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Abendfrieden

Abendfrieden

Titel: Abendfrieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Buttler
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setzen. So, jetzt hatte er sich entschlossen: Krabben-Avocado-Cocktail, danach ein Kartoffel-Lauch-Gratin, dazu natürlich einen Berg Salat, wie Laura es liebte. Das Gratin machte sich von selbst, in der Zwischenzeit konnte er sich um alles andere kümmern.
    Werner Danzik wandte sich mit neuem Schwung zu der Fisch-Theke, dann schob er seinen Wagen zur Gemüse-Abteilung. Zum Schluss packte er noch eine Rote Grütze ein. Ein Fertig-Dessert. Schmeckte aber trotzdem.
    Er stellte seinen Wagen auf einem Parkstreifen zwischen den Grindel-Hochhäusern ab und ging zu seinem Haus hinüber. Während er die Zutaten auspackte, pfiff er vor sich hin. Aber sein Vorrat an Melodien war begrenzt, deshalb stellte er das Radio an. NDR Info. Die Nachrichten vom Irak-Krieg und den Bombenattentaten in Tschetschenien waren unfassbar, er musste sich immer wieder neu dagegen panzern, damit sie seine Seele nicht beschädigten, aber man durfte auch nicht weghören. Die blutigen Bilder im Fernsehen waren schlimmer. Und die blutigen Bilder seines Kriminalalltags. Gleichzeitig essen? Es ging nicht. Vielleicht war es auch nur eine Frage der Pietät. Irgendwann schob man die Szenen dann wieder weg …
    Werner Danzik machte das Radio aus. Er hatte keine Zeit, um den Oldie-Sender zu suchen, und außerdem hätte er dafür eine Brille gebraucht.
    Das Telefon läutete. Nein, nicht das Handy. Ein Einsatz hätte ihm gerade noch gefehlt. Er nahm ab: »Danzik«. Jemand war in der Stille der Leitung und legte dann auf. Gut so, für ein Gespräch fehlte sowieso die Zeit.
    Eine Weile später klingelte es an der Tür. Unten. Danzik sah auf die Uhr. Sie wollte doch später kommen. Also hatte sie sich für ihn beeilt – wunderbar. »Ja, bitte?« Er griff zum Hörer der Gegensprech-Anlage. »Hier ist deine Mutter.« Diese knarrende und vom Rauchen tiefer gefärbte Stimme. Er erschrak. Und wunderte sich, dass es da etwas zum Erschrecken gab. »Moment.« Er drückte auf die Taste.
    Werner Danzik öffnete die Wohnungstür und beugte sich übers Geländer. Er sah, wie sich seine Mutter aus der Tiefe des Treppenhauses nach oben arbeitete. Relativ flink, konstatierte er. Wenn er doch endlich mal wüsste, wie krank sie wirklich war. Objektive Labordaten müsste man haben. Oder war Gesundheit eine Frage des subjektiven Empfindens?
    Oben angekommen, schwankte sie ein wenig hin und her, als habe sie die Anstrengung schwindlig gemacht. Dann fing sie sich wieder und keuchte die Luft aus. »Komm rein«, sagte er.
    Er nahm ihr den gelbgrünen Regenmantel ab. Sie ging voraus, die beige Kunststoff-Tasche am Arm, und ließ sich im Wohnzimmer auf das Velours-Sofa fallen.
    Sie atmete noch immer hörbar aus und sah ihn an. »Was guckst du so säuerlich? Muss sich deine Mutter bei dir anmelden?«
    »Ja, das wäre nicht schlecht.«
    »Hab ich natürlich gemacht. Hättest ja im Dienst sein können.«
    »Du hast bei mir angerufen?«
    »Ja, natürlich. Es war aber gerade besetzt.«
    Nein, er würde sich jetzt auf keine Diskussion einlassen. Er würde alles im Griff behalten. Dennoch spürte er fast körperlich, wie seine Stimmung sank. »Ich bekomme Besuch«, sagte er. »Von Laura.«
    »Schön«, sagte sie, sah aber nicht so aus, als ob sie das meinte. Sie rutschte tiefer ins Sofa und verschränkte die Arme. Ihm war klar, dass sie so schnell nicht wieder gehen würde.
    »Ich muss in die Küche«, sagte er.
    »Kochst du ein warmes Essen?«
    »Ja.«
    »Dann komm ich ja genau richtig.«
    Er erwiderte nichts. Dass sie ihm in irgendeiner Weise Hilfe angeboten hätte, war noch nie vorgekommen. Aber das kannte er ja. Aus seiner Kindheit. Er und sein Vater hatten sich Tag für Tag mit einer Minimal-Versorgung aus Bratkartoffeln und Rührei begnügen müssen. Vielleicht war er deshalb zum Hobbykoch geworden. Ausgehungert auf der ganzen Linie. Leiblich und seelisch … Im Hinausgehen bemerkte er, wie sie nach seiner Fernseh-Zeitschrift griff. Wahrscheinlich suchte sie nach dem Kreuzworträtsel. Das konnte sich lohnen, er würde noch eine ganze Zeit brauchen.
    Er band sich die Schürze um und legte sich das Schneidbrett zurecht. Während er die saure Sahne für die Vorspeise abschmeckte, erschien sie an der Küchentür. »Hast du mal einen Kaffee?«
    Er brauste innerlich auf, beherrschte sich aber. »Jetzt nicht, du siehst doch, dass ich zu tun habe.«
    »Ich kann ihn mir selber machen.«
    »Nein! – Außerdem ist es für Kaffee zu spät.«
    Sie schob mit einem Achselzucken hinaus. Wenig später

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