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Abendfrieden

Abendfrieden

Titel: Abendfrieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Buttler
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hatte jede Menge roter Striemen im Gesicht, und die Frau Singer hat sogar gedroht, sie umzubringen.«
    »Das ist ein Ding. Den Vorgang werde ich mir mal schnellstens raussuchen.«
    »Über die Holthusen wirst du noch mehr finden. Ihre Blumen-Bilder sollen sich ja irre gut verkaufen. Darüber gab es auch mehrere Artikel.«

5
    Am Sonnabendnachmittag wollten sich beide gerade ins Auto setzen, um am Elbuferweg einen Spaziergang zu machen, als es unvermutet dreimal heftig klingelte. Danzik lief hinunter und sah, einen Trolley neben sich, seine Mutter vor der Tür stehen. »Du hättest mich eigentlich abholen sollen«, sagte Gerda Danzik ohne Begrüßung. »Aber nun musste ich mir ein teures Taxi nehmen.«
    Werner Danzik nahm ihr schweigend den Rollkoffer ab und führte sie mit steinerner Miene die Treppen hoch. »Uff, das ist nichts für Herzkranke«, keuchte sie, schaffte es aber für eine Leidende erstaunlich gut.
    Als Laura ihr in der Diele entgegenkam, sagte sie knapp »Guten Tag«, dann ließ sie sich von der Lebensgefährtin ihres Sohnes zu einem Ledersessel geleiten. »Ich hab es in der Wohnung nicht mehr ausgehalten, dort bleibe ich auf keinen Fall.« Gerda Danzik zog trotzig ihr schwarzes Kostüm zurecht. »Ja, in der ersten Zeit kann man schwer allein sein«, sagte Laura formelhaft. »Was halten Sie davon, wenn ich uns erst mal einen Kaffee mache?«
    »Tun Sie das. Sie kennen sich hier ja bestens aus.«
    »Kuchen haben wir aber leider nicht.«
    »Hier.« Gerda Danzik hielt der Jüngeren triumphierend einen Napfkuchen entgegen.
    Kurz darauf saßen sie zu dritt an dem gläsernen Couchtisch. Werner Danzik hatte seine Mutter lange nicht mehr angeschaut, jetzt blickte er, gleichsam mit Lauras Augen, genauer hin: gelbgraue Haare, vorne bürstig, hinten platt, als habe sie sich lange nicht gekämmt, leicht hervorquellende wässrige Augen, die kühl ihr Gegenüber abschätzten, die Gestalt klein und dürr, aber keineswegs hinfällig, vielmehr am Leben gehalten von einer verborgenen, rabiaten Energie. Einer negativen Energie, dachte Danzik. Unter dem Kostümrock kamen statt seidener Strümpfe dicke schwarze Wollstrümpfe hervor, die in klobigen breiten Schuhen endeten.
    Gerda Danzik stopfte sich das halbe Stück Kuchen in den Mund und wandte sich kauend an Laura: »Sind Sie hier eingezogen?«
    »Nein, ich bin nur zu Besuch.«
    »Das würde ich nicht so nennen«, sagte Danzik grimmig.
    Laura sah gebannt zu, wie an Gerda Danziks Platz ein Regen an Krümeln niederging. »Ich denke, ich kürze meinen Besuch etwas ab. Sie werden mit Ihrem Sohn sicher viel zu besprechen haben.«
    »Nein!« Danzik erschrak selbst über seinen Ton, als er etwas leiser fortfuhr: »Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage. Alles wird so ablaufen, wie wir es geplant haben.«
    »Mach mal den Fernseher an«, befahl Gerda Danzik ihrem Sohn und zündete sich eine Zigarette an. In langen Zügen blies sie den Rauch über den Tisch. »Muss das sein?« Danzik fing an zu hüsteln.
    »Das mit deiner Allergie ist mehr Einbildung. Rauch ist sogar gesund. Tötet die Bakterien.«
    Danzik sah besorgt zu Laura. »Ich geh nach hinten.« Laura lächelte ihm beruhigend zu. »Ich hab noch einiges zu tun.«
    Inzwischen lief der Fernseher so laut, dass man ihn im Treppenhaus hören musste.
     
    Sonntagmorgen. Werner Danzik und Laura waren in seinem Schlafzimmer zum Leben und Lieben erwacht.
    Da wurde leise, fast unhörbar die Türklinke heruntergedrückt. Laura hatte es zuerst bemerkt. Noch hatte sie beim Liebesspiel die Augen nicht geschlossen, und so entfuhr ihr wie von selbst ein Schrei, der schrill die frühmorgendliche Stille zerschnitt. Empört starrte sie die Erscheinung im Türrahmen an: klein, mager, in einem moosgrünen Nylon-Morgenrock, die gelbgrauen Haare standen wie eine Bürste nach allen Seiten ab. Gerda Danzik. »Mutter! Das ist ja nicht zu fassen!« Werner Danzik löste sich von Laura, rollte zur Seite und zog die Bettdecke höher. »Was fällt dir ein, hier so einzudringen? Verschwinde! Aber sofort!«
    »Wann gibt’s denn nun endlich Frühstück?«, maulte die Alte. »Hast du mal auf die Uhr gesehen?«
    Werner Danzik schlug so heftig auf seine Bettdecke, dass seine Mutter, beleidigt den Kopf schüttelnd, hinausfloh. »Entschuldige, Laura.«
    »Du hattest also nicht abgeschlossen!« Laura wickelte mit hochrotem Kopf die Decke um sich. »In der Nacht war ich im Bad. Und dann hab ich es wohl vergessen.«
    Laura schnaubte nur und warf die Decke mit

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