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Abdahn Effendi. Kleinere Erzählungen

Abdahn Effendi. Kleinere Erzählungen

Titel: Abdahn Effendi. Kleinere Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hieß sie früher, als sie noch Kind war,« antwortete er. »Jetzt aber läßt sie sich Rosalia nennen. Ich brachte ihr einen großen Busch von roten Nelken. Die sind ihre Lieblingsblumen. Andere mag sie nicht. Es gab Kuchen und Champagner.«
    »So in der Frühe?«
    »Ja.«
    Daß er nicht mitgetrunken hatte, sagte er nicht. Dann fuhr er fort:
    »Ich wäre lieber erst zu euch gekommen; aber ich mußte hin, eines Briefes wegen, den ich Herrn Frömmelt zu zeigen hatte, weil er der Vorsitzende vom Komitee ist. Die Regierung hat unsere Ausstellung genehmigt. Der Minister schreibt, er freue sich sehr darüber, daß solche einfache Dorfbewohner so einsichtsvoll und mutig gewesen seien, ein Werk zu unternehmen, dessen weittragende Bedeutung von den Städten nicht erkannt worden sei.«
    »Das ist schön! Das ist eine Freude!« rief das Herzle aus. »Das haben wir dir zu verdanken, dir und dem Herrn Pastor!«
    »Mir wohl kaum. Er aber war es, der die Sache in seine kräftige Hand und auf seine beredte Zunge nahm.«
    »Von dir aber ist der Gedanke ausgegangen. Du hast ihn ausgedacht und klar gesonnen. Dann bist du der Schriftführer vom Komitee geworden und hast wie ein Feldherr in alle Gegenden hinausgewirkt, um uns den Zuspruch und Erfolg zu sichern. Von dir stammen auch die Schreiben an die Amtshauptmannschaft, an die Kreishauptmannschaft und an das Ministerium. Auf diese Schreiben ist es angekommen, ob wir die Genehmigung erhalten oder nicht. Der Minister wollte durch diese Ausstellung die verarmte Handweberei des Gebirges heben; er wollte zeigen, daß die Hungernden nicht zu verzagen brauchen, wenn sie ihre Zukunft in die eigenen Hände nehmen. Aber keine einzige der Städte ist so herzhaft gewesen, sich dazu herzugeben. Da ist er unwillig geworden und hat gesagt, daß er verzichte. Nur deinen Plänen und Berichten ist es zu verdanken, daß er den guten Willen wiederbekommen hat.«
    Man sah ihr an, wie gern sie hiervon sprach. In ihren Augen lag ein schönes, frohes Licht, und in ihrem Tone klang die Stimme ihres Herzens. Er sah sie dankbar lächelnd an und erklärte:
    »Mein ganzes Verdienst liegt darin, daß ich der Ausstellung einen gesunden Körper und ein einfaches Kleid gegeben habe. Man wollte ein großes Gebäude mit teurer Ausstattung, eine weithin schallende Reklame und allerlei andere Kostspieligkeiten. Das war falsch. Auch hätten wir den Neid der Nachbarschaft erregt. Da habe ich ein ehrliches Wort gesprochen und freue mich, daß ich damit durchgedrungen bin. Die Ausstellung wird sich über alle Dörfer unseres Tales erstrecken, welche dieselbe Not und dieselben Bedürfnisse haben, und auf einen großen, prunkenden Expositionspalast können wir verzichten, weil wir in jedem Hause und in jeder Hütte ausstellen werden. Es wird jedermann seine Wohnung säubern und schmücken, um den Besuchern die Früchte seines Fleißes, die Tränen seiner Armut und das Lächeln seiner Hoffnung vorzuzeigen. Wer da kommt, der soll den strebenden Geist und die gottvertrauende Seele unserer Bevölkerung kennen lernen. Er soll sehen, daß uns der Kampf zwischen Menschenhand und Maschine, zwischen Armut und Reichtum keineswegs vernichtet hat. Wir wollen nicht etwa gegen das Kapital kämpfen, denn wir brauchen es; aber es soll sich nicht mehr zwischen den Produzenten und Konsumenten stellen, um beide auszubeuten. Und das wollen wir nicht durch Sturm und Kampf, sondern auf dem friedlichen Wege des Gesetzes und christlicher Liebe erreichen. Und weil wir diesen Frieden betonen, hat der Herr Minister sich ohne unser Ansuchen bereit erklärt, in eigener Person zu kommen, um die Ausstellung zu eröffnen.«
    Da schlug das Herzle die kleinen, fleißigen Hände zusammen und rief aus:
    »Der Herr Minister selbst? Welch eine große Ehre! Hermann, das ist wieder etwas, was wir nur dir zu verdanken haben! Weiß man das auch im Gasthof schon?«
    »Ja, freilich weiß man es. Ich habe ja den Brief vorzeigen müssen.«
    »Bitte, zeige mir ihn auch!«
    »Das darf ich nicht, Herzle, denn es stehen Komiteegeheimnisse darin.«
    Sie sah ihm forschend in das gute, jetzt lächelnde Gesicht und sagte dann:
    »Du, ich durchschaue dich! Du bist vom Herrn Minister gelobt worden, und das willst du mir nicht zeigen. Was du sagst und was du schreibst, das hat stets Hand und Fuß. Ich glaube, man hat sich da droben im Ministerium den Namen Hermann Bernstein besonders angemerkt. Was sagt denn das Rösle zu diesem hohen Besuche?«
    »Fräulein Rosalia? Das brauche

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