Pöntsch bekommen, der auf alle Fälle noch weit besser als der des Engländers ist. Aber ich stelle die Bedingung,

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