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Abdahn Effendi. Kleinere Erzählungen

Abdahn Effendi. Kleinere Erzählungen

Titel: Abdahn Effendi. Kleinere Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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eine gute Nacht und freundlichere Gedanken, als die sind, die jetzt hier in diesem Zimmer wohnen!«
    Da sprang der Dicke auf und schrie mich, scheinbar ohne alle Ursache, zornig an:
    »Meinst du etwa, daß ich es sage?«
    »Was?« fragte ich.
    »Das Wort! Den Schuß, der hier geladen ist!« antwortete er, indem er sich mit der Hand an die Brust schlug.
    »Ja, auch das meine ich. Du wirst es sagen!«
    »Nein!« rief er.
    »Doch!« behauptete ich.
    »Nein! Nein, nein!«
    »Aber doch! Du sollst und mußt es sagen! Und wir alle, die hier versammelt sind, wir werden es hören! Noch heute! Vor Mitternacht!«

Da sank er in seinen Sitz zurück, stemmte das Gesicht in die Hände und jammerte:
    »Dieser Mensch, dieser Mensch! Hinaus mit ihm, hinaus!«
    Wir gingen. Auf dem Dache angekommen, bemerkten wir, daß die beiden Adjutanten auf uns warteten. Sie schlichen sich hinab, um den Feldwebel zu ergreifen. Sie hatten, während wir aßen, ihre Maßregeln getroffen. Ihre Soldaten standen bereit. Ihre Lampen brannten, damit man denken sollte, daß sie daheim seien. Ich riet ihnen, aufzupassen, weil ich ihnen wahrscheinlich sagen könne, wann der Feldwebel komme. Als sie fort waren, brannten auch wir unsere Lampen an. Dann legte sich Halef an das Loch, um aufzupassen. Ich setzte mich in seine Nähe, meine beiden Revolver in der Tasche, denn ich ahnte, daß wir sie wohl brauchen würden, und sei es auch nur zum Drohen. Auch Halef hatte seine Drehpistolen eingesteckt.
    Die Entscheidung nahte schnell. Man war da unten über das, was ich gesagt hatte, in höchstem Grade aufgebracht. Man beschloß, mit der Antwort auf meine Frechheit keinen Augenblick zu warten. Der Basch Tschausch solle gehen und, falls Licht in allen Stuben sei, die Schnur anzünden.
    »Sihdi, er kommt!« meldete Halef, indem er das Loch wieder schloß.
    »So komm! Wir sehen zu,« antwortete ich.
    Wir huschten über das Dach an der Ecke hinüber, wo der Baum stand.
    »Pst! Seid ihr schon da?« raunte ich hinunter.
    »Ja,« antwortete es.
    »Er kommt! Paßt auf!«
    Wir kauerten uns nieder und schauten hinab. Ja, er kam. Wir hörten ihn. Er trat an den Baum. Das Zündholz brannte auf. Als er es ausblies, sahen wir, daß etwas langsam, wie ein Leuchtkäferchen, am Baume in die Höhe lief. Er wollte sich entfernen. Da aber wurde er gepackt. Er schrie vor Schreck laut auf.
    »Herbei, herbei!« kommandierten die beiden Adjutanten.
    Er riß sich von ihnen los. Aber wohin er sich wendete, sah er die Gestalten der Soldaten, die sich näherten. Es blieb ihm nur die Flucht in das Haus; er rannte hinein. Wir eilten an unser Loch. Ich öffnete es wieder und schaute hinab, ich sah sie alle, die da von ihren Sitzen aufgesprungen waren und nun Zetermordio heulten. Ich sah auch den Basch Tschausch. Er hatte das lange, scharfe Vorlegemesser vom Tische gerissen und stürzte sich damit auf die Adjutanten, die soeben eintraten, um ihn wieder festzunehmen. Das konnte schlimm werden! Wir eilten hinab. Der Hausgang und die vordere gewöhnliche Stube standen voller Soldaten. Wir bahnten uns einen Weg nach dem Eßzimmer. Jeder, der ein Maul hatte, schrie, so weit er es nur aufsperren konnte. Als wir es erreichten, war das kurze Handgemenge bereits vorüber. Der wütende Feldwebel hatte dem türkischen Adjutanten vier Finger der rechten Hand abgeschnitten; nur der Daumen war geblieben. Und der persische Adjutant hatte einen Schnitt quer über die Nase bekommen; sie war für immer entstellt. Außerdem hatte es einige Messerstiche für die Soldaten gegeben, die nun auf dem am Boden liegenden Menschen knieten, um ihn derart zu fesseln, daß er sich nicht mehr bewegen konnte. Seine Mitschuldigen hatten sich gehütet, ihm beizustehen.
    Sie saßen jetzt wieder auf ihren Plätzen und stellten sich wie Kinder, die keine Ahnung haben. Ich versuchte zunächst, den entsetzlichen Lärm zu stillen. Es gelang. Dann galt es, nach den Wunden zu sehen. Die Soldaten verbanden einander selbst. Sie hatten Verbandstoffe in ihren Taschen. Auch die Hand des einen Adjutanten machte wenig Mühe. Das Gesicht des anderen aber setzte mehr Kenntnisse und Uebung voraus, als hier vorhanden waren. Dennoch hatten wir nach einer Stunde die Blutung gestillt und den klaffenden Schnitt so viel wie möglich wieder zusammengezwungen. Beide Herren waren nun für das ganze Leben gezeichnet, und zwar wahrscheinlich so, daß sie nicht weiterdienen konnten. Man kann sich denken, in welcher Stimmung sie sich befanden. Sie bestanden trotz

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