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Abdahn Effendi. Kleinere Erzählungen

Abdahn Effendi. Kleinere Erzählungen

Titel: Abdahn Effendi. Kleinere Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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allen Seiten entgegenduftete, ist nicht zu beschreiben. Nach einer Stunde erhielten wir die Botschaft, daß man im Korbe des toten Effendi die Lösung aller Rätsel und die Beseitigung aller Zweifel gefunden habe. Es sei jeder Wunsch erfüllt. Nach wieder einer Stunde kam einer der Leutnants mit mehreren Soldaten, die uns sämtliche Gegenstände brachten, die, uns gehörig, sich in unseren zwei Stuben befunden hatten. Wir sollten sagen, ob noch etwas fehle; es fehlte aber nichts. Auf die Frage, warum man uns das sende, erhielt ich den Bescheid, daß wir heute wo anders schlafen würden. Und nach hierauf einer halben Stunde kamen die Adjutanten selbst. Sie waren außerordentlich ernst. Sie sagten, daß die Kriminaluntersuchung vorüber sei; die geschäftliche Aufklärung aber werde wohl noch längere Zeit erfordern. Die werde man wohl nur den Händen des Müllers anvertrauen können, der mit Hilfe der beiden alten, braven Kommandanten, die nun aber wieder die neuen seien, wohl Recht und Ordnung schaffen können werde. Für heute handle es sich nur noch um den richtigen Schluß, und da seien sie auf einen Gedanken gekommen, der ihnen als der richtige erscheine. Nämlich, wenn wir nicht klüger gewesen wären, als sie, so wären wir zusammen in die Luft geflogen. Wie ein solches Indieluftfliegen damals ausgesehen habe und wie es auch heute wieder ausgesehen hätte, das möchte man wohl gerne wissen und sehen. Darum habe man jetzt alles, was nicht mitfliegen solle, fortgeschafft und die alte, lange Zündschnur wieder heruntergelegt. Es bedürfe nur noch eines Streichholzes, so erfolge die Explosion. Man werde den Befehl hiezu sofort erteilen. Auf keinen Fall sei es um das stinkende Ungeziefer schade, welches jetzt darin vorhanden sei.
    Dieser Gedanke war allerdings originell. Uns konnte die Explosion nichts tun, denn wir saßen geschützt im Serai. Am allermeisten darauf gespannt, wie es ausgesehen hätte, wenn wir in die Luft geflogen wären, zeigte sich mein kleiner Halef. Ihm machte das großes Vergnügen. Er erbot sich selbst, die Schnur anzuzünden, leider aber war bereits ein Mann hierzu beordert. Der stand schon dort am Pfirsichbaum und wartete auf das Zeichen. Es wurde gegeben. Das Hölzchen flammte auf. Wir sahen das Glühwürmchen emporsteigen, am Stamm hinauf, quer durch die Aeste, bis auf das Dach, wo es verschwand, um auf dem Dache hin nach den vier Stuben zu laufen. Meine Gedanken folgten ihm dorthin, und da wurde es plötzlich hell in mir. Ich wußte mit einem Male, was die beiden Adjutanten mit dieser Explosion eigentlich wollten. Sie war kein Feuerwerk, sondern eine Hinrichtung. In den Räumen, die wir bewohnt hatten, steckten jetzt die Verbrecher. Sie sollten genau so in die Luft fliegen, wie es für uns bestimmt gewesen und früher schon einmal auch wirklich geschehen war. Sobald mir diese Erkenntnis kam, verlangte es mich, das Entsetzliche zu verhüten. Aber es war zu spät. Der Funke hatte sein Ziel erreicht. Es erfolgte ein mächtiger Schlag, ein Krach, ein brausendes Pfeifen; eine Feuergarbe stieg auf, verbreitete und zerteilte sich hoch oben und dann hörten wir rundum das Prallen, Schlagen und Klatschen der Trümmer, die auf die Erde niederfielen. Uns schützte das Dach. Es wurde überhaupt kein Mensch getroffen, weil jedermann vorher gewarnt worden war.
    »Prächtig! Herrlich! Köstlich!« rief Halef. »Dieses Schauspiel ist – –«
    »Schweig!« fiel ich ihm in die Rede. »Geh hinaus! Sieh dir die Trümmer, die Knochenstücke und Fleischfetzen an!«
    »Ah! Du ahnst, Sihdi?« fragte der türkische Adjutant.
    »Ja, ich ahne!« antwortete ich.
    »Und hältst du es für richtig?«
    »Was ist richtig? Richtig auf Erden ist alles, und richtig auf Erden ist nichts! Aber mir graut vor euch! Ich gehe fort! Was ich hier sollte, habe ich getan. Ich wäre wohl länger geblieben, denn ich habe hier liebe, gute Menschen gefunden, über die ich mich freue, aber der Anblick eurer gräßlich nackten Rache treibt mich fort. Komm Halef, komm!«
    Da griffen die beiden Adjutanten nach mir, um mich festzuhalten, und der persische sprach:
    »Bleib hier, bleib hier! Auch wir haben dich liebgewonnen! Bedenke, was diese Menschen taten! Zwei Adjutanten umgebracht! Zwei Hauptleute und zwei Oberleutnants umgebracht! Vier Offiziersdiener umgebracht! Zwei Kommandanten unschuldig in Ketten gebracht! Heute wieder schon auf der Tat, vier Personen umzubringen! Allezeit bereit, sich untereinander abzuschlachten! Den Staat um

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